An das Blut am Abend vor dem Gericht von Clemens Brentano

Gute Nacht du liebes Blut
Rinn noch einmal zu dem lieben Herzen
Tu dir heut noch was zu gut,
Morgen wirst du deine Lust verscherzen.
 
O du sel'ger Feuerquell!
Manchen Wundertraum hast du geschaukelt,
Wie ein trunkener Gesell
Bist du durch das liebste Herz gegaukelt.
 
Warst so überwohl zu Haus,
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In den lieben reinen blauen Adern,
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Machtest du dich gar zu kraus,
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Wußtest gar nichts von fatalen Badern.
 
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Doch du machtest dich zu breit,
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Hieltest nicht die Flut und nicht die Ebbe,
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Wie das Meer, das seiner Zeit
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Demutsvoll dem Monde küßt die Schleppe.
 
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Hieltest dich auch nimmer still
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Triebst ein Hämmern, Brennen Stechen,
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Wer im Hause bleiben will,
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Muß dem Herrn nicht immer widersprechen.
 
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Lang sah man der Unart zu,
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Doch verloren ist an dir so Malz als Hopfen,
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Welchen trifft die Strafe nu,
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Ach ihr dauert mich ihr armen Tropfen.
 
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Und weil keiner von euch weiß,
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Ob er morgen ins Gericht wird treten
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Sollt ihr alle gleicherweis
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Heut noch einmal mit der Lieben beten.
 
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Seid fein still und tuet Buß',
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Wer von euch sie im Gebete störet
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Morgen aus dem Hause muß,
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Fühlen muß zuletzt wer nicht gehöret.
 
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Gute Nacht du liebes Blut
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Rinn noch einmal zu dem lieben Herzen,
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Wem es einmal ward so gut,
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Der kann alles andre leicht verschmerzen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „An das Blut am Abend vor dem Gericht“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
214
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An das Blut am Abend vor dem Gericht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. In der Zeit von 1794 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 214 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Ihr himmlischen Fernen“, „Brautgesang“ und „Abschied vom Rhein“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An das Blut am Abend vor dem Gericht“ weitere 297 Gedichte vor.

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