Zwei Gänse von Julius Karl Reinhold Sturm

Zur weißen Gans sprach einst vertraulich eine graue:
?Laß uns spazieren gehn nach jener grünen Aue,
Dort tun wir beide uns im jungen Grase gütlich,
Denn in Gesellschaft gakt es sich doch gar gemütlich."
 
?Nein," sprach die weiße Gans, ?da muß ich refusieren,
Mit meines Gleichen nur geh' ich am Tag spazieren,
Vertraulichkeit mit dir gereichte nur zu Schande,
Zwar bin ich eine Gans, doch eine Gans von Stande."
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Zwei Gänse“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1816 - 1896
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zwei Gänse“ wurde von Julius Karl Reinhold Sturm verfasst, einem deutschen Dichter und Pfarrer, der im 19. Jahrhundert lebte. Die in einfachen Versen und mit einem humorvollen Unterton verfasste Fabel im Sinne des klassischen Fabeldichters Äsop vermittelt einen karikierenden Einblick in gesellschaftliche Normen und Hierarchien.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht leicht verständlich und humorvoll, da es durch die Gänse eine metaphorische Darstellung der menschlichen Gesellschaft bietet. Die Gänse symbolisieren Individuen oder Gruppen in der Gesellschaft, wobei die weiße Gans die wohlhabende Oberschicht repräsentiert, die graue Gans hingegen die Unterschicht.

Inhaltlich geht es um die Interaktion zwischen diesen beiden sozialen Klassen. Die graue Gans lädt die weiße Gans ein, gemeinsam auf eine grüne Aue zu gehen und dort das junge Gras zu genießen, was metaphorisch für eine Freizeitaktivität oder einfache Freuden des Lebens stehen könnte. Die weiße Gans lehnt jedoch ab und begründet dies damit, dass sie nur mit ihresgleichen, d.h. anderen wohlhabenden oder hochgestellten Individuen, verkehrt. Sie befürchtet, dass eine Verbindung mit der grauen Gans ihrer gesellschaftlichen Stellung schaden könnte.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht zeichnet mit Ironie und Witz dieses Bild von starrer Klassendifferenz und sozialer Hierarchie. Es scheint darauf hinzuweisen, wie oberflächlich und absurd solche Normen sein können, indem es sie auf Tiere bezieht - die auf ihre natürliche Umgebung reduziert, keine solche Klassendifferenzierung kennen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit je vier Versen. Der verwendete Vers ist ein trochäischer Vierheber, was dem Gedicht einen rhythmischen und leichten Charakter verleiht. Die Sprache ist einfach und direkt, und es werden nur wenige, aber effektive metaphorische Elemente verwendet, um die Bedeutung des Gedichts zu verdeutlichen und die Intention des Autors zu vermitteln.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Julius Karl Reinhold Sturms „Zwei Gänse“ eine humorvolle und ironische Fabel ist, die den Leser dazu auffordert, die Festigkeit und Oberflächlichkeit von sozialen Hierarchien und Klassendifferenzierungen zu reflektieren.

Weitere Informationen

Julius Karl Reinhold Sturm ist der Autor des Gedichtes „Zwei Gänse“. 1816 wurde Sturm in Bad Köstritz geboren. In der Zeit von 1832 bis 1896 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 69 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Weitere Werke des Dichters Julius Karl Reinhold Sturm sind „Der Bauer und sein Kind“, „Die Schwalben“ und „Ein deutscher Postillion“. Zum Autor des Gedichtes „Zwei Gänse“ haben wir auf abi-pur.de weitere 27 Gedichte veröffentlicht.

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