Abendstimmung von Ernst Ziel

Am Meer im Zwielicht schreit' ich gesenkten Haupts;
Tiefernste Andacht wehet durch die Natur,
Und unter blassen Mondesstrahlen
Wandeln die Wogen: Es rauscht die Brandung.
 
Ich weiß ein Grab jenseits des bewegten Meers:
Dort wuchert Unkraut rings und der Dornenbusch,
Und wenn die Welt entschlief am Abend,
Hockt im Gestrüppe das Nachtgevögel.
 
Ob sich der Mond, weltfernes, verlass'nes Grab,
10 
Wohl nächtens küßt, wenn Wind durch die Gräser streicht?
11 
– Mich faßt unendlich Weh': Von ferne
12 
Hallen die Glocken entleg'ner Kirchen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Abendstimmung“

Autor
Ernst Ziel
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1841 - 1921
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht „Abendstimmung“ wurde von Ernst Ziel verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Journalisten, der von 1841 bis 1921 lebte. Ziel ist bekannt für seine Lyrik, die hauptsächlich im 19. Jahrhundert entstand und damit in die Epoche des Realismus und der beginnenden Moderne einzuordnen ist.

Auf den ersten Blick beinhaltet das Gedicht eine melancholische Stimmung, erzeugt durch die nihilistischen Bilder von Unkraut und Dornenbüschen, die sich um ein fernes Grab ziehen, sowie durch den abendlichen Blick auf das Meer und den blassen Mond.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht eine eher düstere Naturkulisse, die sowohl physisch als auch symbolisch interpretiert werden kann. Das lyrische Ich schreitet am Meer entlang und nimmt die umgebende Natur intensiv wahr, während es an ein Grab jenseits des Meeres denkt, das von einsamen Wesen und ungezähmter Natur beherrscht wird. Unter dieser düsteren Präsentation der Natur scheint eine Einsamkeit und Sehnsucht des lyrischen Ichs durch, die durch die ferne Glocke der entlegenen Kirchen noch verstärkt wird.

Die poetische Form des Gedichts ist in drei gleich strukturierten Strophen gegliedert, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die Sprache des Gedichts ist eher archaisch und nutzt eine präzise Rhetorik, die Bilder und Metaphern hervorbringt, um die Stimmung des Gedichts zu unterstreichen. Zudem wird ein gleichbleibendes Metrum verwendet, was dem Gedicht einen monotonen Klang verleiht, der die melancholische Stimmung unterstreicht.

Insgesamt handelt es sich bei „Abendstimmung“ von Ernst Ziel um ein Gedicht, das Einsamkeit und Sehnsucht in Verbindung mit Naturbildern zum Ausdruck bringt und dabei eine melancholische, nachdenkliche Stimmung erzeugt. Dadurch wird die Innenschau des lyrischen Ichs sowie die tieferen emotionalen und existenziellen Zustände des menschlichen Daseins dargestellt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Abendstimmung“ ist Ernst Ziel. 1841 wurde Ziel in Rostock geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1857 und 1921. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 80 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ernst Ziel sind „Vergänglichkeit“, „Heimweh“ und „Im Walde“. Zum Autor des Gedichtes „Abendstimmung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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