Friedrich, Caspar David - Kreidefelsen auf Rügen (Analyse)

Schlagwörter:
Caspar David Friedrich, Interpretation, Ikonographie, Zeitgeschehen in der Epoche von Caspar David Friedrichs Kunst, Bedeutung der sakralen Aspekte in der Natur, Referat, Hausaufgabe, Friedrich, Caspar David - Kreidefelsen auf Rügen (Analyse)
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Referat

Analyse „Kreidefelsen auf Rügen“ von Caspar David Friedrich

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Kreidefelsen auf Rügen ist ein 1818 entstandenes Gemälde von Caspar David Friedrich. Das Bild in Öl auf Leinwand im Format 90,5 × 71 cm ist ein Hauptwerk der deutschen Romantik und befindet sich im Museum Oskar Reinhart in Winterthur.

Im Januar 1818 heiratete Caspar David Friedrich die fast zwanzig Jahre jüngere Christiane Caroline Bommer. Zusammen mit seiner Frau besuchte er auf der Hochzeitsreise im Juli und August 1818 Verwandte in Neubrandenburg und Greifswald. Von dort aus unternahm er mit seinem Bruder Christian und seiner Schwägerin einen Ausflug auf die Insel Rügen. In diesem Zusammenhang entstand die Idee zum Gemälde. Es sollte ein „Hochzeitsbild“ werden.

Das Gemälde zeigt eine Steilküste am Meer mit bizarren grell-weißen Felsen. Zwei Buchen berühren sich am oberen Bildrand, rechts steht ein bildbeherrschender Baum einem kleinen Baum gegenüber, der von den Wurzeln nur noch notdürftig gehalten wird. Auf dem schmalen grasbewachsenen Vordergrund befinden sich drei Personen, dem Anschein nach ist es eine Ausflugsgesellschaft. Eine Frau mit rotem Kleid und hoch gesteckten Haaren sitzt im Gras. Sie hält sich mit der linken Hand an einem verdorrten Ast fest und zeigt mit der rechten Hand auf eine Blume und zugleich in Richtung der Klippen. In der Mitte des Vordergrundes kriecht ein Mann ängstlich auf dem Boden, lugt vorsichtig über den Rand und sucht mit den Händen Halt im Gras. Er hat blondes Haar und trägt einen blauen Gehrock, Zylinder und Wanderstock sind abgelegt. Rechts steht ein Mann mutig auf einigen dünnen Ästen über der Tiefe, mit dem Rücken an einen Baumstumpf gelehnt. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt, trägt einen grüngrauen Gehrock und Hut. Er schaut aufs Meer hinaus. Die wenigen Wellen im ruhigen Meer spiegeln die Mittagssonne. Zwei weiße Segelboote sind unterwegs. Die Farben geben dem Bild einen heiteren Charakter.

Einführung in das Bild

  • Rezipient kann nicht weit in das Bild eindringen, da die Klippe/der Abgrund als Barriere dient
  • Vordergrund dunkle Farben – Mittelgrund helle und weiche Farben → Hell-Dunkelkontrast → Spannung
  • Vordergrund fest und greifbar im Gegensatz zum Hintergrund → Gefühl von Sicherheit am Abgrund
  • Kreiskomposition im Vordergrund → Vollkommenheit
  • Achsensymmetrie → angedeutet durch Felsen
  • Deformiertes Dreieck → Instabilität
  • Echoformen der Menschen durch Felsen → verbinden Vorder- und Mittelgrund
  • Staffelung der Pläne stellt Distanz zwischen Mensch und Natur her
  • Kreuzkomposition durch Horizont, Felsen und Bäume
  • Übergang von Meer und Himmel fließend → sakrale Bedeutung der Natur

Deutung der Bildinhalte / Ikonographie:

  • Land im Vordergrund → Sicherheit Menschen (die Menschen haben festen Boden unter den Füßen), veranschaulicht außerdem die Gegenwart. Zusätzlich aber auch riskant durch die Position der Menschen am Abgrund.
  • Kreide → zerbrechlich, porös
  • Abgrund → Tod, Leid, Angst und Ungewissheit
  • Schiffe → Hoffnung, Aufbruch, Freiheit
  • Mann (Mitte) → betende Haltung → sakrale Wahrnehmung der Natur
  • Mann (rechts) → kontemplative Haltung der Natur gegenüber

Interpretation:

Der Vordergrund stellt die Gegenwart und der Hintergrund die Zukunft dar. Die Schiffe bilden die Verbindung zwischen der düsteren aber sicheren Gegenwart und der dynamischen, vollkommenen (Kreiskomposition), aber ungewissen Zukunft. Durch das deformierte Dreieck entsteht eine gewisse Unsicherheit. Die Personen gelangen durch die Echoformen imaginär in den Mittelpunkt. Durch die zerbrechlichen Kreidefelsen und den sichtbaren Abgrund ist der Weg in die Zukunft unmöglich oder nur imaginär zu erreichen.

Zeitgeschehen in der Epoche von Caspar David Friedrichs Kunst:

  • Abgebildete Personen tragen bürgerliche Tracht → Auftragsarbeiten
  • Friedrichs Bilder beinhalten politische Stellungnahme (Bürgertum)
  • Isolation des Bürgertums → Einsamkeit in der Natur
  • Sehnen nach einer besseren und freien Zukunft
  • Unerreichbare, imaginäre Freiheit und Utopie von welcher die Menschen getrennt sind
  • Zwiespältige Gegenwart: zum einen Sicherheit und Festigkeit, andererseits unbefriedigend

Das Interesse an der Natur stieg im 19. Jahrhundert auf Grund der Umschichtung der Bevölkerung vom Land in die Stadt (→ Wandel vom Agrar- zum Industriestaat).

Vorraussetzung zur ästhetischen Naturrezeption ist die Entfernung von der Natur → neues städtisches Leben. Die Natur wird genutzt um Gefühle politischer Art in sie hinein zu projizieren.

Bedeutung der sakralen Aspekte in der Natur:

  • In der Natur wird die Vollkommenheit, Integration und Totalität erreicht, die dem Bürgertum in der Realität verweigert wird.
    → (Bezug auf die Ziele, Methoden und Auswirkungen der Stein/Hardenbergschen Reformen zur Zeit der Romantik in Deutschland (Preußen). )
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