Am 23. April 1818 von Clemens Brentano

Ich darf mich wohl erfreuen
An diesem Gnadentag,
Da man die heil'gen Weihen
Zum kleinen Kinde sprach.
 
Zum Kind, das groß geworden
Die Weihe treu erhielt,
Und in dem Christenorden
Zum ew'gen Heile zielt.
 
Daß vierundzwanzig Tage
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Man dich ließ Heidin sein,
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Das bracht' dir manche Plage
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Und Trug und falschen Schein.
 
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Es tränkten alle Musen
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Dich, außer Christi Hut,
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Am vollen Sinnenbusen
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Mit regem Lebensblut.
 
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Du lerntest Träume spinnen,
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In Kranz und Blumenspiel
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Gar mancherlei ersinnen
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Was nicht dem Herrn gefiel.
 
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Du lerntest Lieder singen,
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Die dich zur Welt gewandt,
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Manch bunten Kranz zu schlingen,
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Der an die Welt dich band.
 
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Doch alle diese Künste
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Sie wurden heut gekehrt
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Zu einem heil'gen Dienste,
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Der nur das Ew'ge ehrt.
 
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In jenem heil'gen Bade
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In jenem Heilerguß,
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Da schöpftest du die Gnade,
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Von der ich leben muß.
 
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Du liebes gutes Wesen,
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Ertauftes Christenkind,
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Mit dir bin ich genesen,
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Ich war ein Heide blind.
 
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Bin wieder auch geboren
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Hab' Mut von deinem Mut,
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Was alles ich verloren
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Ersetzt mir Jesu Blut.
 
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Das hast du mir von Herzen
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Gleich anfangs zugesagt,
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Als ich die bittern Schmerzen
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Zu Füßen dir geklagt.
 
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Und alle dies Erbarmen
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Das kam heut über dich,
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Du Kind auf Trostes Armen
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Wardst auch ein Christ für mich.
 
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Drum darf ich heut dich grüßen
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Du fandst mich nah dem Tod,
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Ließ'st Tränen auf mich fließen
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Und tauftest meine Not!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „Am 23. April 1818“

Anzahl Strophen
13
Anzahl Verse
52
Anzahl Wörter
228
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Am 23. April 1818“ ist Clemens Brentano. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1794 und 1842. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 228 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 52 Versen mit insgesamt 13 Strophen. Die Gedichte „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“, „Was reif in diesen Zeilen steht“ und „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“ sind weitere Werke des Autors Clemens Brentano. Zum Autor des Gedichtes „Am 23. April 1818“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 297 Gedichte vor.

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