Schiller, Friedrich - Der Handschuh (Interpretation)

Schlagwörter:
Friedrich Schiller, Analyse, Goethe, Strophe, Vers, Ballade, Gedichtform, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Der Handschuh (Interpretation)
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Referat

Friedrich Schiller: Der Handschuh (Interpretation)

Das von mir zu interpretierende Gedicht „Der Handschuh“ wurde in Jahre 1797 von Friedrich Schiller verfasst. Friedrich Schiller war einer der bekanntesten Schriftsteller seiner Zeit und war besonders im Jahre 1797 aktiv, als er in einer Art freundschaftlichen Wettstreit mit Johann Wolfgang von Goethe zahlreiche Balladen verfasste. Das hier vorliegende Gedicht entstammt ebenso diesen und kann damit in die Epoche der Klassik eingeordnet werden.

Diese Epoche ist stark von der engen Zusammenarbeit der beiden Schriftsteller gekennzeichnet, und so prägen die beiden den Begriff, unter anderem begann die Epoche mit der Italienreise von Goethe, die endete mit dem Tod Schillers 1805. In dieser Epoche war vor allem das Ideal des sozialen Menschen aber auch die Werte der Antike, so die Schönheit und die Harmonie, im Mittelpunkt der Dichtung und es wurden vor allem Motive des Guten und der Vernunft verwendet, die den Menschen in seiner freien Selbstbestimmung zeigen. Die Figuren wurden idealisiert.

Vorwiegend wurden die Werke in Form von Dramen, Oden, Hymnen oder eben Balladen abgefasst. Balladen beinhalten typischerweise ein lyrisches, episches und dramatisches Element, sowie ein Ballladenurteil, das die Lehre darstellt. Das das mir vorliegende Gedicht in diesen Eigenschaften übereinstimmt, lässt sich anhand äußerer und innerer Merkmale beweisen. Äußerlich ist das Gedicht in acht Strophen zu je unterschiedlicher Verszahl einzuteilen.

So sind in der ersten Strophe sechs Verse vorhanden. Es folgt eine Strophe mit zehn Versen, diese Unregelmäßigkeit setzt sich danach mit Abschnitten zu 16 und elf Zeilen und in der fünften und sechsten Strophe mit je vier Versen fort. Schließlich und letztendlich hat die Strophe sieben fünf Zeilen und die letzte Strophe nochmals zehn. Beim Bestimmen des Metrum lässt sich größtenteils der Jambus feststellen. Dadurch entsteht ein schneller und drängender Rhythmus, da sich aber das Metrum nicht gleichmäßig fortsetzt, wie beispielsweise in Zeile 17 durch das Bindewort „Und“, welches wie ein Einschub wirkt und im Laufe des Gedichtes mehrfach wiederholt, entsteht ein noch schiebendes und vorantreibendes Gefühl, wodurch die Handlung und die Spannung weiter aufgebaut wird.

Die Reime sind ebenso verschieden. So beginnt die Ballade mit einem Schweifreim und setzt sich mit dem Paarreim ab strophe zwei fort. In der dritten Stophe begegnet dem lesen wieder eine Besonderheit. Die Verse bilden hier einen äußerlichen Abschnitt in sich, der durch die Reimbildung unterstützt wird, denn sowohl der erste, wie auch der letzte Vers des Abschnittes reimen sich. Innerhalb dessen lassen sich keine einheitlichen Reimschemata herausfinden. Man bemerkt jedoch, dass die Reime im Übergang von Strophe zu Strophe relativ fließend dadurch empfunden werden, dass die letzten Verse der einen sich mit dem ersten Vers der nächsten Strophe reimen. Im weiteren Verlauf des Gedichtes kann man immer wieder nur unregelmäßig reime herausfinden. Es wechseln sich oft Paar- und Kreuzreim ab. Das Gedicht empfinde ich aber dennoch sehr flüssig. Trotz dieser Unregelmäßigkeit im äußerlichen Aufbau ist dieser hilfreich die innere Gliederung zu erkennen, denn diese ist entsprechend dem äußeren Aufbau thematisch gegliedert. Das zentrale Thema ist ebenso erst nach dem gesamten Lesen des Gedichtes zu erkennen.

Ich denke, dass es um ein Spiel, das Spiel zum einen, was der König mit den wilden Tieren betreibt, um die Gesellschaft zu unterhalten, aber zum anderen auch um das Spiel, was Kunigunde treibt, aber der edle Ritter gekonnt und selbsbewusst abwehrt. Damit steht wiederum ein typisches zentrales Thema der Klassik, der Edelmut des Ritters, aber auch sein gekonntes Abwehren im Mittelpunkt. Allgemein erinnert auch das Spiel mit den Löwen an das alte Rom, man denkt an das Colloseum in Rom, in dem oft Tierkämpfe stattfanden.
Analysiert man die einzelnen Strophen jeweils, kann man noch weitere Hinweise auf die Epoche und einzelne Elemente herausfinden.

Zu Beginn der Ballade werden für mein Empfinden sehr aggressive einstimmende Worte, wie zum Besipiel der „Löwengarten“ (Vers 1) oder auch das „Kampfspiel“(Vers 2) verwendet, wodurch die Erwartung des Lesers sofort gesteigert. Demgegenüber stehen der „König“ (Vers 3) aber auch die „Damen in schönem Kranz“ (Vers 6). Ganz auffällig ist die Verwendung der Adjektive „hohem“(Vers 5), „schönen“ (Vers 6) aber auch des Wort „Großen“(Vers 4), die die Szene schon zu Beginn großartig und erwartungsvoll gestaltet. Mit dem Absatz beginnt die Ballade, aber auch die Einleitung der Szenerie wird beendet, denn in Strophe zwei setzt sofort die Handlung ein.

Diese Strophe wird wiederum sehr durch Verben der Bewegung dominiert. So „winkt“(Vers 7) der König und der „Löwe tritt“ (Vers 10) ein. Ebenso kann ich noch die Verben auftun, schütteln, umsehen aber auch strecken genannt werden, die sehr viel Dynamik in diesem Teil bringen. Der Löwe wird als erstes Tier sehr genau in seiner Aktivität gezeigt. Am Ende seines Auftritts endet die Strophe mit einer Akkumulation seiner Taten und der Anapher des Bindewort „Und“ in Vers 14, 15 und 16. Die Anfängliche Spannung geht auf ein Ende zu, sie endet mit dem Niederlegen des Löwen, womit auch die Verben der Bewegungen in ein Verb der Ruhe übergehen. Ebenso wie zuvor, setzt sich die Aktivität wieder erwarten in der nächsten Strophe fort, entgegen dem Abflauen zuvor, setzt die Spannung wieder genauso ein, „der König winkt wieder“ (Vers 17), es ereignen werden wieder viele Verben der Bewegung genutzt, aber nicht der Löwe, sondern eine andere Raubkatze, ein Tiger hervor. Bemerkenswert sind erneut auch die verwendeten Adjektive wie „behend“, „wild“, „laut“ aber auch „furchtbar“.

Erstmals steht der Leser einer Konfrontation der zwei Raubkatzen und damit einem ersten Höhepunkt gegenüber. Jedoch nimmt diese Spannung auch gleich der zweiten Strophe wieder ab und die Raubkatze legt sich entgegen der angedeuteten Weise zu Boden legt. Das gleiche Ritual scheint sich in der nächsten Strophe fortzusetzen. Denn „der König winkt wieder“ (Vers 33), der Inhalt wiederholt sich und der Leser erwartet einen neuen Spannungsanstieg. Man bemerkt sofort eine weitere Steigerung, die vorher nicht so ins Auge fiel. Gleich der Anzahl und somit der Bedrohung durch die Tiere wird auch der Ausgang aus dem die Tiere hervorkommen immer größer, zuerst öffnet sich nur der „weite Zwinger“(versa 8), danach ein „zweites Tor“ (Vers 19) , dies steigert sich noch zu einem „doppelt geöffneten Haus“ (Vers 34). Dementsprechend entspringen nun auch zwei Leoparden. Mit dem Ansteigen der Tierzahl steigt auch die Spannung. IN der Strophe treffen die Tiere auch zum ersten mal auf den Konflikt. Ganz besonders sticht hier das Wort „Mordsucht“(Vers 42) heraus. Die Tiere bewegen sich „im Kreis“ (Vers 41), sie können somit nicht entfliehen, keines der Tieres wird aus dem sinnbildlichen Kreis des Lebens und Sterbens entkommen. Die Übermacht und Gefährlichkeit des Löwen wird noch einmal klar, als er sich aufrichtet, „wird´s still“ (Vers 40). Die Situation kann nicht gefährlicher aber auch nicht auswegloser sein.

Umso überraschender bekommt die Handlung eine Wende und begibt sich heraus aus dem tödlichen Innenkreis auf den Balkon. Dem grässlichen steht urplötzlich der „Handschuh von schöner Hand“ (Vers 45) gegenüber, es ist das Stilmittel der Antithese und damit auch für den Leser ein plötzlicher Spannungswechsel sichtbar. Umso dramatischer, dass der Handschuh zwischen die symbolisch Gefahr ausdrückenden Tiere fällt. Man erfährt in der nächsten Strophe, der sechsten, die Ursache dafür. Es tritt erstmals die Handlung zwischen zwei Personen in den Vordergrund. Sofort erfährt man, dass es sich um Delorges und Kunigund handelt. Man erfährt auch die Art, wie das Fräulein dem Ritter hinwendet, es ist eine „spottende[...] Weis´“ (Vers 48). Es deutet sich der weitere Verlauf an, erstmals wird die wörtliche Rede in der Ballade verwendet, es wird ein Doppelpunkt zur Einleitung verwendet. Kunigunde fordert den Ritter auf, ihm seine „heiß[e]“ (Vers 50) Liebe zu beweisen.

Der Ritter verlässt daraufhin in der nächsten Strophe den sicheren Balkon und begibt sich in den Gefahrenbereich, er begibt sich in den antithetischen Raum. Es wechseln sich dabei zwischen des Versen die Bezugsorte, jeweils vom Ritter zum Zwinger, und so sind auch die Adjektive gegensätzlich von „schnellem“ zu „furchtbar“, von „festem“ zu „Ungeher“ aber schließlich zu „keckem“. Und schließlich wird der Handschuh, das scheinbare Symbol der Liebe aber auch der Gefahr genommen. Der Bezug geht in der letzten Strophe zurück zu den Zuschauern, die scheinbar friedvolle Welt dieser, symbolisiert durch den Balkon, wird durch die Gefahr des Ritters, welcher sich über die Grenzen begeben hat, durchbrochen, ganz deutlich zu erkennen durch „Erstaunen“ und „Grauen“ (Vers 68). Ganz gegensätzlich verhält sich der Ritter „gelassen“ (Vers 60).Im Gedicht wird mit der Verwendung von positives Attributen, wie „zärtlichem“ (vers 62) und „nah“ (Vers 63), der Umschwung vom Gefährlichen zum nun guten angedeutet und durch beispielsweise den symbolischen „Liebesblick“ (Vers 62) unterstützt. Doch ganz plötzlich und unerwartet wird das Symbol Handschuh zum negativ zu wertenden Objekt, denn es wird als eine Art Rache genutzt, indem er ihr dennoch ein körperliches Leid zufügt, und somit doch seine gefährliche Handlung ins Gedächtnis zurückbringt, er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht. Erneut wird wörtliche Rede verwendet, diesmal jedoch vom Ritter, dieser macht mit einer Alliteration von „Dank, Dame“ (Vers 66) also der betonten Wiederholung des Anfangsbuchstaben „D“ sehr deutlich, dass er der ganzen Handlung ablehnend gegenüber steht. Die Konsequenz folgt im letzten Vers, als der Leser schließlich erfährt, dass der Ritter die Dame verlässt.

Die Rückkehr stellt den abschließenden Umschwung der Handlung dar und symbolisch wird beschrieben, wie „aus jedem Munde“ (Vers 61) Lob entgegengebracht wird. Er erhält dies von allem Adel, speziell wird auf Kunigunde verwiesen. Sofort wendet sich auch die Stimmung.

Nach Abschluss dieser Analyse und Interpretation kann man abschließend nochmals den Balladencharakter feststellen. So hat Schiller es auf einfache aber einleuchtende Weise geschafft, ein in Gedichtform geschriebenes Stück eher erzählend zu gestalten, unter anderem durch die Rhythmik, die das Stück vorantreibt, aber auch durch die Geschichte an sich, die merklich mit der Beschreibung der Szene und des Königs „[v]or seinem Löwengarten“ (Vers 1). Ganz deutlich kann man mit dem Einwurf des „Handschuh von schöner Hand“ (Vers 45) den Beginn des Dramas um Dolorges und Kunigunde erkennen. Der Handlungsverlauf erreicht seinen Höhepunkt indem der Ritter „hinab in den furchtbaren Zwinger“(Vers 54) steigt. Sofort folgt aber die Belehrung durch den Ritter indem er keck dem eitlen Fräulein den Handschuh ins Gesicht wirft. Ein weiteres Indiz für den epischen Charakter ist die verwendete wörtliche Rede. Es wird klar, dass der Ritter dem Zwang und dem Hochmut der Dame entflieht und sich nicht vor dem gesamten Hofstaat, der um den König versammelt ist, schikanieren lässt. Der Ritter setzt sich über die Normen und Regeln hinweg, er zieht sozusagen konsequent sein eigenes Ding durch. Ich kann nach meinem Vorwissen und dem Lesen und Verstehen der Ballade gut das Zeitgefühl und die Absicht von Schiller nachvollziehen.

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