Wir wehen von Hans Bethge

Wir wehen durch die Lüfte,
Grau wie Regen weht,
Zart wie die Düfte der Blumen,
Bang wie der Flöte Lied.
 
Wehen mit Eile, sinken
Nieder in einem Feld,
Abend hüllt kühl uns ein,
Nacht ist so märchenschön.
 
Manche erheben wieder
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Ihre Flügel, wehen
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Weiter, düstere Wolken
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Oder Gerüche der Flur.
 
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Andere bleiben liegen
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In den Hainen und Gärten,
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Werden Erde und Halme,
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Spielend im Frühlingshauch.
 
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Hörst du ein Seufzen im Abend?
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Und ein Lachen im Wind.
19 
Wer da wehte vorüber
20 
Ach - und wohin? wohin?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Wir wehen“

Autor
Hans Bethge
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1876 - 1946
Epoche
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wir wehen“ wurde vom Dichter Hans Bethge geschrieben, der von 1876 bis 1946 lebte. Dies ermöglicht eine zeitliche Einordnung im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert und in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts, eine Zeit signifikanten sozialen Wandels und Unruhen, die auch literarisch Ausdruck findet.

Bei der ersten Durchsicht des Gedichts fällt der Natur- und Bewegungsbezug im Text auf. Der Ton wirkt zunächst kontemplativ und melodisch, hat aber auch einen leicht melancholischen Klang.

Der Inhalt des Gedichts kreist um das Thema des Wehens und der Veränderung, verkörpert durch Elemente der Natur wie Wolken, Düfte, Felder und Erde. Das lyrische Ich verfolgt diese Bewegungen und beschreibt dabei verschiedene Stimmungsbilder – vom bangen Wehen, über das kühl Einhülle des Abends bis zum Seufzen des Windes. Hierbei wird jedoch eine Unklarheit hinsichtlich des 'Wohin?' der Bewegung suggeriert, was auf eine mögliche existenzielle Unsicherheit oder Ungewissheit hindeutet.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Diese Struktur prägt den Rhythmus des Gedichts und bietet Raum für eine Wiederholung von Motiven in unterschiedlichen Kontexten und Stimmungen. Die Verse werden mehrheitlich in freien Rhythmen verfasst, was zusätzlich zum fließenden, wehenden Charakter des Gedichts beiträgt.

In Bezug auf die Sprache des Gedichts fällt die Nutzung bildreicher und sinnlicher Ausdrücke auf. Die Formulierung „Grau wie Regen weht“, die Mischung aus abstrakteres Bild und konkreter, sinnlicher Wahrnehmung, ist ein typischer Ausdruck der Moderne und der späten Romantik. Sie spiegelt einerseits die äußere, physikalische Bewegung und andererseits eine emotionale Innenschau und die Suche nach Identität und Zugehörigkeit wieder.

Insgesamt scheint das lyrische Ich im Gedicht also eine sehnsuchtsvolle und zugleich unsichere Beziehung zur Veränderung und Bewegung auszudrücken, was angesichts der historischen Kontexte von Hans Bethge nicht überraschend ist. Dabei spielen die Sprache und die walzähnliche Struktur des Gedichts eine entscheidende Rolle, indem sie diese emotionale Dynamik zum Ausdruck bringen und das Erleben intensivieren.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wir wehen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Hans Bethge. Geboren wurde Bethge im Jahr 1876 in Dessau. Im Zeitraum zwischen 1892 und 1946 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Hans Bethge sind „Vision“, „An eine Kunstreiterin“ und „Nach Sonnenuntergang“. Zum Autor des Gedichtes „Wir wehen“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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