Kunert, Günter - El Dorado (Interpretation einer Parabel)

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Günter Kunert, Interpretation einer Parabel, Erzähler, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Kunert, Günter - El Dorado (Interpretation einer Parabel)
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Referat

Günter Kunert "El Dorado" - Interpretation


Günter Kunert
Günter Kunert wurde am 6. März 1929 in Berlin geboren. Er ist ein deutscher Schriftsteller, der mit seinem Werk in besonderem Maße die Literatur der beiden deutschen Staaten, d. h. die Kompliziertheit ihrer Wechselbeziehungen und ihrer unterschiedlichen Befindlichkeiten, sowie dann des wiedervereinigten Deutschlands repräsentiert. In seinen Arbeiten nimmt er eine kritische Haltung zu Themen wie Fortschrittsgläubigkeit, Nationalsozialismus und der Politik des DDR-Regimes ein. Während seine frühen Gedichte, pädagogisch-kritisch argumentierend, dem sozialistischen Realismus verpflichtet waren und dem Fortschritt dienen sollten, nahm er später eine zunehmend skeptische und pessimistische Haltung ein.

Im Folgenden wird die Parabel "El Dorado" analysiert. Die Parabel entstand im Jahr 1968.


Interpretation El Dorado
Günter Kunerts Parabel "El Dorado" entstand im Jahr 1968 und handelt von einigen Personen, die sich, in der Hoffnung ein besseres Leben führen zu können, auf die Suche nach dem sagenumwobenen El Dorado begeben, aber auch dort nicht glücklich werden. Der Autor möchte damit darauf aufmerksam machen, dass der Mensch nie mit dem zufrieden ist, was er haben kann und immer wenn er ein Ziel erreicht hat nach einem Nächsten strebt.

Günter Kunert teilt dabei die Parabel in sieben kleine Textpassagen. Am Anfang werden zunächst die betreffenden Personen aufgezählt. Der Leser erfährt auch, dass diese mit ihrem Dasein unzufrieden sind. Nachdem sie Gerüchte über El Dorado hören, beschließen sie dorthin zu fliehen. Die Flucht gelingt, doch als sie an dem Ort, von dem sie glauben dass es El Dorado sei, angelangen, treten Probleme auf und letztendlich versuchen sie in ihr Heimatland zurückzukehren, doch dies gelingt ihnen nicht.

Der Autor setzt in "El Dorado" einen auktorialen Erzähler ein und dieser sich einer zeitraffenden Erzählweise. Die Zeit beschreibende Aspekte sind "eines abends", "dreißig Tage" und: "[…] am folgendem und wieder folgenden Tag […]". Ein relevantes Raumsymbol ist das Schiff, mit dem die Gruppe nach El Dorado gelangt. Zu Beginn der Parabel befinden sich die Personen in Spanien, am Ende vermutlich in Südamerika. Eine wichtige Person ist meiner Meinung nach der König von Spanien.

Dem Text lassen sich einige stilistische Mittel wie zum Beispiel die Aufzählung:"[…]Soldaten, Juden […] Hildagos […]Pächter […]" und die Metapher:" […]Spanien war ihnen nicht mehr als eine überwundene Krankheit […]" entnehmen.

Im ersten Abschnitt des Textes wird besonders die Unzufriedenheit der Einwohner Spaniens deutlich:"[…] Unzufriedene, geeint durch Unzufriedenheit […]". Die Soldaten sind verkrüppelt, die Juden sind dem Scheiterhaufen entronnen und die Pächter haben ihr Land verloren. Hoffnungslosigkeit und die Abneigung gegenüber König Philipp werden indirekt zum Ausdruck gebracht. Sie durften sich „von Herrenrasse" nennen, doch im Prinzip ändert dies nichts an ihrem miserablen Leben. In der zweiten Textpassage hören die Personen erste Gerüchte von El Dorado, einer Landschaft die sich im Norden Südamerikas befindet. Sie kommen auf die Idee, dorthin zu fliehen: " […]Als sie die ersten vertrauenswürdigen Gerüchte vernahmen […] keimte in ihnen die Idee, dorthin zu fliehen.". Meiner Meinung nach wird in diesem Abschnitt eine gewisse Naivität von Seiten der betreffenden Personen deutlich, da zum Beispiel Gerüchte aus meiner Sicht nie als vertrauenswürdig betrachtet werden sollten. Der Satz: "[…]Dort wären sogar die Abtritte aus Gold[…]" bestätigt die Naivität der Personen zusätzlich. Weiterhin werte ich die Textstelle: " […] und die ersten falschen Nachrichten über jenes […] Land." Als Vorausdeutung auf den nicht positiven Ausgang der Geschehnisse. Die Menschen setzten alle Hoffnung in El Dorado, dies wird besonders durch " […] Ein Wort hielt sie aufrecht: El Dorado.", deutlich.

Die Flucht gelingt den Personen nur auf kriminellen und illegalen Weg. Sie erschlagen die Hafenwache um sich eines Schiffes zu bemächtigen. Sie wollen in El Dorado ein neues Leben beginnen und ihre Vergangenheit hinter sich lassen: "[…] Spanien war ihnen nicht mehr als eine überwundene Krankheit." Weiterhin wird in diesem Satz deutlich, dass sie sich in Spanien in einer extrem schlechten Lebenslage befunden haben müssen.

Im folgenden Abschnitt werden die Ankunft in El Dorado und die Andersartigkeit der Landschaft durch die Klimax" unbekannte, ungeahnte, ungeheuerliche Grün der Dschungel […]" beschrieben. Die Menschen verbrennen ihr Schiff um einen besseren Zusammenhalt in der Gruppe zu erzielen, hieraus wird deutlich, dass schon ein gewisses Misstrauen innerhalb der Gruppe schlummert und die Angst, dass vielleicht doch jemand versuchen könnte, dass Land zu verlassen. Schlussfolgernd bin ich der Meinung, dass innerhalb der Gruppe schon bei der Ankunft in El Dorado erste Zweifel aufkommen. In der darauf folgenden Textpassage bestätigt sich meine Annahme:"[…]Keine Spur Gold fand sich in dieser Gegend.". Mit dem Satz "Löwen weideten nicht neben Lämmern." Wird erneut die naive Vorstellung der Personen zum Ausdruck gebracht. In den letzten beiden Sätzen des Absatzes wird klar dass das, was die Personen sich immer gewünscht haben – Freiheit – nun nicht mehr genügt: "Nichts war da als Freiheit." Von Zeile 24 bis 26 wird das sich einstellende Alltagsleben der Menschen beschrieben: "Einige begannen den Wald zu roden, pflanzten Tabak, aßen Früchte und Fische." Sie leben, jedoch nicht miteinander, sondern nebeneinander der: "[…] sprachen […], wenn überhaupt, nur von den Bäumen, die sie am folgendem und wieder folgendem Tag zu schlagen gedachten […]", deutlich wird hier eine Monotonie in der Beschäftigung der Personen.

Im letzten großen Abschnitt der Parabel denken die Flüchtlinge an ihr Heimatland zurück und versuchen sich hierbei nur auf deren positive Aspekte zu beschränken: "[…] fiel vor ihrem inneren Auge alles Blut von des Königs Bild[…]". Sie vergessen vermutlich alles Schlechte, was ihnen durch König Philipp widerfahren ist und bezeichnen sich sogar als dessen " irrende Söhne". Ihnen wird klar, dass sie trotz Allem an ihrem Land hängen und merken zu spät, dass es ihnen dort vielleicht auf kurz oder lang besser ergangen wäre: "Aber die großen, wirren, weglosen Dschungel umgaben sie endlos. Sie kehrten nie zurück."

In dieser Parabel ist es Günter Kunert meiner Ansicht nach gut gelungen darzustellen, dass der Mensch nie alles, was er sich wünscht haben oder erreichen kann und dass es nicht sinnvoll ist, aus schwierigen Lebenssituationen einfach flüchten zu wollen.

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