Ach nimmer will es in dem Herzen schweigen von Clemens Brentano

Ach nimmer will es in dem Herzen schweigen
Es treibt mich fort, fort aus des Lebens Mitte;
Wo eil' ich hin, wer leitet meine Schritte,
Das ferne weite Ziel noch zu erreichen?
All mein Leben,
Holder Frühling,
Morgenröte,
Abendschimmer,
Immer weiter abwärts schweben.
 
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O stehe still du eilender Gedanken,
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Laß mich in Deine klaren Augen sehen,
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Daß alle meine Leiden dann vergehen.
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O weile, sieh, ich kann nicht weiter wanken.
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Ach, erbarme
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Dich der Liebe,
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Die die Sinne
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Mir gelöset;
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Laß mich ruhn in Deinem Arme.
 
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Die Füße hab' ich blutig schon gegangen,
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Die Sonne brennt so heiß auf mich hernieder,
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Und immer finde ich den Kummer wieder,
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Bin ewig in dem Leben eingefangen.
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Niemals weilen
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Seine Schritte,
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Vor mir fliehet
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Sein Gebilde;
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Nimmer kann ich ihn ereilen.
 
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Mein Denken all in Liebe ist ertrunken,
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Und überall seh' ich den Mächt'gen stehen,
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Und überall hör' ich ihn mich verschmähen;
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Bin stets in tiefen bangen Schmerz versunken.
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Von dem Glücke
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Ihn zu hören,
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Seine Blicke
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Aufzufangen,
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Blicket nie ein Strahl zurücke.
 
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Da sitz' ich weinend nun an fremder Schwelle,
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Und harr' und hoffe, was ich nie erreiche,
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Was ich im Herzen tief und still verschweige;
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Und nimmermehr wird mir die Aussicht helle.
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Muntre Lieder,
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Freudig Lachen,
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Frohe Blicke,
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Leichte Sinne,
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Nimmer kehren sie mir wieder.
 
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So möge denn die Blume niedersterben,
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Die ohne Nahrung sich hinabgehärmt,
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Die nie ein goldner Sonnenstrahl erwärmt;
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Ich habe nur gelebet zu verderben.
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Frohes Leben
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Ihn umschlinge
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Dicht mit Freude;
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Von der Armen
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Sollst Du nie ihm Kundschaft geben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.6 KB)

Details zum Gedicht „Ach nimmer will es in dem Herzen schweigen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
54
Anzahl Wörter
253
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ach nimmer will es in dem Herzen schweigen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 253 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 54 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Clemens Brentano sind „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“, „Im Wetter auf der Heimfahrt“ und „Die Abendwinde wehen“. Zum Autor des Gedichtes „Ach nimmer will es in dem Herzen schweigen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 297 Gedichte vor.

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