Auf dem Rhein von Clemens Brentano
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Ein Fischer saß im Kahne, |
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Ihm war das Herz so schwer |
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Sein Lieb war ihm gestorben, |
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Das glaubt er nimmermehr. |
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Und bis die Sternlein blinken, |
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Und bis zum Mondenschein |
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Harrt er sein Lieb zu fahren |
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Wohl auf dem tiefen Rhein. |
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Da kömmt sie bleich geschlichen, |
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Und schwebet in den Kahn |
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Und schwanket in den Knieen, |
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Hat nur ein Hemdlein an. |
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Sie schwimmen auf den Wellen |
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Hinab in tiefer Ruh', |
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Da zittert sie, und wanket, |
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Feinsliebchen, frierest du? |
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Dein Hemdlein spielt im Winde, |
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Das Schifflein treibt so schnell, |
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Hüll' dich in meinen Mantel, |
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Die Nacht ist kühl und hell. |
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Stumm streckt sie nach den Bergen |
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Die weißen Arme aus, |
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Und lächelt, da der Vollmond |
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Aus Wolken blickt heraus. |
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Und nickt den alten Türmen, |
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Und will den Sternenschein |
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Mit ihren starren Händlein |
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Erfassen in dem Rhein. |
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O halte dich doch stille, |
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Herzallerliebstes Gut! |
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Dein Hemdlein spielt im Winde, |
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Und reißt dich in die Flut. |
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Da fliegen große Städte, |
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An ihrem Kahn vorbei, |
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Und in den Städten klingen |
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Wohl Glocken mancherlei. |
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Da kniet das Mägdlein nieder, |
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Und faltet seine Händ' |
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Aus sehen hellen Augen |
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Ein tiefes Feuer brennt. |
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Feinsliebchen bet' hübsch stille, |
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Schwank' nit so hin und her, |
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Der Kahn möcht' uns versinken, |
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Der Wirbel reißt so sehr. |
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In einem Nonnenkloster |
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Da singen Stimmen fein, |
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Und aus dem Kirchenfenster |
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Bricht her der Kerzenschein. |
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Da singt Feinslieb gar helle, |
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Die Metten in dem Kahn, |
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Und sieht dabei mit Tränen |
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Den Fischerknaben an. |
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Da singt der Knab' gar traurig |
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Die Metten in dem Kahn |
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Und sieht dazu Feinsliebchen |
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Mit stummen Blicken an. |
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Und rot und immer röter |
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Wird nun die tiefe Flut, |
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Und bleich und immer bleicher |
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Feinsliebchen werden tut. |
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Der Mond ist schon zerronnen |
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Kein Sternlein mehr zu sehn, |
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Und auch dem lieben Mägdlein |
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Die Augen schon vergehn. |
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Lieb Mägdlein, guten Morgen, |
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Lieb Mägdlein gute Nacht! |
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Warum willst du nun schlafen, |
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Da schon der Tag erwacht? |
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Die Türme blinken sonnig, |
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Es rauscht der grüne Wald, |
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Vor wildentbrannten Weisen, |
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Der Vogelsang erschallt. |
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Da will er sie erwecken, |
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Daß sie die Freude hör', |
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Er schaut zu ihr hinüber, |
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Und findet sie nicht mehr. |
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Ein Schwälblein strich vorüber, |
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Und netzte seine Brust, |
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Woher, wohin geflogen, |
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Das hat kein Mensch gewußt. |
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Der Knabe liegt im Kahne |
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Läßt alles Rudern sein, |
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Und treibet weiter, weiter |
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Bis in die See hinein. |
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Ich schwamm im Meeresschiffe |
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Aus fremder Welt einher, |
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Und dacht' an Lieb und Leben, |
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Und sehnte mich so sehr. |
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Ein Schwälblein flog vorüber, |
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Der Kahn schwamm still einher, |
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Der Fischer sang dies Liedchen, |
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Als ob ich's selber wär'. |
Details zum Gedicht „Auf dem Rhein“
Clemens Brentano
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419
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf dem Rhein“ des Autors Clemens Brentano. Geboren wurde Brentano im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz). Im Zeitraum zwischen 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 419 Wörter. Es baut sich aus 23 Strophen auf und besteht aus 92 Versen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Brautgesang“, „Abschied vom Rhein“ und „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Rhein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 297 Gedichte veröffentlicht.
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