Frohe Botschaft von Emanuel Geibel

Nach langem, bangem Winterschweigen
Willkommen, heller Frühlingsklang!
Nun rührt der Saft sich in den Zweigen
Und in der Seele der Gesang.
Es wandelt unter Blütenbäumen
Die Hoffnung übers grüne Feld;
Ein wundersames Zukunftsträumen
Fließt wie ein Segen durch die Welt.
 
So wirf denn ab, was mit Beschwerden,
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O Seele, dich gefesselt hielt:
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Du sollst noch wie der Vogel werden,
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Der mit der Schwing im Blauen spielt.
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Der aus den kahlen Dornenhecken
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Die roten Rosen blühend schafft,
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Er kann und will auch dich erwecken
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Aus tiefem Leid zu junger Kraft.
 
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Und sind noch dunkel deine Pfade,
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Und drückt dich schwer die eigne Schuld:
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O glaube, größer ist die Gnade,
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Und unergründlich ist die Huld.
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Laß nur zu deines Herzens Thoren
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Der Pfingsten vollen Segen ein,
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Getrost, und du wirst neugeboren
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Aus Geist und Feuerflammen sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Frohe Botschaft“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Frohe Botschaft“ stammt von Emanuel Geibel, einem deutschen Dichter der Spätromantik und des Biedermeier, der von 1815 bis 1884 lebte. Damit lässt es sich zeitlich in das 19. Jahrhundert einordnen.

Auf den ersten Blick fällt eine nahezu feierliche Stimmung auf. Es wirkt, als wäre das lyrische Ich aus einer dunklen, winterlichen Periode erwacht und freue sich nun auf den Beginn des Frühlings.

Das lyrische Ich beschreibt in den einzelnen Strophen einen Übergang, eine Veränderung. In der ersten Strophe wird der Beginn des Frühlings und das Erwachen der Natur gefeiert. Durch den Frühlingsanfang wird die zuvor winterliche Stille durchbrochen, das Leben kehrt zurück in die Zweige der Bäume und die Hoffnung breitet sich aus. In der zweiten Strophe wird dazu aufgerufen, alle Lasten und Fesseln abzulegen und neues Leben und Hoffnung zu schöpfen, ganz wie die Natur im Frühling. In der dritten und letzten Strophe werden Schuld und Sünden angesprochen, aber auch die Aussicht auf Vergebung und einen Neuanfang.

Die Sprache des Gedichts ist reich an bildhaften Metaphern und symbolischen Anspielungen. Es sind Züge des Biedermeier darin zu erkennen, wenngleich Geibel in manchem den typischen Konservativismus dieser Epoche durchbricht. Die Form des Gedichts ist geprägt durch einen regelmäßigen, achtzeiligen Strophenbau, wodurch das Gedicht einen musikalischen, harmonischen Klang erhält.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Geibels „Frohe Botschaft“ eine ermutigende Botschaft der Hoffnung und des Neubeginns vermittelt. Es ist ein Aufruf, sich von den Fesseln der Vergangenheit zu lösen und, ganz wie die Natur im Frühling, neues Leben zu schaffen. Dies spiegelt wider, wie der Autor mit seinem ausgeprägten Poetisieren von Stimmungen und Befindlichkeiten den Zeitgeist der Romantik und des Biedermeier repräsentiert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Frohe Botschaft“ ist Emanuel Geibel. Im Jahr 1815 wurde Geibel in Lübeck geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1831 bis 1884 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 134 Worte. Emanuel Geibel ist auch der Autor für Gedichte wie „Die stille Wasserrose“, „Mahnung“ und „Liebesglück“. Zum Autor des Gedichtes „Frohe Botschaft“ haben wir auf abi-pur.de weitere 67 Gedichte veröffentlicht.

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