Der Rhein von Gerhard Amyntor

Da ist er wieder, der alte Rhein!
Am Strande blühen die Mandeln
Beim Sprosserschlag im Abendschein
Lenzselige Menschen wandeln.
Cidonier blühen purpurrot,
Und schneeeweiß blühet die Kirsche
Vorüber ging des Winters Not
Der Hindin und dem Hirsche.
 
Da ist er wieder, und wonniges Weh
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Will mir die Brust zersprengen
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Es brandet der Sehnsucht hohle See
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In wehmutsvollen Sängen.
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Dort aus den Wellen im Mondenschein
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Taucht ein Weib, das die Grazien küßten
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Die Wassertropfen wie Edelgestein
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Blitzen auf schneeigen Brüsten.
 
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Die Rheinsirene; sie winkt, sie lockt!
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Schützt mich, ihr Geister, ihr guten!
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Es schwillt mein Herz, mein Atem stockt
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Ich kenne das Weib der Fluten!
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Als Jüngling lauscht' ich ihr gebannt,
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Und immer seit jenen Tagen
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Hab' ich mit ihr durchs fernste Land
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Ihr Bild, ihr Wort getragen!
 
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O Rhein, du Nixen-bergender Strom!
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Wo blieb die Zeit, die alte,
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Da schwärmend ich von Dom zu Dom
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An deinen Ufern wallte?
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Da wünschte ich mir ein schneidiges Schwert,
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Eines Freundes treue Seele,
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Ein Liebchen über alles wert
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Und - eine Sängerkehle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Rhein“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
169
Entstehungsjahr
1831 - 1910
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Gerhard Amyntor verfasst, einem Dichter, der von 1831 bis 1910 lebte. Das Werk ist demnach in der Epoche des 19. Jahrhunderts, genauer dem Realismus, zu verorten.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck einer lyrischen Reise entlang des Rheins. Die romanthaften Landschaftsbeschreibungen und nostalgischen Reflektionen zeichnen das Bild eines Flusses, der nicht nur geographische, sondern auch emotionale Landschaften durchquert.

Im Gedicht blickt das lyrische Ich auf seine Vergangenheit und seine Beziehung zum Rhein zurück. Der Fluss erscheint sowohl als Schauplatz der Erinnerung als auch als Metapher für das Leben und das Verstreichen der Zeit. In den vier Strophen drückt das lyrische Ich Gefühle der Nostalgie, Einsamkeit, Sehnsucht und Liebe aus. Besonders hervorzuheben ist der Bezug zur Rheinromantik.

Formal besteht das Gedicht aus vier Oktaven (Strophen mit jeweils acht Versen). Die gereimten Verse und der gleichmäßige Rhythmus verleihen dem Gedicht einen melodischen, liedhaften Charakter, der die romantischen und melancholischen Töne des Inhalts unterstreicht.

Auf sprachlicher Ebene verwendet Amyntor eine reiche und detaillierte Bildersprache. Er nutzt zahlreiche Metaphern und Naturbilder, um Emotionen und Stimmungen zu veranschaulichen. Zudem finden sich Anspielungen auf klassische Mythen, wie etwa die „Rheinsirene“ und die „Nixen“, was dem Gedicht einen zeitlosen und universellen Charakter verleiht.

Das Gedicht widmet sich der Landschaft des Rheins und der romantischen Sehnsucht, vor allem aber der Reflexion des lyrischen Ichs über seine Vergangenheit und die Veränderungen, die das Verstreichen der Zeit mit sich bringt. Die aufgewählten Gedanken und Gefühle fließen ebenso konstant und unvermeidlich wie der Fluss selbst. In seiner Gesamtheit ist das Gedicht ein Ausdruck des romantischen Geistes und der menschlichen Sehnsucht nach der unerreichbaren Vergangenheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Rhein“ des Autors Gerhard Amyntor. Der Autor Gerhard Amyntor wurde 1831 in Liegnitz geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1847 und 1910. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 169 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Gerhard Amyntor ist auch der Autor für Gedichte wie „Bedrängnis“ und „Katechisation“. Zum Autor des Gedichtes „Der Rhein“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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