Fahrwohl! von Emanuel Geibel

Den letzten Becher bring' ich dir,
Du schöner fremder Strand;
Ach, bitter wird das Scheiden mir,
Als wär's mein Heimatland.
Fahrwohl, fahrwohl! Im Segel ruht
Der Wind und treibt sein Spiel,
Und rauschend furcht die grüne Flut
Der Barke scharfer Kiel.
 
Die Sonne sinkt ins Inselmeer,
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Die Luft glüht rosenrot
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Dort schimmert noch das Häuschen her,
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Wo sie mir Abschied bot.
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Wie gern, wie gern, du holdes Kind,
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Hätt' ich bei dir gesäumt!
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Umsonst, auch dieser Traum zerrinnt,
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Und war so schön geträumt.
 
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Das ist das Leben: Kommen, Gehn,
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Treiben in Wind und Flut,
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Fortziehn auf Nimmerwiedersehn,
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Wenn kaum wir sanft geruht,
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Geliebt sein und vergessen sein,
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Still lieben - still! - mir deucht,
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Es blendet mich der Abendschein,
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Mir wird die Wimper feucht.
 
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Vorbei! vorbei! Die Thräne fällt;
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Vorbei so Lust als Schmerz!
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Und wieder einsam in der Welt
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Schlägt nun dies wilde Herz.
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Sei's drum! - Des Mondes erster Strahl
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Beglänzt das Meer in Pracht:
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Die Küste flieht. - Zum letztenmal,
32 
Mein Mädchen, gute Nacht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Fahrwohl!“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
167
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Emanuel Geibel, einem deutschen Lyriker und Dramatiker des 19. Jahrhunderts, der zwischen 1815 und 1884 lebte. Geibel gehörte der Epoche des Biedermeier und des Realismus an.

Auf den ersten Blick entführt uns das Gedicht in eine melancholische Abschiedsstimmung auf hoher See, erzeugt durch die intensive Nutzung von Metaphern und Bildern, um die innere Verfassung des lyrischen Ichs zu beschreiben.

Im Gedicht geht es um einen Abschiedsschmerz und die Erinnerung an eine vergangene Liebe. Der lyrische Sprecher nimmt Abschied von einem fremden Land, das ihm so vertraut erscheint wie seine Heimat. Er erinnert sich an das Gefühl der Liebe und die Zeit, die er mit einer Frau in einem Häuschen verbracht hat. Er reflektiert über das Leben und dessen Vergänglichkeit und über die Rolle von Liebe und Vergessenwerden darin. Letztendlich begibt er sich wieder alleine auf seine Reise und sieht dem Unbekannten entgegen.

Die Sprache und Form des Gedichts sind wesentliche Bestandteile seiner Struktur und Bedeutung. Das Gedicht besteht aus vier Strophen zu je acht Versen, was eine deutliche Struktur und Ordnung verleiht. Die Sprache des lyrischen Sprechers ist glühend und emotional, gefüllt mit Bildern und Metaphern, die eine Sehnsucht nach dem Vergangenen und eine Melancholie für die verlorene Liebe zeigen. Zum Beispiel, wenn „die Sonne sinkt ins Inselmeer“ (Vers 9) und spricht von „dem Leben: Kommen, Gehn“ (Vers 17). Diese Metaphern vermitteln ein Gefühl von Vergänglichkeit und Endlichkeit.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich bei Geibels „Fahrwohl“ um ein melancholisches Abschiedsgedicht handelt, das die Themen Abschied, Verlust, die Vergänglichkeit des Lebens und die emotionale Intensität der Liebe durch seine poetischen Bilder anschaulich darstellt. Es zeichnet sich durch seinen ausdrucksstarken, metaphorischen Sprachgebrauch und seine strukturierte, disziplinierte Form aus, die typisch für die Lyrik des Biedermeier und Realismus ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Fahrwohl!“ ist Emanuel Geibel. Geibel wurde im Jahr 1815 in Lübeck geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1831 bis 1884 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 167 Worte. Weitere Werke des Dichters Emanuel Geibel sind „Die beiden Engel“, „Zu spät“ und „Es brach schon manch ein starkes Herz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fahrwohl!“ weitere 67 Gedichte vor.

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