Borchert, Wolfgang - Nachts schlafen die Ratten doch

Schlagwörter:
Wolfgang Borchert, Textanalyse, Inhaltsangabe, Erörterung, Personen und Personenkonstellation, Erzählperspektive, Sprachanalyse, Charakterisierung, Referat, Hausaufgabe, Borchert, Wolfgang - Nachts schlafen die Ratten doch
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Referat

Wolfgang Borchert: Nachts schlafen die Ratten doch


Gliederung:

A) Kurzgeschichte: “Nachts schlafen die Ratten doch” von Wolfgang Borchert, Basissatz

B) Textanalyse

I. Inhaltsangabe
II. Personen und Personenkonstellation 

  1. Charakterisierung des Jungens: ängstlich, sehr schlau, opferbereit, mutig, aber auch naiv
  2. Beschreibung des Charakters des alten Mannes: fürsorglich und neugierig
  3. Plötzliche Wendung: Jürgen ist ehrlich, aufgeschlossen
  4. Lüge des Mannes soll Jungen helfen
  5. Alter Mann eine Art Ersatzvater für Jürgen

III. Erzählperspektive

Mischperspektive: zweimal Wechsel: auktorial und personal am Anfang und auch am Ende

IV. Sprachanalyse

  1. Satzbau: viele Parataxe für Aufmerksamkeit des Lesers
  2. Personifikation: Beschreibung und Kennzeichnung der Umgebung
  3. Bildliches Symbol: Auswirkungen und Folgen des Krieges
  4. Ellipse, sinngemäße Wiederholung: nie eine Ausnahme für Jürgen, ununterbrochene Wache
  5. Metapher, Wiederholung: Verdeutlichung der Träume und Wünsche des Jungens
  6. Allegorie, Farbsymbol: Ausdruck der Hoffnung

C) Aufforderung des Autors trotz allem weiterzuleben

 

In der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert erzählt der Autor von einem Jungen, der im Zweiten Weltkrieg lebt und stur versucht, seinen toten Bruder vor Ratten zu beschützen. Als ein alter Mann vorbeikommt, versucht er den Jungen mit einer Lüge von diesem Schicksalsschlag abzulenken.

Der neun-jährige Jürgen verliert seinen kleinen vier-jährigen Bruder bei einem Bombeangriff am Ende des Zweiten Weltkriegs. Er passt Tag und Nacht auf dessen toten Körper auf, damit die Ratten ihn nicht fressen. Als ein alter Mann mit einem Korb vorbeikommt und wissen will, was Jürgen beschützt, bekommt er keine genaue Antwort und versucht dem Jungen ein Angebot zu machen. Erst ist Jürgen noch skeptisch, aber er errät den Inhalt des Korbes und mit der Zeit gewinnt jener das Vertrauen des Jungen. Später erzählt er dem alten Mann, was er beschützt und warum er das tut. Als der Herr ihn einlädt, seine Kaninchen zu sehen, lehnt er ab, weil er seine Wache nicht aufgeben kann und seinen Bruder vor den Ratten beschützen muss. Der Mann erkennt die Unsinnigkeit seines Vorhabens und bemüht sich, das Kind abzulenken. Er lügt ihn an, indem er ihm erzählt, dass die Ratten nachts schlafen würden und Jürgen ruhig nach Sonnenuntergang nach Hause gehen oder sich seine Kaninchen anschauen und sich eins aussuchen könnte. Der Mann verspricht ihm, am Abend wiederzukommen, ihm eines mitzubringen und ihn dann nach Hause zu begleiten.

Zu Beginn der Geschichte wird ein Junge namens Jürgen charakterisiert. Das Zitat “Er hatte die Augen zu. Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, dass jemand gekommen war und nun vor ihm stand, …” (Z. 6-9) zeigt, dass er Angst hat, gefunden zu werden, als jemand vorbeikommt. Ein alter Mann mit einem Messer und einem Korb macht sich Sorgen um ihn und stellt ihm neugierige Fragen, wie z.B. “Du schläfst hier wohl, was?” (Z.20) oder “Worauf passt du denn auf?” (Z.30). Ebenso ist der Junge für seine neun Jahre sehr schlau, weil er sofort errät, was sich in den Korb befindet. Das zeigt sich durch das Zitat: “Pah, kann mir denken, was in dem Korb ist (…) Kaninchenfutter.“ (Z. 48ff). Bei dem alten Mann erkennt man, dass er sehr fürsorglich ist, nicht nur weil er sich um Jürgen kümmert, in dem er nach seiner Verpflegung und auch Gesundheit fragt, wie in Z.77ff “Aber gehst du denn gar nicht nach Hause? Du muss doch essen.” oder auch in Z.73f “Immerzu? (…) auch nachts?” sondern er ist auch besorgt, weil er selbst 27 Kaninchen besitzt und sich um sie sorgt (vgl. Z.58-67). Jürgen wird schließlich ehrlich und aufgeschlossen und gibt zu, dass er auf seinen jüngeren Bruder aufpasst (vgl. Z.105-117). Man erkennt, dass Jürgen mutig und selbstbewusst viel opfert, um seinen toten Bruder davor zu schützen, von Ratten gefressen zu werden, aber er selbst will erstmal nicht zugeben, dass er auf den Leichnam aufpasst. Das zeigt das er sehr fürsorglich ist, obwohl er weiß, dass jener schon tot ist. (vgl. Zitat: “Mein Bruder, der liegt nämlich da unten. Da.” in Z.108f). Das macht aber auch deutlich, dass er naiv ist. Daraufhin versucht der Herr den Jungen auf andere Gedanken zu bringen und geht sogar soweit, dass er ihn mit der Aussage in Z. 119f “Ja hat euer Lehrer euch denn nicht gesagt, dass die Ratten nachts schlafen?“ anlügt, weil er es wichtiger findet, dass es dem Kind gut geht, und damit gibt er ihm wieder ein Stück verlorener Hoffnung zurück. Der alte Mann fühlt sich verantwortlich für den Jungen, auch wenn er nur zufällig vorbeigekommen ist, deshalb scheint eine Art Ersatzvater für Jürgen zu sein, auch aus dem Grund, dass dessen eigener Vater es nicht für nötig hält, seinen Kind davon abzubringen, den toten Leichnam zu bewachen. Dadurch erkennt man, dass der Bruder für Jürgen sehr wichtig war und dass sie eine enge Beziehung hatten, weil er sonst nicht so stur auf den Körper aufpassen würde. (vgl. Z. 87-93) .Auch will der Herr dann weiterhin auf ihn Acht geben und mit dem Vater reden (vgl. Z.156-159).

Die Geschichte ist in der Personalen Perspektive, d.h. in der "Er-Form" aus der Perspektive des Jungen erzählt. Die Gedanken des Jungen, z.B. "Jetzt haben sie mich" (Z.9f), werden deutlich gemacht. Allerdings wird die Perspektive nicht durchgehalten, die auktoriale Sicht taucht zweimal auf. Das zeigt sich einmal am Anfang: Die Trümmerwüste wird kurz dargestellt, dadurch sehen wir den Ort durch die Augen des Erzählers (vgl. Z 1-19). Und auch dann am Schluss, zeigt uns der Autor, wie der Junge den alten Mann mit seinem Korb beim Weggehen beobachtet (vgl. Z 165-175).

Die Kurzgeschichte besteht hauptsächlich aus Dialogen. Auch die Haupthandlung sind die Dialoge selbst.

 

Nun werden im Folgenden stilistische Mittel genannt.
Der Text enthält mehr Parataxe als Hypotaxe, auch um die Besonderheit des Gespräches zwischen Jürgen und dem alten Mann darzustellen. Die Leser werden vom Autor aufgefordert, die Geschichte aufmerksam zu lesen und sich mit der schwierigen Situation auseinander zu setzen.

Durch die Personifikationen “…vereinsamten Mauer gähnte blaurot … Staubgewölbe flimmerte zwischen den steil gereckten Schornsteinresten. Die Schuttwüste döste.” (Z.1-5) wird die Situation und die Landschaft nach dem Zweiten Weltkrieg sehr deutlich beschrieben und gekennzeichnet. Der Autor will zum Ausdruck bringen, wie leer, verlassen und einsam alles ist und leitet dadurch in die Geschichte ein, dessen Hintergrund auf die Umstände aufbaut.

Mit dem bildlichen Symbol “… sah er nur zwei etwas ärmlich behoste Beine.” (Z. 11f) stellt er die Gebrechlichkeit des alten Mannes dar. Auch mit derselben Stilfigur in Z.22 “… sah von oben auf das Haargestrüpp herunter.” zeigt er die Ungepflegtheit des Junges. Aber beide Symbole zeigen die Schlaffheit, die Auswirkungen und auch die Folgen des Krieges. Dazu war es den Bürgern damals z.B. nicht möglich, sich unter diesen Umständen besser zu pflegen.

In der Z. 74 kann man eine sinngemäße Wiederholung erkennen: “Nachts auch. Immerzu. Immer.” Diese werden auch als Ellipsen genutzt und zeigen kurz und knapp zusammengefasst, dass es für den Jungen nie eine Ausnahme gab. Denn seit den Bombenanschlag saß er inmitten der Trümmerwüste und hat in all den schlechten Verhältnissen ununterbrochen seinen Bruder beschützt. Es ist für ihn nie in Frage gekommen, seine Wache aufzugeben.

Durch die Metapher “Lauter kleiner Betten sind das … alles kleine Betten.” in Z. 132f und “ Lauter kleine Kaninchen. Weiße, graue, weißgraue.” in Z. 142f zeigt der Autor die Träume und Wünsche des Jungens und wie gedankenverloren er wirkt, wenn er daran denkt. Und durch das Wiederholen, betont der Verfasser, wie sehr sich Jürgen schon danach gesehnt hatte.
„Der Korb schwenkte aufgeregt hin und her. Kaninchenfutter war da drin. Grünes Kaninchenfutter, das etwas grau war vom Schutt.“ (Z.170ff), diese Allegorie und dieses Farbsymbol zeigt, dass dieses Grün die Hoffnung ausdrücken will. Die Hoffnung, dass die Geschichte eventuell noch gut ausgeht und der Mann zurückkommt. Aber ob der Mann tatsächlich mit einem weißen Kaninchen zurückkommen wird, bleibt aber offen, was auch ein Kennzeichen einer Kurzgeschichte ist.

 

Der Autor will mit diesem Text sagen, dass man nicht sein ganzes Leben damit verbringen sollte, jemandem hinterher zu trauen, weil derjenige dadurch auch nicht wieder lebendig wird. Das Leben ist viel zu kurz. Man sollte versuchen, Schicksalsschläge zu verkraften und auf andere Gedanken kommen. Ich finde, dass der kleine Junge zu recht erst unsicher und sehr schüchtern war, denn er kennt diesen Mann nicht und dieser ist schon sehr neugierig. Und es ist selbstverständlich, dass Kinder in solchem Alter den wirklichen Sinn des Lebens noch nicht richtig verstehen.

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