Willensfreiheit von Friedrich Halm

Frei wähnst du, Mensch, frei gingst du hin durchs Leben?
Erwäg nur erst, wer dich erzeugt, gebahr,
Wieviel Natur als Vorzug, als Gefahr,
An Neigung, Kraft, Talent dir mitgegeben,
Und welche Bahn sich auftat deinem Streben,
Wer Lehrer dir und wer dir Vorbild war,
Der Freunde Rat und der Genossen Schar,
Dein gärend Blut und deiner Nerven Beben!
Erwäg all dies, und sieh, dein Leben ist
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Ein Fazit nur, das eine Rechnung schließt;
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Wie stolz selbstätig wir uns auch gebärden,
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Es fördert keiner mehr aus sich zutag,
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Als gleich vom Anfang her schon in ihm lag,
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Und unser Wollen all ist nur ein - Werden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Willensfreiheit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1806 - 1871
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Willensfreiheit“ wurde von Friedrich Halm verfasst, einem österreichischen Dichter der Biedermeierzeit, geboren 1806 und verstorben 1871. Daher lässt sich das Gedicht in die Mitte des 19. Jahrhunderts einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Einladung zur Selbstreflexion über die menschliche Existenz und Fragen der Freiheit und Vorbestimmung.

Im Gedicht setzt sich das lyrische Ich mit dem Konzept der Willensfreiheit auseinander. Es stellt infrage, ob der Mensch wirklich frei in seinen Entscheidungen ist oder ob sein Leben und Handeln durch verschiedene Faktoren vorbestimmt oder beeinflusst sind. Dazu zählt das lyrische Ich unter anderem die genetische Vererbung, die Neigungen und Talente, die einem mitgegeben sind, die Wege, die sich einem durch Erziehung und Umwelt öffnen, die Ratschläge von Freunden und Gleichgesinnten, sowie das eigene körperliche und emotionale Befinden. Es kommt zu dem Fazit, dass das individuelle Leben und Handeln einer Person mehr ein Resultat dieser Faktoren ist, als dass es auf freiem und selbsterzeugtem Willen beruht.

Das Gedicht ist in einer einzigen Strophe mit 14 Versen gehalten, was an ein Sonett erinnert. Beherrschen wird die Sprache des Gedichts von Aufforderungen ans lyrische Du („Erwäg nur erst“, „Erwäg all dies“), was die Sprache direkt und zwingend macht. Darüber hinaus verwendet Halm zahlreiche Metaphern und Vergleiche, wie zum Beispiel das „gärende Blut“ und die „Nerven Beben“, sowie das „Fazit“, das „eine Rechnung schließt“.

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass das Gedicht eine kritische Betrachtung und Infragestellung des Begriffs und der Idee der Willensfreiheit liefert. Es regt damit zum Nachdenken und zur eigenen Auseinandersetzung mit diesem Thema an.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Willensfreiheit“ des Autors Friedrich Halm. 1806 wurde Halm in Krakau geboren. In der Zeit von 1822 bis 1871 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 105 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Friedrich Halm sind „Am Meer“. Zum Autor des Gedichtes „Willensfreiheit“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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