Ein Hauch von Wilhelm Jensen

Wie sich aus nächtiger Wolkenstufe
Zuweilen löst ein jäher Schein,
Wie unter eines Rappen Hufe
Die Funken sprühen aus dem Stein,
So plötzlich aus dem tiefen Dunkel,
Das über die Erinnerung fiel,
Zuckt auf ein leuchtendes Gefunkel
Mit fernem Zauberflammenspiel.
 
Ein Rauschen war's im Laub des Baumes,
10 
Das Flimmern eines Sonnenlichts,
11 
Ein Blütenduft des Gartensaumes,
12 
Ein Schattenwurf, ein Hauch, ein Nichts,
13 
Und dennoch alles läßt's vergehen,
14 
Was um dich ist, mit jähem Schlag
15 
Und eine Welt dir auferstehen,
16 
Die still in dir begraben lag.
 
17 
Und lang verblichene Züge nicken,
18 
Und helle Stimmen klingen drein,
19 
Und holdvertraute Augen blicken
20 
Durch ersten Frühlingssonnenschein;
21 
Und was errungen du vom Leben,
22 
Zerschlägt dein Herz in armes Nichts,
23 
Um alles, alles hinzugeben
24 
Für eine Stunde jenes Lichts!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Ein Hauch“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1837 - 1911
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ein Hauch“ wurde von Wilhelm Jensen verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Die genaue zeitliche Einordnung ist schwierig, da uns kein genaues Veröffentlichungsdatum vorliegt, aber aufgrund des Todesdatums des Autors kann es spätestens bis 1911 entstanden sein.

Beim ersten lesen wird deutlich, dass es sich um ein poetisches und gefühlsbetontes Werk handelt, das die melancholische Reflexion des lyrischen Ichs auf die Vergangenheit erleuchtet. Das Gedicht scheint sich mit Themen wie Erinnerung, Vergehen der Zeit und Sehnsucht zu befassen.

Inhaltlich beginnt das Gedicht mit visuellen Metaphern, die helle Lichter und Funken als plötzliche Vorkommnisse in der Dunkelheit darstellen, um die plötzliche Wiederbelebung vergangener Erinnerungen zu symbolisieren. Die nächste Strophe beschreibt eher alltägliche Reize - das Rascheln von Baumblättern, das Licht der Sonne, der Duft von Blüten, ein Schattenwurf, einen Hauch - einfache, aber sinnliche Erfahrungen, die mächtig genug sind, um vergangene Erinnerungen hervorzurufen. Die wiedererweckten Erinnerungen sind so stark, dass sie alles um das lyrische Ich herum unwichtig erscheinen lassen und beinahe wie eine auferstandene Welt wirken. In der letzten Strophe kehren verschwundene Gesichter und Stimmen zurück und erinnern das lyrische Ich an glückliche Zeiten. Diese Erinnerungen sind so wertvoll, dass das lyrische Ich bereit ist, alles aufzugeben, nur um noch einmal jenes Licht zu erleben.

Formal besteht das Gedicht aus drei achtsilbigen Strophen mit jeweils vier Verspaaren, was eine Art rhythmische und strukturelle Einheit schafft. Jede Strophe beginnt mit einer visuellen oder sinnlichen Metapher und endet mit der Reaktion des lyrischen Ichs auf diese Erfahrung. Diese Struktur unterstützt die Botschaft des Gedichts, indem sie vor Augen führt, wie einfache sinnliche Reize starke emotionale Reaktionen auslösen können.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und detailorientiert, mit konkreten Bildern und Beschreibungen, die die Leser in das emotionale Erlebnis des lyrischen Ichs einführen. Die rhetorischen Fragen, die über die einzelnen Strophen hinweg gestellt werden, verstärken die introspektive Natur des Gedichts und verdeutlichen den tieferen emotionalen Konflikt, mit dem das lyrische Ich konfrontiert ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Ein Hauch“ ein Gedicht ist, das die tiefgreifende Kraft der Erinnerung und die Sehnsucht nach Vergangenem erkundet. Die Verwendung von visuellen und sinnlichen Metaphern trägt dazu bei, die kraftvolle Emotion dieser Erfahrung zu verdeutlichen. Es ist ein berührendes und bewegendes Gedicht, das sowohl auf persönlicher wie auch auf universeller Ebene anspricht.

Weitere Informationen

Wilhelm Jensen ist der Autor des Gedichtes „Ein Hauch“. Der Autor Wilhelm Jensen wurde 1837 in Heiligenhafen (Holstein) geboren. In der Zeit von 1853 bis 1911 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 122 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Jensen sind „Am Ende“, „Viel Zeitgenossen treibt die Welt“ und „Auf der Froburg“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Hauch“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Wilhelm Jensen (Infos zum Autor)