Willst Du, o Mensch, in der Natur von Johann Gottfried Herder

Willst Du, o Mensch, in der Natur
Der Gottheit Abglanz finden:
Such in Dir, seinem Bilde, nur,
Und Funke wird Dir zünden!
Und werden alle Funken Dir
Dann lohe Gottesflammen:
Sieh Jesum Christum hier!
Da flammen sie zusammen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Willst Du, o Mensch, in der Natur“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
38
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das ausgewählte Gedicht stammt von Johann Gottfried Herder und wurde während des Sturm und Drang geschrieben, einer literarischen Epoche, die von etwa 1767 bis etwa 1785 dauerte. Herder war eine zentrale Figur dieser Bewegung.

Neben seinem ersten Eindruck weckt dieses Gedicht eine tiefe spirituelle und metaphysische Reflexion. Das lyrische Ich, das sich an einen Adressaten richtet - vermutlich die gesamte Menschheit - betont die Bedeutung der Innerlichkeit und Spiritualität bei der Suche nach Gott. Es betont, dass Gott nicht außerhalb oder unabhängig von uns, sondern in uns zu finden ist.

Das Gedicht ermutigt zur individuellen Gotteserfahrung durch eine Art innere Erleuchtung: Wenn wir in unser Inneres schauen und interne Funken zünden, verwandeln sich diese Funken metaphorisch in Gottesflammen. Die letzte Zeile des Gedichts führt Jesus Christus als zentralen Knotenpunkt ein, an dem sich alle diese spirituellen Flammen treffen und zusammenfließen.

In Bezug auf die Form ist das Gedicht verständlich und klar strukturiert, bestehend aus insgesamt acht Versen, die in einer einzigen Strophe organisiert sind. Jeder Vers ist kurz und ausdrucksstark, und die rhythmische Natur des Gedichts trägt zur Stärke und zum Fluss der Aussage bei.

In Bezug auf die Sprache sind die verwendeten Metaphern und Bilder stark und kraftvoll, insbesondere das Bild der Funken und Flammen, die zu godähnlichen Erscheinungen werden. Dieses Bild vermittelt die Idee einer spirituellen Transformation und Erleuchtung.

Die Verwendung des Wortes „Mensch“ unterstreicht die Universalität der Aussage, während die Aufforderung, in sich selbst zu suchen, auf eine introspektive, persönliche spirituelle Suche hinweist. Die Erwähnung Jesu Christi am Ende bietet eine konkrete Figur, auf die sich der menschliche spirituelle Streben konzentrieren kann, wobei die Flammen eine Art Verschmelzung oder Vereinigung der individuellen spirituellen Strömungen repräsentieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Willst Du, o Mensch, in der Natur“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Menschlichkeit und Toleranz. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Dichter haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das vorliegende Gedicht umfasst 38 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 8 Versen. Die Gedichte „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Willst Du, o Mensch, in der Natur“ weitere 413 Gedichte vor.

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