An die Gräfin Julie Reventlow geb. Schimmelmann von Heinrich Christian Boie

Nicht Menschen nur, Du lenkst auch Götter,
O Julia, und Wind und Wetter!
 
Mit holdem Zauberlicht umgoßen
War schon ein Mond bei Dir verfloßen.
Du lächeltest: Hain, Meer, Gefilde
Ward mir ein Abglanz Deiner Milde,
Und was Dich liebet, was Dich ehret,
Schien freundlich auch zu mir gekehret.
Mein Geist erhub sich wonnetrunken;
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Doch bald zum eignen Werth gesunken,
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Entsagt' er jener hohen Freude
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Und rief mir: »Faße Mut und scheide!«
 
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Schon sah ich mich getrennt von allen
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Und still am krummen Ufer wallen,
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Bald schwebend auf der blauen Wüste,
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Gelandet bald an Holsteins Küste,
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Die heimisch zwar und traulich winket,
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Doch minder Heimat mir jezt dünket.
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Da lächelst Du dem Gott der Winde
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Und folgsam gleich Cytherens Kinde,
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Das, seit es Deiner Macht gehuldigt,
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Kein Mensch der Unrat mehr beschuldigt,
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Hemmt er den Nord, dem schon die Wogen
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Vor Moens Geklipp vorüber flogen,
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Und heißt mit sanftem Wellenkräuseln
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Den Südwind mir entgegen säuseln.
 
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»Warum, o Zauberin, erneuern
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Den Schmerz der Trennung?«
 
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»Komm wir feiern,«
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Antwortest Du mit süßem Tone,
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»Den Tag, da Ring und Myrthenkrone
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Mir segnend gab der frohe Hymen.
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Komm, Freund, Du sollst mit uns ihn rühmen.«
 
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Wohlan, mir heilig, drei mal heilig
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Sei dieser Tag! Auf! eilig eilig,
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Wer je mit uns in goldnen Stunden
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Der Lieb und Freundschaft Glück empfunden!
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Herbei zum Tag des Gläserklanges,
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Des Tanzes und des Brautgesanges!
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Auf, laßt uns singen, laßt uns singen,
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Indess die vollen Gläser klingen:
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Noch oft umarm an solchem Feste
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Der beste Mann der Weiber beste!
 
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Doch Freundin! soll mit leichterm Herzen
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Ich froher unter frohen scherzen,
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So laß mich aus dem Zauberkreise
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Und gib mir morgen Wind zur Reise!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.6 KB)

Details zum Gedicht „An die Gräfin Julie Reventlow geb. Schimmelmann“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
47
Anzahl Wörter
273
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Heinrich Christian Boie ist der Autor des Gedichtes „An die Gräfin Julie Reventlow geb. Schimmelmann“. Im Jahr 1744 wurde Boie in Meldorf geboren. 1780 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 47 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 273 Worte. Der Dichter Heinrich Christian Boie ist auch der Autor für Gedichte wie „Haruns Traum“, „Der Himmel“ und „Die Zeche“. Zum Autor des Gedichtes „An die Gräfin Julie Reventlow geb. Schimmelmann“ haben wir auf abi-pur.de weitere 101 Gedichte veröffentlicht.

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