Aus Griechenland von Emanuel Geibel

Drei Palmen überm Bronnen,
Ein braun Gefild umher,
Und fern im Glanz der Sonnen
Geklüft und blaues Meer.
 
Rings weidet um die Palmen
Die Herde, weiß und bunt,
Und sucht nach saft'gen Halmen
Am halberversenten Grund.
 
Daneben lehnt im weiten
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Dichtwoll'gen Widdervließ,
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Ein Bild uralter Zeiten,
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Der Hirt am Schäferspieß.
 
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Scharf blickt er in die Runde
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Und pfeift dazwischen hell
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Dem zottig gelben Hunde,
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Der seiner Wacht Gesell.
 
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Der Mann, der Hund, die Ziegen,
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Palmbäume, Fels und See
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Mir ist, als säh ich liegen
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Ein Stück der Odyssee.
 
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Sah'n Himmel gleich und Erde
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Ihr alt Gesetz vergehn,
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Der Hirt mit seiner Herde
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Blieb unverwandelt stehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Aus Griechenland“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aus Griechenland“ wurde von Emanuel Geibel verfasst, einem deutschen Dichter der Spätromantik, der von 1815 bis 1884 lebte. Dies lässt uns das Gedicht zeitlich in die Mitte bis zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer sehr bildhaften und detailreichen Beschreibung einer ländlichen Szene in Griechenland. Es scheint, als ob der Betrachter bzw. das lyrische Ich hier einen Augenblick einer idyllischen Pastoral-Szene einfängt.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die Darstellung einer Szene „aus Griechland“ - dargestellt werden Palmen am Brunnen, eine bunte Herde von Ziegen, die nach Gras suchen, ein Hirt, der seine Herde aufpasst und das Meer in der Ferne. Im Verlauf des Gedichts offenbart das lyrische Ich seine Assoziation: Die Szene erinnert es an die Odyssee, ein antikes Epos aus Griechenland, und mündet in die Reflexion über Beständigkeit in der Veränderung.

Die Einheit von Mensch, Natur und Tier sowie das Motiv des Bewahrers, symbolisiert durch den Hirten, prägen das Gedicht. Der Hirte, als Symbolfigur für das Unveränderliche, steht gegen den steten Wandel, den das lyrische Ich wahrnimmt („Sah'n Himmel gleich und Erde / Ihr alt Gesetz vergehn“).

Die Form des Gedichts ist klar und strukturiert, bestehend aus sechs Strophen mit je vier Versen. Die Zeilenlänge und der einfache, klare Rhythmus geben dem Gedicht ein ruhiges und ausgeglichenes Tempo, was die harmonische Atmosphäre des Gedichts unterstreicht. Mit einer deutlichen und bildhaften Sprache, teils durch archaisch anmutende Formulierungen, schafft Geibel einen starken Eindruck von einem Ort, der, obwohl fern und fremd, in der Vorstellung des Lesers greifbar wird.

Geibel benutzt eine Sprache, die sehr sinnlich und gleichzeitig präzise ist. Er wählt seine Worte behutsam aus, um die Szene so bildhaft wie möglich zu gestalten. Der Leser kann die Szene direkt vor sich sehen, kann die Palmen, die Herde und das Meer sehen, den Hirt und seinen Hund hören.

Zusammenfassend lässt sich das Gedicht „Aus Griechenland“ von Emanuel Geibel als eine Art lyrischer Momentaufnahme verstehen - eine Darstellung einer zeitlosen, ländlichen Szene aus Griechland, die Assoziationen mit der antiken griechischen Literatur weckt und eine Reflexion über Beständigkeit und Wandel enthält.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aus Griechenland“ des Autors Emanuel Geibel. Geibel wurde im Jahr 1815 in Lübeck geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1831 bis 1884 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Weitere Werke des Dichters Emanuel Geibel sind „Mahnung“, „Liebesglück“ und „Herbstlich sonnige Tage“. Zum Autor des Gedichtes „Aus Griechenland“ haben wir auf abi-pur.de weitere 67 Gedichte veröffentlicht.

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