An den Maler von Johann Gottfried Herder

Neig' immer Dich zur Erden,
Mal' ihren Schatten nur!
Und heilig soll mir werden
Da ihre sanfte Spur!
 
Sonst nimmer doch erreichen
Sie Farben, die ihr gleichen;
Ach, nur im Herzen mein,
Da kann ihr Bildniß sein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An den Maler“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
37
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den Maler“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter, Übersetzer, Theologen und Philosophen, der während der Epoche der Aufklärung lebte und arbeitete. Herder gilt als wichtiger Vertreter der Weimarer Klassik und zugleich bedeutender Wegbereiter der Romantik. Das vorliegende Gedicht ist daher vermutlich dem Zeitraum zwischen dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zuzuordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Lyrikwerk metaphorisch und introspektiv. Es werden die intimen Gefühle des lyrischen Ichs angesprochen und dazu aufgefordert, tiefe Emotionen durch die Kunst darzustellen.

In seinem Gedicht appelliert Herder an einen Maler, sich auf die Erde und ihren Schatten zu konzentrieren, um heilige und sanfte Spuren festzuhalten. Er schwingt jedoch einen Ausspruch der Verzweiflung im Weiteren ein, indem er feststellt, dass Farben niemals die Schönheit der Erde wirklich einfangen können. Er kommt zu dem Schluss, dass das wahre Bild der Erde nur in seinem Herzen existieren kann.

Herder drückt hier seine tiefe Bewunderung und Ehrfurcht gegenüber der natürlichen Welt aus. Das lyrische Ich scheint zu glauben, dass die Schönheit der Natur so tief und eindringlich ist, dass sie nicht erfolgreich reproduziert werden kann, selbst nicht von einem talentierten Maler. Darüber hinaus zeigt das Gedicht eine gewisse Sehnsucht nach einer mehr spirituellen und persönlichen Verbindung zur Natur.

In Bezug auf Form und Sprache arbeitet Herder mit einem klaren und kompakten Stil. Alle vier Strophen bestehen aus jeweils vier Zeilen, was dem Lyrikwerk eine symmetrische Struktur gibt. Die Sprache des Gedichts ist einfach und unprätentiös, was dem emotionalen und intimen Ton des Inhalts entspricht. Trotz der scheinbaren Einfachheit der Sprache transportiert Herder jedoch komplexe und tiefe Gefühle, oft durch den Gebrauch symbolischer Metaphern wie Erde, Schatten und Farben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An den Maler“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Die Epoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um junge Autoren. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Die Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Vertreter der Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Das Individuum ist also von höheren Mächten bestimmt. In der Gestaltung wurde das Gesetzmäßige, Wesentliche, Gültige sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik angesehen werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch enge Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das 37 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An den Maler“ weitere 413 Gedichte vor.

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