Antonius zur Predig von Clemens Brentano

Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig
Er geht zu den Flüssen
Und predigt den Fischen
Sie schlagen mit den Schwänzen
Im Sonnenschein glänzen.
Ecce quam bonum
bonum et jucundum
habitare pisas
10 
Pisces in unum.
 
11 
Die Karpfen und Rochen
12 
Sind all hergezogen
13 
Haben's Maul aufgerissen
14 
Er sprach ins Gewissen
15 
Kein Predig niemalen
16 
Den Karpfen so gefallen.
17 
Ecce quam bonum
18 
bonum et jucundum
19 
habitare pisas
20 
Pisces in unum.
 
21 
Spitzgoschete Hechte
22 
Die stets im Gefechte,
23 
Sind schnell angeschwommen,
24 
Zu hören den Frommen
25 
Kein Predig niemalen
26 
Den Hechten so gefallen.
27 
Ecce quam bonum
28 
bonum et jucundum
29 
habitare pisas
30 
Pisces in unum.
 
31 
Auch jene Phantasten
32 
Die immer beim Fasten
33 
Die Stockfisch, ich meine,
34 
Zur Predig erscheinen.
35 
Kein Predig niemalen
36 
Dem Stockfisch so gefallen.
37 
Ecce quam bonum
38 
bonum et jucundum.
39 
habitare pisas
40 
Pisces in unum.
 
41 
Fette Aalen und Hausen,
42 
Die Vornehme schmausen,
43 
Sich selbsten bequemen
44 
Die Predig vernehmen
45 
Kein Predig niemalen
46 
Den Aalen so gefallen.
47 
Ecce quam bonum
48 
bonum et jucundum
49 
habitare pisas
50 
Pisces in unum.
 
51 
Auch Krebse, Schildkroten,
52 
Sonst langsame Boten
53 
Stehn auf aus dem Grunde,
54 
Zu Gehör diesem Munde
55 
Kein Predig niemalen
56 
Den Aalen so gefallen.
57 
Ecce quam bonum
58 
bonum et jucundum
59 
habitare pisas
60 
Pisces in unum.
 
61 
Fisch große, Fisch kleine,
62 
Von Stand und gemeine
63 
Erheben die Köpfe
64 
Wie verständ'ge Geschöpfe
65 
Auf Gottes Begehren
66 
Antonium anhören.
67 
Ecce quam bonum
68 
bonum et jucundum
69 
habitare pisas
70 
Pisces in unum.
 
71 
Die Predig geendet,
72 
Ein jeder sich wendet,
73 
Die Hechte bleiben Diebe,
74 
Die Aale viel lieben
75 
Die Predig hat gefallen,
76 
Sie bleiben gleich allen.
77 
Ecce quam bonum
78 
bonum et jucundum
79 
habitare pisas
80 
Pisces in unum.
 
81 
Die Krebs gehn zurückn
82 
Die Stockfisch bleiben dickn
83 
Die Karpfen viel fressen,
84 
Die Predig vergessen
85 
Die Predig hat gefallen
86 
Sie bleiben gleich allen.
87 
Ecce quam bonum
88 
bonum et jucundum
89 
habitare pisas
90 
Pisces in unum.
 
91 
So geht's doch nicht draußen
92 
In Holtwicks Kartausen,
93 
Frosch, Fisch, Magd, Mamselle
94 
In Teich und Kapelle
95 
Ochs, Esel, was sein ist,
96 
Zum Hören gar fein ist.
97 
Ecce quam bonum
98 
bonum et jucundum
99 
habitare pisas
100 
Pisces in unum.
 
101 
Geduld'ge Mariennen
102 
Still brennen, still flennen,
103 
Wie sanfte Landregen
104 
Bewegen sie Segen
105 
Unter Regenbogbrücken
106 
Von sonnigten Blicken.
107 
Ecce quam bonum
108 
bonum et jucundum
109 
habitare pisas
110 
Pisces in unum.
 
111 
Gar sanfte Lutgarden
112 
Beim häuslichen Garten,
113 
Sehn Kirchlein erbauen
114 
Auf frommes Vertrauen
115 
Man folgt aufs Gewissen
116 
Antonii Rissen.
117 
Ecce quam bonum
118 
bonum et jucundum
119 
habitare pisas
120 
Pisces in unum.
 
121 
Auch ems'ge Lisetten
122 
Aus Betten zur Metten
123 
Gleich sorgenden Marthen
124 
Antonio aufwarten
125 
Und wissen ohn' Klagen
126 
Das Kopfweh zu tragen.
127 
Ecce quam bonum
128 
bonum et jucundum
129 
habitare pisas
130 
Pisces in unum.
 
131 
Gesetzte Aplonen
132 
Ganz klösterlich wohnen,
133 
Bild, Kranz, Tabernakel,
134 
Ohn' weltlich Spektakel
135 
Sind Resonanzboden
136 
Von geistlichen Oden.
137 
Ecce quam bonum
138 
bonum et jucundum
139 
habitare pisas
140 
Pisces in unum.
 
141 
Und schmunzelnde Trükse
142 
Wie Samsonis Füchse
143 
Mit Scherzen in Ehren
144 
Die Saaten verheeren
145 
Philistrischer Sorgen
146 
Von heute und morgen.
147 
Ecce quam bonum
148 
bonum et jucundum
149 
habitare pisas
150 
Pisces in unum.
 
151 
Erwachsne Katrinen
152 
Mit altklugen Mienen
153 
Zerstören die Kästchen
154 
Des Heidentums Restchen
155 
Und schreiben nicht schiefe
156 
Gradlinichte Briefe.
157 
Ecce quam bonum
158 
bonum et jucundum
159 
habitare pisas
160 
Pisces in unum.
 
161 
Scharmante Ferdinande
162 
Verstehn sich am Rande
163 
Und wünschen manch Haarbreit
164 
Zu teilen die Arbeit
165 
Gebrochen ist's Eisen,
166 
Nun geht es ans Schweißen.
167 
Ecce quam bonum
168 
bonum et jucundum
169 
habitare pisas
170 
Pisces in unum.
 
171 
Gar zarte Bernharde,
172 
In Sorgen bewahrte,
173 
Schon tappen auf Pfade
174 
Von Tapet und Schoklade,
175 
Antonius Papa o!
176 
Trug braune wie Kakao.
177 
Ecce quam bonum
178 
bonum et jucundum
179 
habitare pisas
180 
Pisces in unum.
 
181 
Verlorne Melchioren
182 
Sind wieder geboren,
183 
Zerbrechen den Degen
184 
Und sprechen den Segen.
185 
Was irgend verschwindet
186 
Antonius bald findet.
187 
Ecce quam bonum
188 
bonum et jucundum
189 
habitare pisas
190 
Pisces in unum.
 
191 
Eleven, Josephen
192 
Auf geistlichen Hefen
193 
Träumt's von dem Weinhandel
194 
Und christlichem Wandel,
195 
Dazu macht kapabel
196 
Die Weinbergsparabel.
197 
Ecce quam bonum
198 
bonum et jucundum
199 
habitare pisas
200 
Pisces in unum.
 
201 
Antonium als Sieger,
202 
Preist vieles Geschwieger,
203 
Gesohns und Getöchter
204 
Geflenne und Gelächter
205 
Den Pott lobt der Henkel
206 
Antonium der Enkel.
207 
Ecce quam bonum
208 
bonum et jucundum
209 
habitare pisas
210 
Pisces in unum.
 
211 
Mimien und Dinen
212 
Aloise erschienen
213 
Und Hanse von Bostel
214 
Beim Holtwicks Apostel
215 
Und bringen als Jünger
216 
Ihm Singer und Springer.
217 
Ecce quam bonum
218 
bonum et jucundum
219 
habitare pisas
220 
Pisces in unum.
 
221 
Und wär' auch zur Predig
222 
Sein Haus einmal ledig,
223 
So wird er ein Tröster
224 
Für mancherlei Beester.
225 
In Luft Wasser Erde
226 
Folgt ihm seine Herde.
227 
Ecce quam bonum
228 
bonum et jucundum
229 
habitare pisas
230 
Pisces in unum.
 
231 
Im Teich Prozessionen
232 
Von Dickköpf' Millionen
233 
So lang wie Kaldaunen
234 
Die Predig anstaunen
235 
Selbst weiße Steingötter
236 
Hören pred'gen vom Wetter.
237 
Ecce quam bonum
238 
bonum et jucundum
239 
habitare pisas
240 
Pisces in unum.
 
241 
Standmäßige Karpen
242 
Den Martertod starben,
243 
Im Weiher fünf Schleien
244 
Dem Schleier sich weihen,
245 
Es denken selbst Barse
246 
Die Predigt schön war se.
247 
Ecce quam bonum
248 
bonum et jucundum
249 
habitare pisas
250 
Pisces in unum.
 
251 
Fisolen, Blumkohlen
252 
Melkatonen, Melonen
253 
Rüb', Spargel und Rettich,
254 
Erwachsen zur Predig
255 
Und lassen indessen
256 
Von Antonius sich essen.
257 
Ecce quam bonum
258 
bonum et jucundum
259 
habitare pisas
260 
Pisces in unum.
 
261 
Und Äpfel und Birnen
262 
Rotbacken, Goldstirnen,
263 
Samtwangigte Pfirschen
264 
Mundfüllende Kirschen
265 
Trotz Mücken, trotz Raupen
266 
Sie hören und glauben.
267 
Ecce quam bonum
268 
bonum et jucundum
269 
habitare pisas
270 
Pisces in unum.
 
271 
Wiedhopf und Kuckucken
272 
Mit schönen Perucken
273 
Und Nacht'gall sind Kanter,
274 
Man kann's nicht scharmanter,
275 
Goldamsel und Bülow
276 
Ruft laut vor Gefühl O!
277 
Ecce quam bonum
278 
bonum et jucundum
279 
habitare pisas
280 
Pisces in unum.
 
281 
Von vornen und hinden
282 
Die Dornen, die Linden
283 
Die Lauben, die Hecken
284 
Antonium bedecken
285 
Und Kuppel und Tempel
286 
Statuieren Exempel.
287 
Ecce quam bonum
288 
bonum et jucundum
289 
habitare pisas
290 
Pisces in unum.
 
291 
Von allen Zuhörern
292 
Hochschätzern, Verehrern,
293 
Pflanz, Fisch, Vogel, Tieren,
294 
Am meist profitieren
295 
Besonders die Salmen
296 
Die schwingen die Palmen.
297 
Ecce quam bonum
298 
bonum et jucundum
299 
habitare pisas
300 
Pisces in unum.
 
301 
Den Salmen vor allen
302 
Die Predig muß gefallen,
303 
Weil ihre Vorfahren
304 
Auf Golgotha waren,
305 
Antonius ohn' Klagen
306 
Sein Kreuz tät nachtragen.
307 
Ecce quam bonum
308 
bonum et jucundum
309 
habitare pisas
310 
Pisces in unum.
 
311 
Was drunten, was droben,
312 
Antonium muß loben,
313 
Was hüben, was drüben,
314 
Antonium muß lieben.
315 
Denn wer was verloren,
316 
Dem leiht er die Ohren.
317 
Ecce quam bonum
318 
bonum et jucundum
319 
habitare pisas
320 
Pisces in unum.
 
321 
Und wer ihn recht lieb hat,
322 
Der rufet ihm bibat,
323 
Und wer's Maul nicht schief hat,
324 
Der rufet ihm vivat.
325 
Cantamus, bibamus,
326 
Vivamus, amamus.
327 
Ecce quam bonum
328 
bonum et jucundum
329 
bonum et jucundum
330 
auscultare pisces
331 
Pisces Antonium
 
332 
Nur einer der Hörer
333 
Macht öfters den Störer,
334 
Er hilft sich mit Lieben
335 
Und hat dies geschrieben,
336 
Mit Quellenaufsuchen
337 
Im Speckpannekuchen.
338 
Ecce quam bonum
339 
bonum et jucundum
340 
habitare pisas
341 
Pisces in unum.
 
342 
Es scheint ihm nicht nötig
343 
Noch mehr aus der Predig
344 
Vor euch hier zu schwätzen,
345 
Man muß einmal nätzen.
346 
Trinkt Menschen, trinkt Fische
347 
Im Teich und am Tische.
348 
Ecce quam bonum
349 
bonum et jucundum
350 
habitare pisas
351 
Pisces in unum.

Details zum Gedicht „Antonius zur Predig“

Anzahl Strophen
35
Anzahl Verse
351
Anzahl Wörter
1112
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Antonius zur Predig“ ist Clemens Brentano. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Zwischen den Jahren 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Als Merkmale der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Bedeutende Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 1112 Wörter. Es baut sich aus 35 Strophen auf und besteht aus 351 Versen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Wetter auf der Heimfahrt“, „Die Abendwinde wehen“ und „14. Juli 1834“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Antonius zur Predig“ weitere 297 Gedichte vor.

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