Wir saßen zusammen von Eduard Mautner

Wir saßen zusammen beim goldenen Wein,
Er sprach von dir, und ich dachte dein.
 
Er sprach von dir mit liebender Glut:
Mir schoß in die Wange das siedende Blut.
 
Er sprach: sie liebt mich so echt und wahr,
Und wird mich lieben bis zu der Bahr'.
 
Da überkam's mich wie Fiebersgewalt,
Ich habe zornig die Faust geballt.
 
Er sprach: sie küßt so glühend heiß!
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Da wurde mein Antlitz wie Schnee so weiß.
 
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Er sprach: sie hält so warm und fest!
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Da hab' ich das Glas zu Scherben gepreßt,
 
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Mein Auge flammt, und ich atme schwer
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Und blicke wild drohend nach Waffen umher.
 
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Er sprach: wenn einstens der Himmel mich ruft,
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Ich weiß es: sie folgte mir in die Gruft.
 
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Da war mein Zorn mit einem verraucht,
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Ich hab' meine Hand in die seine getaucht
 
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Und hab' sie gedrückt und stürzte hinaus
20 
In die stürmische Nacht und weinte mich aus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wir saßen zusammen“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
1824 - 1889
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Wir saßen zusammen“ wurde von dem österreichischen Dichter Eduard Mautner verfasst, der von 1824 bis 1889 lebte. Damit kann das Gedicht in das Zeitfenster der Biedermeier und des Realismus eingordnet werden.

Der erste Eindruck des Gedichts ist sehr dramatisch und emotional. Es handelt von zwei Personen, die gemeinsam beim Wein sitzen. Während der eine von einer Frau schwärmt, erzeugt diese Schwärmerei beim lyrischen Ich starke Gefühle des Zorns und der Eifersucht.

Das lyrische Ich ist offenbar verliebt, wenn nicht gar besessen von der Frau, von der der andere Mann spricht. Es wird durch die Erwähnung der Frau im Gespräch tief verletzt und kommt mit seinen Gefühlen nicht klar. Der Schmerz der unerwiderten Liebe scheint so stark zu sein, dass das lyrische Ich sogar Waffen in Betracht zieht, um den Schmerz zu bekämpfen.

Das Gedicht hat eine sehr strukturierte Form: Jeweils zwei Verse bilden eine Strophe, insgesamt gibt es zehn Strophen. Das Reimschema ist kreuzweise angelegt (abab), was eine melodische und harmonische Struktur erzeugt, die im Kontrast zu den turbulenten Emotionen des lyrischen Ichs steht.

Die Sprache ist einfach und direkter Natur, was die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs betont. Zudem arbeitet Mautner mit starken, sinnlichen Beschreibungen („Mir schoß in die Wange das siedende Blut.“, „Da wurde mein Antlitz wie Schnee so weiß.“), was eine sehr lebhafte und dramatische Schilderung der inneren Welt des lyrischen Ichs erzeugt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Wir saßen zusammen“ von Eduard Mautner eine eindringliche Darstellung der Emotionen eines zornigen, eifersüchtigen Liebenden gibt, der sich mit der Tatsache konfrontiert sieht, dass die Frau seiner Begierde jemand anderen liebt. Die einfache Sprache und Struktur des Gedichts untermalen diese Darstellung und erzeugen so ein intensives und bewegendes literarisches Werk.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wir saßen zusammen“ ist Eduard Mautner. Mautner wurde im Jahr 1824 in Pest (Ungarn) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1840 und 1889. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 149 Worte. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wir saßen zusammen“ keine weiteren Gedichte vor.

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