Wiegenlied im Freyen von Achim von Arnim

Goldne Wiegen schwingen
Und die Mücken singen,
Blumen sind die Wiegen,
Kinder drinnen liegen,
Auf und nieder geht der Wind,
Geht sich warm und geht gelind.
 
Wie viel Kinder wiegen?
Wie viel soll ich kriegen?
Eins und zwey und dreye,
10 
Und ich zähl auf's neue,
11 
Auf und nieder geht der Wind,
12 
Tausend Blumen wiegt geschwind.
 
13 
Was zu viel, das ist zu viel,
14 
Und ich frage nicht zum Spiel.
 
15 
Drüben auf den Aesten wiegen
16 
Sich zwey Aepfel ganz allein
17 
Sich zu mir so freundlich biegen
18 
Röthen ihre Backen klein
19 
Und ich les' in ihren Zügen
20 
Schuldlos Küssen, mein Vergnügen.
 
21 
Und ich brech mit heiterm Singen
22 
Diese Aepfel mir zum Schmaus
23 
Und aus meinen Wangen dringen
24 
Auch zwey Kinderköpf heraus,
25 
Werd so viele Kinder bringen
26 
Als hier rothe Aepfel hingen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Wiegenlied im Freyen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
128
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Achim von Arnim, ein bedeutender deutscher Schriftsteller der Romantik, der von 1781 bis 1831 lebte.

Das Gedicht „Wiegenlied im Freyen“ hinterlässt beim ersten Eindruck einen zarten und eher sanften Eindruck. Es wirkt wie ein klassisches Wiegenlied und ist mit Naturmotiven durchzogen, was typisch ist für die Romantik.

Das lyrische Ich stellt in den ersten beiden Strophen Fragen und Beobachtungen an, die auf eine idyllische Naturszene verweisen. Es spricht von goldenen Wiegen, die schwingen, und von Mücken, die singen. Im übertragenen Sinn könnten diese „Kinder“ für Träume oder Hoffnungen stehen.

In der dritten Strophe scheint das lyrische Ich eine Art Erkenntnis zu formulieren, „Was zu viel ist, das ist zu viel“ (Vers 13), was vielleicht auf eine Art Zufriedenheit hindeutet.

In der vierten Strophe werden zwei Äpfel beschrieben, die auf einer Linde sitzen und sich freundlich zum lyrischen Ich neigen. Hier wird eine Personifizierung angewendet, wo die Äpfel wie Menschen erscheinen und ihre „Backen“ erröten lassen.

Schließlich, in der letzten Strophe, spricht das lyrische Ich von dem Brechen dieser Äpfel und dem Übergang zu einem neuen Thema: Geburt und Mutterschaft. Es stellt sich vor, dass es so viele Kinder haben wird, wie es rote Äpfel gab.

Die Form des Gedichts ist geprägt von einer lyrischen und melodischen Sprache, die insgesamt eine angenehme und ruhige Stimmung erzeugt. Die Verse sind in einer klaren und einfachen Sprache verfasst, was es leicht zugänglich macht. Jedoch ist die Sprache sehr bildreich, was zu einer gewissen Tiefe führt.

Insgesamt ist „Wiegenlied im Freyen“ ein Gedicht, das verschiedene Themen berührt, darunter Natur, Träume, Zufriedenheit und Mutterschaft. Es bietet eine interessante Mischung aus leicht zugänglicher Sprache und tieferer Bedeutung, die den Leser zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Wiegenlied im Freyen“. 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1797 bis 1831 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 128 Worte. Weitere Werke des Dichters Achim von Arnim sind „Des ersten Bergmanns ewige Jugend“, „Der Falke“ und „Ehe“. Zum Autor des Gedichtes „Wiegenlied im Freyen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 173 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Achim von Arnim

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Achim von Arnim und seinem Gedicht „Wiegenlied im Freyen“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Achim von Arnim (Infos zum Autor)

Zum Autor Achim von Arnim sind auf abi-pur.de 173 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.