Als wie ein Frühling mich entzückte von Hermann Lingg

Als wie ein Frühling mich entzückte
Dein erster Gruß, als ich die Lust
Von allen Himmeln an mich drückte,
Und Jauchzen war in meiner Brust;
Da rief ich meines Glückes voll,
Empor rief ich's zum Sternenschimmer:
Ein Herz, ein Herz ist mein und soll
Das meine bleiben auch für immer,
Für immer, ja für immer!
 
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Als ich den Abgrund dann erkannte,
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Der zwischen unsern Wesen lag,
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Und als ich mich von dir verbannte
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An jenem sonnenlosen Tag:
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Mit finsterm Mut schlug ich's entzwei,
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Das hohle Glück und warf's in Trümmer,
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Und fest sprach ich zu mir: Vorbei!
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Verloren ist sie dir für immer,
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Für immer, ja für immer!
 
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Und dieser Vorsatz steht begründet,
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Erhaben über Leid und Weh;
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Der Blitz, der in der Ebne zündet,
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Wirft in den Hochgebirgen Schnee.
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Das holde Wahngebild erblich
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Wirf weg, mein Herz, all eiteln Flimmer!
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Gewöhn' an den Gedanken dich:
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Es ist geschieden, und für immer,
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Für immer, ja für immer!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25 KB)

Details zum Gedicht „Als wie ein Frühling mich entzückte“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
157
Entstehungsjahr
1820 - 1905
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Als wie ein Frühling mich entzückte“ wurde von Hermann Lingg geschrieben, einem deutscher Dichter, der in der Epoche des 19. Jahrhunderts und daher vermutlich während der literarischen Phase des Biedermeier oder des Realismus lebte. Beide Epochen sind durch eine realitätsnahe Darstellung des Lebens und einen Fokus auf die innere Welt der Figuren gekennzeichnet.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht intensiv und leidenschaftlich. Es ist klar ersichtlich, dass das lyrische Ich eine tiefe emotionale Verbindung zu der in dem Gedicht beschriebenen Person oder Situation hat.

Der Inhalt lässt sich in drei Phasen gliedern: In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich eine starke Freude oder Verliebtheit („Als wie ein Frühling mich entzückte“), die als eine Art Erweckung oder Neugeburt dargestellt wird („Dein erster Gruß“). Das lyrische Ich scheint überwältigt von dieser neuen Erfahrung und versichert sich selbst, dass diese Verbindung ewig sein wird („Ein Herz, ein Herz ist mein und soll Das meine bleiben auch für immer“).

Die zweite Strophe stellt einen starken Kontrast zur ersten dar und ist von Verlust und Trennung geprägt. Das lyrische Ich erkennt einen unausweichlichen Abgrund zwischen sich und der Person oder Situation, die in der ersten Strophe beschrieben wurde, und trifft die Entscheidung, sich selbst davon zu trennen („Als ich den Abgrund dann erkannte Und als ich mich von dir verbannte“). Diese Trennung wird als endgültig dargestellt („Verloren ist sie dir für immer“).

In der dritten Strophe bestärkt das lyrische Ich seine Entscheidung zur Trennung und schafft eine metaphysische Distanz zwischen sich und der in der ersten Strophe vorgezeichneten Verbindung. Es scheint, dass das lyrische Ich nun einen lösungsorientierten und reflektierten Abstand zu der früheren Situation entwickelt hat („Und dieser Vorsatz steht begründet, Erhaben über Leid und Weh“).

Die Form des Gedichts ist traditionell und besteht aus drei Strophen zu je neun Versen. Jede Strophe endet mit der Wiederholung der Phrase „Für immer, ja für immer“, was die Endgültigkeit der jeweiligen Situationen unterstreicht. Die Sprache des Gedichts ist einfühlsam und emotional, aber dennoch formell und zurückhaltend, was der lyrischen Tradition des 19. Jahrhunderts entspricht.

Insgesamt zeigt das Gedicht eine emotionale Reise. Es beginnt mit der euphorischen Entdeckung einer tiefen Verbindung, gefolgt von der Erkenntnis der Unmöglichkeit dieser Verbindung und endet mit dem völligen Abschied. Diese Progression spiegelt möglicherweise die persönliche Erfahrung des Autors wider oder dient als universelle Darstellung des menschlichen Prozesses von Liebe, Verlust und Akzeptanz.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Als wie ein Frühling mich entzückte“ ist Hermann Lingg. Geboren wurde Lingg im Jahr 1820 in Lindau am Bodensee. Im Zeitraum zwischen 1836 und 1905 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 157 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 27 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Hermann Lingg sind „Der schwarze Tod“, „Kleines Glück“ und „Ich liebte dich“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Als wie ein Frühling mich entzückte“ weitere 20 Gedichte vor.

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