Zumutung des Mutes von Ernst Moritz Arndt

Laß sie schweben
Deine Vögel! Laß sie fliegen!
Stolzes Leben
Träumet nur von Siegen.
Wann sie fallen
Nieder vor erflogner Wonne,
Wisse, aus der Sonne,
Die sie wollten, wird der Spott nicht schallen.
 
Wackre Jäger
10 
Stellen nach dem schönsten Wilde,
11 
Tapfre Schläger
12 
Decken mit dem Schilde
13 
Nur die Seite,
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Über der die Wehr nicht schwebet,
15 
Doch die andre strebet
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Vorwärts stets zu Kampf und Sieg und Beute.
 
17 
Also strebe
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In des Kampfes frische Weite!
19 
Also hebe
20 
Blanke Wehr im Streite!
21 
Alles decken
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Wollen nur die Feigen, Matten,
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Die des Todes Schatten
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Stündlich überhängt mit bleichen Schrecken.
 
25 
Darum fröhlich,
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Kühnes, glühendes Herz des Mutes!
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Darum selig,
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Selig freien Blutes,
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Das verronnen,
30 
Wo der Helden beste fielen!
31 
Mußt so deinen Sonnen,
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Deiner Liebe frisch entgegenspielen.
 
33 
O so schwebet,
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Meine Vögel, sonder Zagen!
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Schwebet! Schwebet!
36 
Höher wird es tagen;
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Dort versinken
38 
Nebel, die uns unten irren:
39 
Wollt ihr Sonnen trinken,
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Dürft ihr zwischen Tag und Nacht nicht schwirren.
 
41 
Schwebet, schwebet,
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Meine Vögel, sonder Weile!
43 
Flieget, strebet
44 
Fort in Blitzeseile!
45 
Blitzeskinder,
46 
Sollt ihr kühn in Flammen baden,
47 
Erdenüberwinder,
48 
Adler, fliegen zu den Sternenpfaden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Zumutung des Mutes“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zumutung des Mutes“ wurde von Ernst Moritz Arndt geschrieben, einem deutschen Dichter, der von 1769 bis 1860 lebte. Ernst Moritz Arndt ist für seine patriotische Lyrik bekannt und diese Züge finden auch in dem vorliegenden Gedicht Ausdruck. Er lebte in einer politisch bewegten Zeit, geprägt von der französischen Revolution, den napoleonischen Kriegen und der Geburt der deutschen Nationalbewegung.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht die Themen Mut, Streben und Sieg zu behandeln. Die wiederkehrenden Bilder von fliegenden und kämpfenden Vögeln scheinen Metaphern für den menschlichen Wunsch nach Freiheit, Stärke und Mut zu sein. Das lyrische Ich bezieht sich auf „seine Vögel“, was auf eine Art symbolische Verbindung oder Betreuung hindeuten könnte.

Inhaltlich könnte das lyrische Ich, vermutlich der Autor selbst, dazu ermutigen, mutig und stolz zu sein, nach dem Besten zu streben und nicht vor Herausforderungen zurückzuschrecken, auch wenn das Risiko besteht zu scheitern („Wann sie fallen / Nieder vor erflogner Wonne“). Der Kampf, die Jagd und sogar der Tod werden als Teil des Lebens und des Strebens dargestellt und dies wird positiv bewertet („darum fröhlich, kühnes, glühendes Herz des Mutes!“). Das lyrische Ich fordert auf, höher und ohne Furcht zu schweben, da dies zu neuen Erkenntnissen und Freiheiten führen kann („schwebet, meine Vögel, sonder Zagen“).

Das Gedicht besteht aus sechs gleichförmigen Strophen mit jeweils acht Versen, was eine klare Struktur gibt. Es gibt keine offensichtlichen Reim- oder Rhythmusmuster, was auf eine freie Versform hindeutet. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch. Vögel, die schweben und fliegen, sind wiederkehrende Bilder, ebenso wie Kampf und Sieg. Es gibt eine Steigerung der Stärke und der Intensität durch das Gedicht hindurch, was durch Wortwahl und Satzbau unterstützt wird.

Insgesamt ist „Zumutung des Mutes“ ein Aufruf zum Wagemut und zur Stärke, zur Freiheit und zum Streben, selbst im Angesicht von Widrigkeiten und Gefahren. Es spiegelt eine Zeit wider, die von politischen Umbrüchen und dem Wunsch nach nationaler Einheit und Freiheit geprägt war. Es zeigt eine tiefe Verbindung zu Natur und Tieren und ihre Verwendung als Metaphern für menschliche Erfahrungen und Emotionen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zumutung des Mutes“ ist Ernst Moritz Arndt. Der Autor Ernst Moritz Arndt wurde 1769 in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1817. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 179 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Mann“, „Der Weihnachtsbaum“ und „Klage um Auerswald und Lichnowsky“. Zum Autor des Gedichtes „Zumutung des Mutes“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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