Seltsame Genossen von Wilhelm Jensen

Ist das ein seltsamliches Gewander:
Ihr schritt noch eben vergnügt miteinander
Durch Wälder und Wiesen udn Sonnenschein;
Du siehst dich um - da gehst du allein.
 
Er blieb zurück am Weggelände,
Das Wort auf den Lippen, er sprach's nicht zu Ende;
Ein wunderbarlich Gebahren, und doch
Scheint dein's verwunderlicher noch.
 
Ganz ruhig gehst des Weges du weiter,
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Hast schnell einen andern vergnügten Begleiter,
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Und fröhlich wieder zieht ihr drein
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Durch Wälder und Wiesen und Sonnenschein.
 
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So geht's eine Weile, das seltsam Wandern:
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Dann kommt es an dich, dann hörst du die andern
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Noch weiter lachen ins sonnige Land,
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Und du bleibst einsam am Wegesrand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Seltsame Genossen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
104
Entstehungsjahr
1837 - 1911
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Seltsame Genossen“ wurde von Wilhelm Jensen verfasst. Jensen lebte in der Zeit des literarischen Realismus von 1837 bis 1911.

Einen ersten Eindruck kann man dem Gedicht wie folgt entnehmen: Es wirkt melancholisch und nachdenklich, da es Themen wie Verlust und Alleinsein behandelt, aber gleichzeitig offenbart es auch eine Art unbeschwerte Heiterkeit, welche durch die natürliche Kulisse von Wäldern, Wiesen und Sonnenschein betont wird.

Inhaltlich behandelt das Gedicht das Phänomen von Gemeinschaft, Trennung und der fortlaufenden Reise des Lebens. In der ersten Strophe stellt das lyrische Ich die Beobachtung an, dass ein früherer Begleiter auf dem gemeinsamen Weg nicht mehr an seiner Seite ist. In der zweiten Strophe wird der Abgang des ersten Begleiters genauer beschrieben, einschließlich des nicht zu Ende gesprochenen Worts und der Verwunderung, die das lyrische Ich empfindet. Die positive Wendung erfolgt in der dritten Strophe, als das lyrische Ich einen neuen Begleiter findet und nicht mehr alleine ist. Die vierte und letzte Strophe ist von einem melancholischen Ton geprägt, da das lyrische Ich dieses Mal derjenige ist, der zurückgelassen wird.

Das lyrische Ich scheint einen Kommentar über die Kurzlebigkeit von menschlichen Beziehungen und die sich ständig ändernde Dynamik des Lebens abzugeben. Es gibt einen Hauch von Fatalismus und Akzeptanz, dass das Leben voranschreitet und Dinge sich unausweichlich ändern.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Zeilen. Es folgt kein klassisches Reimschema, es gibt jedoch interne Reime sowie Assonanzen, welche den Textfluss verbessern und dem Gedicht einen rhythmischen Klang geben. Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar mit einer leicht archaischen Note ('seltsamliches', 'wunderbarlich'), die der melancholischen Stimmung zusätzlich Tiefe gibt. Der konstante Wechsel zwischen dem Gefühl von Verlust und der Hoffnung, die in der Naturkulisse dargestellt wird, sorgt für eine dynamische Komposition. Das Gedicht reflektiert somit eindrucksvoll die menschliche Erfahrung von Gemeinschaft und Isolation, Verlust und Neubeginn im ständigen Fluss des Lebens.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Seltsame Genossen“ ist Wilhelm Jensen. Der Autor Wilhelm Jensen wurde 1837 in Heiligenhafen (Holstein) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1853 und 1911. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 104 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Wilhelm Jensen ist auch der Autor für Gedichte wie „Sehnsucht“ und „Wenn sich die Wimpern senken“. Zum Autor des Gedichtes „Seltsame Genossen“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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