Herbstgefühl von Emanuel Geibel

O wär' es bloß der Wange Pracht,
Die mit den Jahren flieht!
Doch das ist's, was mich traurig macht,
Daß auch das Herz verblüht;
 
Daß, wie der Jugend Ruf verhallt
Und wie der Blick sich trübt,
Die Brust, die einst so heiß gewallt,
Vergißt, wie sie geliebt.
 
Ob von der Lippe dann auch kühn
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Sich Witz und Scherz ergießt,
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's nur ein heuchlerisches Grün,
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Das über Gräbern sprießt.
 
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Die Nacht kommt, mit der Nacht der Schmerz,
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Der eitle Flimmer bricht;
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Nach Thränen sehnt sich unser Herz
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Und findet Thränen nicht.
 
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Wir sind so arm, wir sind so müd',
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Warum, wir wissen's kaum;
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Wir fühlen nur, das Herz verblüht,
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Und alles Glück ist Traum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Herbstgefühl“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das hier vorgelegte Gedicht trägt den Titel „Herbstgefühl“ und stammt aus der Feder von Emanuel Geibel, einem deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Zeitlich lässt es sich in die Ära des Biedermeier und des Realismus einordnen.

Geibel präsentiert in seinem Gedicht eine melancholische und traurige Stimmung, die von Zerrissenheit und Wehmut geprägt ist. Das lyrische Ich durchlebt eine Phase der Vergänglichkeit und des Niedergangs.

In einfachen Worten behandelt das Gedicht das altern und die damit verbundene Einsicht, dass sowohl physische Schönheit als auch inneres Feuer verblasst. Das lyrische Ich bedauert nicht einfach nur den Verlust der äußeren Jugend und Schönheit, sondern besonders den Verlust innerer Leidenschaft und Liebe, die mit dem Alter verblassen. Es versucht, mit Humor und Witz über diese Realität hinwegzutäuschen, ist sich aber selbst bewusst, dass dies nur eine Täuschung ist, und diese Erkenntnis verstärkt nur die Traurigkeit.

Das Gedicht ist in fünf vierzeilige Strophen unterteilt, die jeweils in einem Kreuzreim (ABAB) verfasst sind. Es ist im Jambus geschrieben und weist einen regelmäßigen Metrum auf, aber die Inhalte vermitteln eine tiefe Melancholie.

Die Sprache ist einfach und direkt, dabei aber sehr eindringlich und bildkräftig. Geibel verwendet metaphorische Begriffe, um die Emotionen des lyrischen Ichs zu veranschaulichen. Die wiederholte Verwendung des Wortes „Herz“ unterstreicht den emotionalen Schmerz und die innere Leere, die das lyrische Ich empfindet, während „Gräbern“ und „Nacht“ die Themen Vergänglichkeit und Dunkelheit symbolisieren.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass „Herbstgefühl“ ein tiefgreifendes, emotionales Werk ist, das das Thema des Alterns und die damit verbundene Melancholie und Wehmut eindrücklich vermittelt. Der Einsatz von Bildern und Symbolen trägt zur Ausdruckskraft des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Herbstgefühl“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Emanuel Geibel. Geboren wurde Geibel im Jahr 1815 in Lübeck. Das Gedicht ist in der Zeit von 1831 bis 1884 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Emanuel Geibel ist auch der Autor für Gedichte wie „Herbstlich sonnige Tage“, „An Georg Herwegh“ und „Mittagszauber“. Zum Autor des Gedichtes „Herbstgefühl“ haben wir auf abi-pur.de weitere 67 Gedichte veröffentlicht.

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