An des Kaisers von Oesterreich Majestät von Christian Friedrich Hebbel

War auch der Mörder, welcher, tief verblendet,
Den meuchlerischen Stahl auf Dich gezückt,
Ein Bote, den die Hölle selbst gesendet,
Nachdem sie ihn im Innersten berückt,
So hat es doch der Himmel so gewendet,
Daß jetzt ihn die Apostelkrone schmückt,
Denn Kunde hat der Herr durch ihn gegeben:
Gefeit ist, weil geweiht, des Kaisers Leben!
 
Nun darfst Du doppelt auf Dich selbst vertrauen,
10 
Und doppelt hoffen darf auf Dich die Welt,
11 
Der Dichter aber blickt mit heil'gem Grauen
12 
In Deine Zukunft, die sich ihm erhellt,
13 
Du wirst, er glaubt's den Thron auf's Neue bauen,
14 
Den Karl der Große einst so hoch gestellt,
15 
Denn soll's noch einmal auf der Erde tagen,
16 
So muß das Herz Europas wieder schlagen!
 
17 
So schmiede denn mit einer eh'rnen Klammer
18 
Das eig'ne fest an's alte Deutsche Reich;
19 
Dann endest Du den allgemeinen Jammer
20 
Und den des edlen Deutschen Volks zugleich:
21 
Wo drängt sich auch durch eine Herzensklammer
22 
Das Blut und läßt die and're leer und bleich?
23 
Durch alle beide muß es wechselnd fluten,
24 
Dann weckt es die verborg'nen Lebensgluten!
 
25 
Und liegt das alte Reich auch tief darnieder,
26 
Ein Wink von Dir, und es erhebt sich schon,
27 
Es starb ja nicht an seiner eig'nen Hyder,
28 
Es ward zermalmt durch einen Göttersohn,
29 
In Cäsar kehrte Alexander wieder
30 
Und alle Beide in Napoleon,
31 
Und sehen wir den Erdball selber schwanken,
32 
So darf auch ohne Schmach die Eiche wanken!
 
33 
Es glich dem düstern Helden jener Sage,
34 
Der seine Feinde nicht bloß überwand,
35 
Nein, der sich auch zu seiner eig'nen Klage
36 
Nach jedem Siege doppelt stärker fand,
37 
So daß er an dem Abend seiner Tage
38 
Die Kraft der Welt in sich zusammen band,
39 
Und, da ihm doch beschieden war, zu enden,
40 
Den Tod erlitt von aller Götter Händen!
 
41 
Drum ist, was ihm erlag, nur halb erlegen,
42 
Es sank betäubt, doch war es nicht erschlafft,
43 
Der Scheintod selbst, er ward vielleicht zum Segen,
44 
Sogar ein Traum entzündet oft die Kraft,
45 
Auch seh'n wir manchen Zwerg sich wieder regen,
46 
Der keck und trotzig sich empor gerafft:
47 
Was schläft denn noch der erste aller Recken?
48 
Berühr' ihn, Herr, ein Habsburg kann ihn wecken!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.9 KB)

Details zum Gedicht „An des Kaisers von Oesterreich Majestät“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
349
Entstehungsjahr
1813 - 1863
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An des Kaisers von Oesterreich Majestät“ des Autors Christian Friedrich Hebbel. Geboren wurde Hebbel im Jahr 1813 in Wesselburen, Dithmarschen. In der Zeit von 1829 bis 1863 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 349 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Christian Friedrich Hebbel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Blinde“, „Gebet“ und „Glück“. Zum Autor des Gedichtes „An des Kaisers von Oesterreich Majestät“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Christian Friedrich Hebbel

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Christian Friedrich Hebbel und seinem Gedicht „An des Kaisers von Oesterreich Majestät“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Christian Friedrich Hebbel (Infos zum Autor)

Zum Autor Christian Friedrich Hebbel sind auf abi-pur.de 418 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.