Kein Hauch von Flur und Wald von Emanuel Geibel

Kein Hauch von Flur und Wald,
Vom Fluß ein Rauschen kaum;
Mein Schritt allein erschallt
Gedämpft im weiten Raum.
 
Ihr Sternenzwielicht gießt
Die Lenznacht erdenwärts,
Und ihre Frische fließt
Verjüngend an mein Herz.
 
Die wild in mir gestrebt,
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Des Tags Begier, entweicht;
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In meinen Adern schwebt
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Das Leben licht und leicht.
 
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Fast ist's, als streifte kühl
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Mir eine Geisterhand
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Vom Haupte das Gefühl
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Der Schwere, die mich band.
 
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Und schauernd wonniglich
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In dunkler Lüfte Schwall
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Ergießt die Seele sich
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Und schwimmt gelöst im All.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Kein Hauch von Flur und Wald“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Kein Hauch von Flur und Wald“ wurde von Emanuel Geibel geschrieben, der von 1815-1884 lebte. Somit lässt sich das Gedicht in die Epoche des Biedermeiers bzw. des Realismus einordnen.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht durch die ruhigen Naturbeschreibungen und die sanfte Sprache einen friedlichen und entspannten Eindruck. Der Mensch scheint hier in Ruhe und Stille im Einklang mit der Natur zu sein.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Situation, in der es allein in der Natur ist. Es beschreibt, wie es sich im Einklang mit der Natur fühlt und regelrecht mit ihr verschmilzt. Hierbei liegt der Fokus besonders auf der nächtlichen Stille und der erneuernden Kraft der Natur, die in der Dunkelheit liegt. Das lyrische Ich spricht auch von den alltäglichen Begierden, die es tagsüber plagten, jetzt aber verschwunden sind. Es scheint, als würde die Stille der Nacht eine Art Reinigungsprozess ermöglichen, der das Ich vom Stress und den Anforderungen des Tages befreit.

Die Form des Gedichts ist regelmäßig, jede der fünf Strophen besteht aus vier Versen. Sprachlich zeigt das Gedicht eine ruhige, eher beschauliche Note. Die Worte sind vorwiegend positiv konnotiert, was zur beruhigenden Stimmung beiträgt. Gleichzeitig sind die Beschreibungen recht abstrakt; das lyrische Ich spricht z. B. von „Sternenzwielicht“ und verwendet personifizierte Beschreibungen wie „eine Geisterhand“, die ihm die Schwere vom Haupt streift. Es scheint, als würde sich das Ich in einem Zustand der Trance oder Meditation befinden, in dem es sein Bewusstsein von der physischen Welt löst und sich ins All ergießt. Damit wird die tiefe, fast mystische Verbindung des Ichs mit der Natur betont.

Zusammengefasst handelt „Kein Hauch von Flur und Wald“ von der erneuernden Kraft der Natur und der Möglichkeit, durch sie innere Balance und Ruhe zu gewinnen. Es zeigt das tiefe Eintauchen in die Natur und die fast meditative Erfahrung, die dadurch ermöglicht wird.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Kein Hauch von Flur und Wald“ ist Emanuel Geibel. Geibel wurde im Jahr 1815 in Lübeck geboren. Im Zeitraum zwischen 1831 und 1884 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 84 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Emanuel Geibel sind „An Georg Herwegh“, „Mittagszauber“ und „Hoffnung“. Zum Autor des Gedichtes „Kein Hauch von Flur und Wald“ haben wir auf abi-pur.de weitere 67 Gedichte veröffentlicht.

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