Zur Fahnenweihe des Bonner Veteranenvereins von Ernst Moritz Arndt

Dies wolle Gott im Himmel walten,
Der jedes gute Werk regiert!
Hier stehn wir halbzerrißnen Alten
In frischer Reihe aufmarschiert;
Gebete gehn zur Himmelsbläue,
Wir feiern heut ein großes Fest,
Ein schönstes Fest, ein Fest der Treue:
Wir nageln unsre Fahne fest.
 
Dies meint nicht Treue festzunageln
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Die muß durch Gott gefestet sein,
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Daß, wann die Schlachtenwetter hageln
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Und Blei und Eisen niederspein,
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Die Fahne fliege als ein Zeichen,
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Der Ehre Pfand, der Treue Pfand,
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Daß in dem Kampf kein Mann will weichen
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Für König, Gott und Vaterland.
 
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So stehen wir, die Veteranen,
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Wie uns die Treue hergebot,
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Und denken an zerschoßne Fahnen
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Und tapfrer Kameraden Tod,
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An heiße Tage, schwere Wunden,
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Wo Schlachtendunkel uns umzog,
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Doch auch an manche Freudenstunden,
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Wo Preußens Adler oben flog.
 
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So stehn wir hier, die Veteranen,
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Als rief es: Vorwärts! Nehmt's Gewehr!
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Vor allen denkt man heut der Ahnen,
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Der Heldengeister heut im Heer,
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Der höchsten, hellsten Siegesblitze
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Ihr Name klingt Unsterblichkeit
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Der Friedrich Wilhelme, der Fritze;
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Durch sie sei unser Tuch geweiht!
 
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So stehn wir hier, die Veteranen,
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Und viele fallen uns noch ein,
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Die leuchten auch als Preußens Ahnen
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Sie schaun auf unser Fest mit ein
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Schwerin und Seidlitz, Zieten, Blücher
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Wer zählte alle Helden her,
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Die füllen die Geschichtenbücher
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Mit schönster deutscher Siegesmär?
 
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Und nun das höchste Hoch der Alten!
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Zum Himmel steige das Gebet!
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Wir wollen feste Treue halten,
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Wo diese Fahne vor uns weht;
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Und muß sie einst im Felde fliegen
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Den stolzen Preußenadlerflug,
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So bleibe Fallen oder Siegen
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Der Veteranen Ehrenspruch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.5 KB)

Details zum Gedicht „Zur Fahnenweihe des Bonner Veteranenvereins“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
253
Entstehungsjahr
1854
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Ernst Moritz Arndt verfasst, einem deutschsprachigen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Arndt war ein Anhänger der deutschen Nationalbewegung und ein entschiedener Gegner Napoleons. Daher kann man das Gedicht in einem historischen Kontext sehen, in dem nationaler Stolz und Verteidigung der Heimat wichtige Themen waren.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen feierlichen, fast militärischen Eindruck. Es wird eine Atmosphäre von Kameradschaft und festem Entschlossenheit geschaffen, was sehr passend für den Anlass einer Fahnenweihe ist.

Das lyrische Ich ist ein Teil der Veteranen, die ihre Fahne mit Stolz und Treue schmücken. Es erinnert an die Zeiten im Krieg, an die Gefallenen und die Siege, die sie errungen haben. Es ruft zur Treue gegenüber König, Gott und Vaterland auf und ehrt die Ahnen, die in der Vergangenheit Kriege und Schlachten geführt haben.

Inhaltlich geht es um das Gedenken an die Kameraden und die Helden der Vergangenheit, um den Glauben an Gott und das Festhalten an Treue und Ehre, um die Bereitschaft, für König, Gott und Vaterland zu kämpfen.

Die Form und Sprache des Gedichts sind recht traditionell. Es besteht aus sechs Strophen mit jeweils acht Versen und hat ein strukturiertes Versschema. Die Sprache ist klar und leicht zu verstehen, die Bilder und Metaphern sind direkt und bildlich. Es werden Bilder der Kampfbereitschaft, Militärparade, Schlachten und des Adlerfluges gebraucht, die die Themen Krieg, Heldentum und Patriotismus aufgreifen. Das wiederholte Aufrufen zu Treue und Ehre verstärkt die Botschaft des Gedichts und dient als Aufruf an die Leser, diese Werte ebenfalls zu wahren.

Es ist also ein patriotisches Gedicht, das nationalen Stolz und Treue zelebriert und die Errungenschaften und Opfer der Vergangenheit ehrt. Es ist fest in seiner Zeit und ihrem Geist verankert und vermittelt ein starkes Gefühl von Kameradschaft, Ehre und Entschlossenheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Zur Fahnenweihe des Bonner Veteranenvereins“ des Autors Ernst Moritz Arndt. Geboren wurde Arndt im Jahr 1769 in Groß Schoritz (Rügen). Im Jahr 1854 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 253 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Moritz Arndt sind „Das Glück, das glatt“, „Laßt wehen, was nur wehen kann“ und „Ballade“. Zum Autor des Gedichtes „Zur Fahnenweihe des Bonner Veteranenvereins“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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