Adenauer, Konrad - Vater der Wiedervereinigung oder Spalter Deutschlands

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Konrad Adenauer, Biographie, Stalin-Note, Adenauers Position und Politik, die politische Situation im besetzten Deutschland, Referat, Hausaufgabe, Adenauer, Konrad - Vater der Wiedervereinigung oder Spalter Deutschlands
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Referat

Referat Konrad Adenauer

Gliederung

  1. Biographische Skizze
  2. Der Kalte Krieg
    • Definition und zeitliche Einordnung
    • Die politische Situation im besetzten Deutschland
  3. Die verpasste Wiedervereinigung?
    • Die Stalin-Note
    • Adenauers Position und Politik
    • Gerd Langguth: "Konrad Adenauer: ‚Vater‘ der Wiedervereinigung oder ‚Spalter‘ Deutschlands‘?"


Biographische Skizze

Konrad Adenauer wurde am 5. Januar 1876 als Sohn eines mittleren Beamten in Köln geboren. Nach dem Abitur im März 1894 studierte er mit Hilfe eines Bürgerstipendiums Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Freiburg/Breisgau, München und Bonn, legte im Frühjahr 1897 das Staatsexamen ab und bestand die "Große Juristische Staatsprüfung" im Oktober 1901 mit der Note "ausreichend". Adenauer arbeitete zunächst zwei Jahre als Gerichtsassessor bei der Kölner Staatsanwaltschaft und ab 1903 als Vertreter eines Rechtsanwaltes. Bereits zu dieser Zeit soll er Interesse an der Laufbahn eines Kommunalpolitikers gehabt haben. Im Dezember 1905 wurde Adenauer Hilfsrichter am Landgericht. Seine Wahl zum Bürgermeister der Stadt Köln im März 1906 gilt als Start seiner Kommunalkarriere, die trotz einiger schwerer persönlicher Schicksalsschläge steil nach oben ging.

Gefördert durch seinen Onkel, den Oberbürgermeister von Köln, wurde Adenauer 1909 zum ersten Beigeordneten und Stellvertreter des Oberbürgermeisters und im September 1917 schließlich zum Oberbürgermeister Kölns gewählt. Da er wegen seiner schwachen Lunge nicht als Soldat gedient hatte, wurde Adenauer im Ersten Weltkrieg nicht eingezogen. In den folgenden Jahren leistete er viel zum Wiederaufbau Kölns in der Nachkriegszeit. In den Jahren 1920/21 übernahm er sowohl den Vorsitz im Provinzialausschuss als auch den Vorsitz des Verwaltungsrates der Landesbank der Rheinprovinz, seit 1921 gehörte er als Zentrumspolitiker dem Preußischen Staatsrat an. Bis 1933 wurde er jährlich zu dessen Vorsitzenden gewählt. Trotz der erfolglosen Kanzlerkandidaturen 1921 und 1926 war Adenauer in den zwanziger Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Schon zu dieser Zeit wandte er sich gegen eine "Schaukelpolitik" zwischen Ost und West und befürwortete engere Beziehungen mit den westlichen Nationen.

Seine zwölfjährige Amtsperiode lief 1929 ab und er wurde nur mit sehr knapper Mehrheit wieder gewählt. Nach der Kommunalwahl im März 1933 wurde Adenauer von den Nationalsozialisten seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben, am 17.7.1933 entlassen und blieb "geächtet, bedroht und überwacht". Am 13. März 1933 flüchtete er vor den Nationalsozialisten nach Berlin, Ende April zog er sich für einige Monate in das Kloster Maria Laach in der Eifel zurück. 1934 zog er mit seiner Familie nach Berlin-Neubabelsberg, wo er "anlässlich des Röhm-Putsches" am 30. Juni für kurze Zeit verhaftet wurde, und im Juli 1935 nach Rhöndorf. Nach seiner Ausweisung aus dem Regierungsbezirk Köln im August 1935 ließ er sich im sechs Kilometer entfernten Unkel nieder. Nachdem im April 1936 die Ausweisung aufgehoben wurde, lebte er von seiner Pension in Rhöndorf. "Er riskierte nicht das Leben, war kein Märtyrertyp, aber er ging auch nicht ins Ausland." (Osterheld).

Auf Grund einer reichsweiten Gestapoaktion wurde Adenauer im August 1944 erneut verhaftet. Nach vierwöchiger Haft simulierte er eine Herzattacke und nutzte den Aufenthalt in einem katholischen Krankenhaus zur Flucht. Die Gestapo spürte Adenauer auf und verhaftete sowohl ihn als auch seine neue Frau und seine Tochter. Nach über zwei Monaten wurde er am 26. November 1944 entlassen. Die amerikanische Militärregierung ernannte Konrad Adenauer im Mai 1945 wieder zum Oberbürgermeister von Köln, so dass er am regionalen Aufbau des Rheinlandes unter amerikanischer Leitung beteiligt war. Am 5. Juni 1945 übernahmen die Alliierten die oberste Regierungsgewalt in Deutschland und in Köln zogen nach dem Besatzungswechsel am 22. Juni die Briten ein. Am 6. Oktober entließ der Militärbefehlshaber Konrad Adenauer wegen dessen engen Kontakten zur französischen Seite. In der Öffentlichkeit galten als Begründung jedoch angebliche Unterlassungen bei der Trümmerbeseitigung. Da ihm verboten wurde, sich politisch zu betätigen, legte Adenauer sein Amt als Vorstand der neugegründeten Christlich-Demokratischen Partei nieder. Am 13. Dezember 1945 wurde das politische Betätigungsverbot aufgehoben; Adenauer hielt sich aber zunächst dennoch sehr zurück. Köhler betont, dass Adenauer, obwohl er es sein Leben lang behauptet habe, nicht zu den Gründern der CDU am 19. August gehört hat. Um die Jahreswende 1945/46 bereitete Adenauer seinen Start in die Parteipolitik vor:

"Am 5. Januar 1946, seinem 70. Geburtstag, wurden die Weichen in Richtung auf die Parteizentrale gestellt. Denn der bewusste Einstieg in die Partei und die fast sofort erfolgte Besetzung der Führungspositionen fielen zusammen. Wohl niemals hat ein Geburtstagskaffee solche historische Bedeutung gewonnen." (Köhler)

Im Februar 1946 wurde er zum Vorsitzenden der rheinischen Landespartei gewählt. Nach der Berufung in den von den Briten gegründeten Zonenbeirat im März 1946 hatte Adenauer die wichtigsten Spitzenpositionen der CDU in der britischen Zone inne, strebte nach Köhler aber bereits zu diesem Zeitpunkt nach dem Amt des Bundeskanzlers:

"Es gibt zwei Feststellungen über Adenauer, die fast als Selbstverständlichkeit gelten: Er habe immer nach dem Vorsitz, der Chefposition, gestrebt, und er habe deshalb nach 1945 bewusst alle Regierungsämter ausgeschlagen, weil sein Blick weiter reichte und er schon früh den Posten des Regierungschefs des westdeutschen Teilstaates im Blick hatte." (Köhler)

1947 übernahm Adenauer den Fraktionsvorsitz der CDU im nordrhein-westfälischen Landtag. Sein energischer Einstieg in die CDU und die "unermüdliche Arbeit für sie" in den ersten Nachkriegsjahren stellt nach Köhler eine der größten Leistungen in Adenauers politischem Leben dar. Der CDU-Gründer in Wuppertal und stellvertretende rheinische Parteivorsitzende Otto Schmidt sprach von Adenauer als dem "großen Motor der CDU".

Nach der Blockade Berlins 1948 erlaubten die Westmächte den Deutschen, sich auf Grundlage einer feien, demokratischen und föderativen Verfassung zusammenzuschließen. Adenauer wurde am 1. September zum Präsidenten des in diesem Zusammenhang eingesetzten Parlamentarischen Rates gewählt, womit er in eine überregionale Schlüsselrolle rückte. Adenauer war maßgeblich an der Gestaltung des Grundgesetzes beteiligt, dessen Inkrafttreten er am 23. Mai 1949 verkündete, sowie an der Wahl Bonns zur provisorischen und im November 1949 zur Bundeshauptstadt. Am 15. September wurde er zum Bundeskanzler gewählt. Die Hauptziele seiner 14 Jahre dauernden Regierungszeit waren nach Osterheld das Ingangbringen der Wirtschaft, der Aufbau einer stabilen inneren Ordnung, die Rückgewinnung der Souveränität Deutschland und dessen Verankerung im Lager der freien Nationen. Seine Ziele hat Adenauer erreicht, nach weit verbreiteter Auffassung allerdings für den Preis der jahrzehntelangen Teilung Deutschlands.

Wichtige politische Ereignisse in den nächsten Jahren waren die Einstellung der Demontagen, das Petersberger Abkommen, die Aufnahme der 10 Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten und der SBZ und die erhebliche Revision des Besatzungsstatuts 1951 (in diesem Jahr wurde Adenauer Außenminister), die Unterzeichnung des Deutschland-Vertrages und des EVG-Vertrages 1952. Im Oktober 1953 wurde Konrad Adenauer erneut zum Bundeskanzler gewählt. Heftig umstritten sind Adenauers Entscheidungen und seine Politik im Zusammenhang mit der Stalin-Note im Jahr 1952. 1955 erklärten die drei Hohen Kommissare die Besatzung für beendet und im Mai wurde die Bundesrepublik in die NATO aufgenommen. Im Oktober 1957 wurde Adenauer zum dritten Mal zum Bundeskanzler gewählt. Im Zusammenhang mit der großen Berlin-Krise sank zwar seine Beliebtheit drastisch ab, er schaffte jedoch noch einmal die Wiederwahl im Jahr 1961. Konrad Adenauer starb am 19. April 1967.


Der Kalte Krieg
Definition und zeitliche Einordnung
Der Kalte Krieg entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem bereits bestehenden Ost-West-Konflikt. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die UdSSR "im Rahmen eines bizentrischen Staatensystems" als Gegenmacht zum Westen hervor, womit dem Ost-West-Konflikt eine weltpolitische Bedeutung zukam. Mit der gemeinsamen Besetzung Deutschlands und der getroffenen Vier-Mächte-Regelung eskalierte der Konflikt zum so genannten Kalten Krieg. Probleme entstanden vor allem dadurch, dass sich Stalin immer wieder über die getroffenen Ost-West-Vereinbarungen hinwegsetzte, was sich auch in Deutschland zeigte:

"An den Grenzen der SBZ endete, aller Übereinkünfte über eine gemeinschaftliche Viermächte-Regelung ungeachtet, jeder wirksame westliche Einfluss." (LGP)

Deutschland entwickelte sich zum Hauptproblem der westlich-sowjetischen Beziehungen, und Adenauers Politik stand - wie sich zeigen wird - ganz im Zeichen diese Konfliktes. Stalin verschärfte die antiliberalen und antidemokratischen Komponenten seiner Besatzungspolitik immer mehr und nahm immer weniger Rücksicht auf die Deutschland-Interessen der anderen Partner, so dass sich die Standpunkte ständig weiter voneinander entfernten. Die Systemkonkurrenz wurde nach Kleßmann zur wechselseitigen Herausforderung:

"Schon in der Besatzungszeit lässt sich dieser gegenseitige Einfluss von Maßnahmen in der Ost- und den Westzonen in seinen beabsichtigten, noch stärker aber in seinen unbeabsichtigten Effekten beobachten."

Die amerikanische Regierung entschloss sich nach der fehlgeschlagenen Moskauer Konferenz 1947 dazu, "eine einseitige Initiative zum Wiederaufbau in Westeuropa einschließlich Westdeutschlands zu starten und sich nicht länger an ein Einvernehmen mit der UdSSR zu binden", denn sie fürchtete, dass ansonsten der sowjetfreie europäische Teil dem sowjetischen Zugriff preisgegeben würde. Der Marshall-Plan verschärfte den Konflikt noch weiter, und mit der Berliner Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 erreichte der Ost-West-Konflikt seinen Höhepunkt, "der durch den Einsatz aller Mittel außer Waffengewalt gekennzeichnet war".

War die Deutsche Frage zwar nicht die Ursache des Kalten Krieges, so bestand doch zwischen beidem ein enger Zusammenhang, und Deutschland wurde "zum eigentlichen Schauplatz jener Auseinandersetzungen, die gemeinhin als Kalter Krieg bezeichnet werden". Als Produkt des Kalten Kriegs fand die dauerhafte Teilung Deutschlands in der "doppelten Staatsgründung" 1949 ihren Ausdruck.

Der Begriff des Kalten Krieges ist sowohl inhaltlich als auch zeitlich in der Literatur nicht fest umrissen: "Denn über seine Ursachen, seinen Beginn und sein Ende existiert bislang in der Literatur kein Konsens". Nach Kleßmann wurde er 1947 durch den amerikanischen Journalisten Walter Lippmann populär gemacht, womit ein Anhaltspunkt für seinen Beginn geben sei. Der Kalte Krieg wird von Kleßmann als "spezifisch eingrenzbare Form der bipolaren Blockkonfrontation" verstanden, "die sich nach 1945 herausbildete und 1947 in ihr offenes Stadium trat." Diese Konfrontation wird als scharfe, aber nicht kriegerische Spannung charakterisiert, die auf nahezu alle Ebenen der jeweiligen Innenpolitik und der gegenseitigen Beziehungen zurückgewirkt habe. Die Verkündung der Truman-Doktrin, des Marshall-Plans und der Kominform-Gründung werden als Ausgangspunkt für eine "bis 1955 formell abgeschlossene Blockbildung zwischen Ost und West, die zugleich die zentrale Determinante für die Geschichte der Teilung Deutschlands ist" angesehen. Die Rede des Präsidenten Truman am 12. März 1947, die als "Truman-Doktrin" bekannt wurde, enthielt nach Kleßmann bereits eine "unübersehbar antisowjetische Note" und nahm die Kalte-Kriegs-Ideologie vorweg, "indem sie die Welt säuberlich in zwei Lager teilte und dazwischen keine dritte Option offen ließ".

Als entscheidende Zäsur für den offenen Ausbruch des Kalten Krieges gilt jedoch die Marshall-Plan-Initiative, "weil damit offensichtlich der von Stalin geforderte Grundsatz der Respektierung unterschiedlicher Systeme in Frage gestellt wurde". Nach Kleßmann war Deutschland zwar nicht die Ursache des Kalten Krieges, wurde aber von seinen Folgen am unmittelbarsten getroffen. Nach der totalen Niederlage und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands übernahmen am 5. Juni 1945 die Alliierten die oberste Regierungsgewalt im besiegten Deutschland, womit die Eigenständigkeit jeder deutschen Verwaltung annulliert war. Schon sehr bald zeigten sich Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion.

Foschepoth datiert den Kalten Krieg von 1945 bis 1952 und bezeichnet den Terminus Kalter Krieg als Reflex des Kalten Krieges selbst. Er sei zum ersten Mal 1947 in den USA verwendet worden, "um damit den aggressiven und expansiven Charakter sowjetischer Außenpolitik auf den Begriff zu bringen". Auch Köhler betont, dass zur Vorstellung des Kalten Krieges "die sich ausbildende Bipolarität des Staatensystems, das Auftauchen der Vereinigten Staaten als Führungsmacht" gehöre.


Die politische Situation im besetzten Deutschland
Das ursprüngliche Vorhaben der vier Besatzungsmächte, Deutschland durch einen alliierten Kontrollrat gemeinsam zu verwalten und zu regieren, schlug fehl. Das Ergebnis war eine faktische Teilung Deutschlands entlang der Grenzen zwischen den Besatzungszonen der UdSSR einerseits und Großbritanniens und der USA andererseits. Die Entstehung von zwei deutschen Staaten war damit bereits präjudiziert. Nach Koch begann "der Anfang vom Ende jeglicher Gemeinsamkeit der Siegermächte" auf der Außenministerkonferenz in London am 25. November 1947, auf der über die Deutsche Frage beraten werden sollte.

Ende der vierziger Jahre wuchsen die Spannungen zwischen der Sowjetunion und den USA durch Ereignisse wie den kommunistischen Staatsstreich in Prag im Februar und die Blockade Berlins 1948 ständig und gipfelten in einer weltweiten Konfrontation. Die Blockade gilt als letzter Versuch der Sowjetunion, die Bildung eines westdeutschen Staates doch noch zu verhindern. Es entstand die Angst vor einem neuen Weltkrieg sowie die Befürchtung, die Sowjetunion wolle sich "Westeuropa einverleiben, zumindest aber ganz Deutschland".

Im Januar 1948 erweiterten die Briten und Amerikaner die Kompetenzen des Wirtschaftsrates und der Exekutive und verdoppelten die Mitgliederzahl. Mit dem Posten des "Oberdirektors" sollte der Exekutive ein mehr regierungsähnlicher Charakter verliehen werden. Im Verwaltungsrat saßen nun sechs Direktoren, die die Funktion von Ministern hatten, der Oberdirektor besaß die Funktion eines Ministerpräsidenten. Die Veränderungen beschränkten sich jedoch nur auf die Bizone, da die Franzosen weiterhin abseits blieben.

Im Februar 1948 begannen in London die Sechsmächte-Gespräche über eine längerfristige Deutschlandpolitik. Hier nahmen nach Kleßmann das Auseinanderbrechen des Alliierten Kontrollrates und die Berliner Blockade – der erste Höhepunkt des Kalten Krieges – ihren Ausgangspunkt. Ergebnisse dieser Konferenz waren wirtschaftliche Beschlüsse wie die Teilnahme der Westzonen am Marshall-Plan, die Errichtung einer Kontroll-Behörde für das Ruhrgebiet und die Empfehlung zur Bildung einer westdeutschen Regierung; der Weg zum westdeutschen Teilstaat war damit vorgezeichnet und die Sowjetunion protestierte gegen die Londoner Beschlüsse.

Im Juni 1948 entschlossen sich die Westmächte, den Deutschen den Zusammenschluss auf der Grundlage einer freien, demokratischen und föderativen Verfassung zu erlauben. Die Reorganisation der Bizone stand nach Köhler im Zeichen des zunehmenden Ost-West-Gegensatzes, "der nach dem Scheitern der Londoner Konferenz im Dezember 1947 (hier wurden konkrete Vorbereitungen für die Weststaatsgründung getroffen) verstärkt deutlich wurde".

Unmittelbar nach der Währungsreform, die am 20. Juni 1948 durchgeführt wurde, brach der Berlin-Konflikt in seiner ganzen Schärfe aus, "denn damit war in der Tat der eigentliche Nerv jeder staatlichen Einheit getroffen". Koch sieht mit der Währungsreform in Ost und West die Teilung Deutschlands als besiegelt an, da es einen einheitlichen Staat mit zwei unterschiedlichen Währungen nicht habe geben können. Die "Brutalität der sowjetischen Blockade" habe außerdem im Westen die letzten Vorbehalte gegen die Gründung eines westdeutschen Teilstaates beseitigt. Die Berliner Blockade war die unmittelbare Folge der Währungsreform. Die Sowjetunion stoppte nach der Verkündung der Reform durch die Westmächte den gesamten Personen- und Güterverkehr nach Berlin und kappte außerdem die Stromlieferungen aus dem Ostsektor und die Lebensmittelzufuhr aus ihrer Zone. "Mit der Geiselnahme der Stadt" wollten sie durchsetzen, dass Berlin ihrem Besatzungsgebiet zugeschlagen werde und dass die Westmächte die Vorbereitungen für die Gründung eines westdeutschen Staates wieder rückgängig machen. General Clay organisierte daraufhin die Luftbrücke, die Versorgung West-Berlins über den Luftweg. Während der Blockade wurden insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Güter nach Berlin geflogen. Nach Kleßmann bestand zu diesem Zeitpunkt zwar keine wirkliche Kriegsgefahr, Politiker und Teile der Öffentlichkeit glaubten jedoch an eine unmittelbar bevorstehende Gefahr.

Die Sowjetunion hatte ihr Ziel (die Verhinderung eines westdeutschen Staates) nicht erreicht. Im Gegenteil: die Beratungen über eine westdeutsche Verfassung liefen unter dem Druck der Blockade in erhöhtem Tempo an. Die Sowjetunion beendete die Blockade Berlins fast zeitgleich mit der Verkündung des Grundgesetzes durch Adenauer am 23. Mai 1949. Ausgangspunkt für die Entstehung des Grundgesetzes und der Bundesrepublik Deutschland waren die "Frankfurter Dokumente" vom 1. Juli 1948, die die verabschiedeten Empfehlungen der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz enthielten. In ihnen wurden unter anderem Auftrag und Grundzüge für eine westdeutsche Verfassung skizziert.

Im Petersberger Abkommen vom 22. November 1949 wurden 18 Großunternehmen von der Demontageliste gestrichen und mehr als eine Million Arbeitsplätze gerettet, was eine große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Westdeutschlands hatte und außerdem als Schritt auf die freien Demokratien im Westen zu betrachtet werden kann. Der Bundesregierung wurde außerdem gestattet, mit einigen Staaten konsularische Beziehungen aufzunehmen und in internationalen Organisationen mitzuarbeiten. Die Reduzierung des Demontageprogramms und die Errichtung deutscher Konsulate 1949 gehört zu Adenauers wichtigsten außenpolitischen Erfolgen. Die Bemühungen um die Festlegung der außenpolitischen Position Westdeutschlands wurden durch den Ausbruch des Korea-Krieges am 25. Juni 1950 beschleunigt.

Der Deutschlandvertrag, der am 26. Mai 1952 in Bonn unterzeichnet wurde, löste 1954 das Besatzungsstatut ab, und die Westmächte verpflichteten sich, die Wiedervereinigung Deutschlands zu unterstützen. Am 27. Mai 1952 wurde der Vertrag über die europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) unterzeichnet und am 24. Oktober 1954 die Pariser Verträge. Mit der doppelten Blockintergration im Jahr 1955 – die Bundesrepublik trat in die NATO ein und die DDR trat dem Warschauer Pakt bei – schien die deutsche Teilung auf absehbare Zeit unumkehrbar geworden zu sein.

Foschepoth sieht in der Teilung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg vor allem eine Lösung für das Sicherheitsbedürfnis der Siegermächte und der Anrainer-Staaten:
"Das Problem der Sicherheit vor Deutschland war mit der Integration der beiden Staaten in die jeweiligen Paktsysteme des Westens und des Ostens im Jahre 1955 faktisch gelöst."

Die Siegermächte hatten großes Interesse daran, den jeweils eigenen Einflussbereich politisch und wirtschaftlich zu sichern und zu stabilisieren; dementsprechend hatten sie kein Interesse daran, die Situation durch eine mögliche Wiedervereinigung zu verändern. Durch die Teilung war der jeweils anderen Seite der Zugriff auf das ganze Deutschland verwehrt. Weder die Verfestigung der Teilung noch die Spannung zwischen National- und Staatsgefühl im ‚Provisorium‘ Bundesrepublik konnte Adenauer verhindern. Die Teilung wurde jedoch nicht festgeschrieben, da es ihm gelang, die Viermächteverantwortung für Deutschland zu erhalten.


Die verpasste Wiedervereinigung?
Die Stalin-Note
Die Stalin-Note vom März 1952 gehört zu den sowjetischen Versuchen, die Westintegration in letzter Minute doch noch zu verhindern, indem sie mit der Wiederherstellung des Nationalstaats lockte und zog die Erfolgsbilanz Adenauers unmittelbar vor der Unterzeichnung der Westverträge nachhaltig in Zweifel.

Stalin schlug in dieser berühmt gewordenen Note den Westmächten eine mögliche Wiedervereinigung Deutschland nach Verhandlungen über einen Friedensvertrag mit Deutschland vor. Seine Bedingung für ein wiedervereinigtes und freies Deutschland war dessen Neutralisierung. Für viele deutsche Politiker klang dieser Vorschlag sehr attraktiv, Adenauer vermutete darin jedoch "einen raffiniert getarnten Versuch" der Sowjetunion, den Abschluss des Deutschland- und des EVG-Vertrages zu verhindern und Deutschland durch eine Neutralisierung in ihren Einflussbereich zu ziehen, wodurch die Verbindungen zu den freien Nationen abgeschnitten und der europäische Zusammenschluss verhindert würde mit dem Ergebnis, dass der eiserne Vorhang "an der Westgrenze der Bundesrepublik niedergehen" würde. Formaler Vorwand für die Ablehnung der sowjetischen Initiativen waren die Modalitäten für freie Wahlen und die außen- und bündnispolitische Optionsfreiheit eines wiedervereinigten Deutschlands. Letzteres war für die Sowjetunion völlig inakzeptabel.

Die Forderung nach Kontrollen in der SBZ wurde von Moskau erwartungsgemäß abgelehnt. Die Stalin-Note war nur eines von vielen Angeboten, die ab Frühjahr 1950 aus Ost-Berlin und Moskau kamen. Zum Beispiel kam am 10. Januar 1959 erneut ein Angebot zu einem Friedensvertrag aus Moskau, und zwar zwischen allen Staaten, die mit Deutschland Krieg geführt hatten einerseits und den beiden deutschen Staaten und Berlin andererseits. Bedingung dafür war, dass Deutschland aus der NATO und den europäischen Gemeinschaften austrete. Außerdem sollten beide deutsche Staaten neutralisiert und kontrolliert werden. Die drei Westmächte und die Bundesrepublik wiesen auch diese Note zurück. Die Einheitsofferten galten im Westen lediglich als Propagandaaktion mit dem Ziel, die Westintegration zu stören und das demokratisch nicht legitimierte Regime in der DDR aufzuwerten. Mit den Forderungen nach freien Wahlen besaß der Westen nach Koch eine "diplomatische Wunderwaffe", um ernsthaften Deutschlandverhandlungen mit der Sowjetunion aus dem Weg gehen zu können.

Der Westen verlangte nicht nur, dass die Sowjetunion die DDR aufgeben sollte, sondern auch dass sie dann eine an die EVG angeschlossene gesamtdeutsche Regierung akzeptiere. Da keine Einigung erzielt werden konnte, gingen die Verhandlungen 1952 ergebnislos zu Ende. Adenauers Reaktionen auf die Stalin-Note entsprachen nach Koch dessen prinzipieller defensiver Grundhaltung, die darauf abgezielt habe, eine sowjetische Einwirkung auf Westdeutschland abzuwehren.

Anhand einer genauen Analyse der innenpolitischen Auseinandersetzungen um die sowjetischen Noten zeigt Kleßmann, dass die Wähler der Sicherung durch Westintegration den Vorrang vor dem Risiko einer Wiedervereinigung gaben. Der Gedanke an Neutralität sei in der Öffentlichkeit aufgrund des hohen Risikofaktors nur auf geringe Resonanz gestoßen. Adenauers Politik der Stärke habe demgegenüber nicht nur Sicherheit versprochen, sondern zusätzlich die Wiedervereinigung als langfristiges Ergebnis dieser Politik.

Die Diskussion darüber, ob durch die Ablehnung des sowjetischen Angebotes die große Chance zur Wiedervereinigung vertan worden ist, hält bis heute an. Nach Koch hat Konrad Adenauer eindeutig die vom Osten immer wieder angebotenen Gespräche über die Wiedervereinigung verhindert. Auch Foschepoth schreibt Adenauer in dieser Frage eine eindeutige Haltung zu: Alle auf Verhandlungen mit der Sowjetunion gerichteten Bestrebungen habe er "sofort und kurz entschlossen abgewürgt" und Adenauer sei nicht müde geworden zu betonen, es sei schon immer das Ziel der Sowjetunion gewesen, Deutschland zu neutralisieren.


Adenauers Position und Politik
"Es war erstaunlich, dass die westlichen Demokratien in den fünf Jahren seit Entstehen der Bundesrepublik genügend Vertrauen zu den zunächst argwöhnisch betrachteten Deutschen gewonnen hatten. Das war vor allem der Politik und Persönlichkeit Adenauers zu verdanken." (Osterheld). Wie diese Politik und Persönlichkeit im Einzelnen aussahen, möchte das folgende Kapitel beleuchten.

Baring fasst Adenauers Grundhaltung nach 1945 folgendermaßen zusammen:
"(West)Deutschland, das in jeder Hinsicht zu Westeuropa gehöre" müsse sich "vor allem mit Frankreich und den Beneluxländern wirtschaftlich verflechten, wobei das Endziel eine Union westeuropäischer Staaten, ein vereinigtes (West)Europa sei". "Diese Lösung schloss ein für allemal, so hoffte er, das ‚Unstete und Schaukelnde‘ aus, das Adenauer schon 1926 missfallen hatte."

Nach 1945 war Konrad Adenauer von einer latenten Gefahr durch die UdSSR für Deutschland und Europa überzeugt. Daher vertrat er öffentlich die Meinung, nur durch eine politische und wirtschaftliche (ab 1950 auch militärische) Anlehnung an die Westmächte die Konsolidierung der Bundesrepublik und die Chancen für eine angeblich oder tatsächlich erstrebte Wiedervereinigung erreichen zu können. Als "leidenschaftlicher Außenpolitiker" vernachlässigte er für die Umsetzung seiner Ziele "viele Probleme der Innen- und Sozialpolitik". Die Erfolge seiner Politik "bis hin zur gleichberechtigten Ausnahme der BRD in die NATO (1954-55) stärkten das Gewicht der Unionsparteien CDU und CSU (...) sowie die internationale Stellung" Adenauers "gleichermaßen".

Wenn Adenauer eines gehasst habe, so Osterheld, dann seien es totale Regime wie der Nationalsozialismus und der Kommunismus gewesen, "weil sie ihre Völker rücksichtslos unterdrücken, sie Utopien opfern und sie bewusst belügen".

Adenauer soll bereits 1945 in der Sowjetunion einen ideologischen, jedoch keinen militärischen Feind gesehen haben. Köhler belegt diese Behauptung mit zwei Quellenzitaten, in denen Adenauer betont, "dass unser Volk nur dann wieder gesunden kann, wenn in ihm das christliche Prinzip wieder herrschen wird. Ich glaube weiter, dass lediglich dadurch ein starker Widerstand gegen die Staatsform und Ideenwelt des Ostens – Russland – und ein gedankenmäßiger und kultureller und damit auch ein außenpolitischer Anschluss an West-Europa gesichert werden kann." An anderer Stelle habe Adenauer die Auffassung vertreten, "dass allein diese geplante Zusammenfassung aller auf christlicher und demokratischer Grundlage stehenden Kräfte uns vor aus dem Osten drohenden Gefahren schützen kann." Im gleichen Jahr äußerte Adenauer, dass Russland einen Eisernen Vorhang herunter lasse.

Auch Kleßmann weist darauf hin, dass Adenauer einer der ersten gewesen sei, die bereits im Jahr 1945 von einer künftigen Teilung Europas und Deutschlands ausgegangen seien. Adenauer habe mit dieser Auffassung unter deutschen Politikern zunächst ziemlich alleine dagestanden, dafür habe er aber 1950 damit genau das Konzept besessen, "mit dem er außen- und innenpolitisch die stärkeren Bataillone auf seiner Seite hatte".

Adenauers Argument gegen eine schnelle Wiedervereinigung lautete: "Wir können an die Befreiung der 17 Millionen jenseits des Eisernen Vorhangs nur denken, wenn es gelinkt, die Freiheit der 52 Millionen zu sichern." Er vertrat die als "Magnettheorie" bekannte Auffassung, dass ein politisch und ökonomisch starkes Westdeutschland die östliche Zone an sich ziehen würde. Dennoch sei es aber keinesfalls erwiesen, dass Adenauer – wie z.B. Schwarz behaupte, zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Kalten Krieg gerechnet habe. Zumindest hielt er wohl den "russisch besetzten Teil Deutschlands" auf unabsehbare Zeit für verloren, was Köhler damit begründet, dass Adenauer 1945 zur CDU in Berlin und in der sowjetisch besetzten Zone auf Distanz gegangen sei. Im Zuge der Verschärfung des Kalten Krieges erhielt der Antikommunismus nach Köhler eine immer größere Bedeutung in Adenauers Denken und Handeln.

Nach Osterheld hielt Adenauer eine Politik zwischen Ost und West für Vermessen. Ein Versuch des Taktierens zwischen den beiden Großmächten müsse zu Isolierung und Abhängigkeit, vielleicht sogar in eine Katastrophe führen. Köhler stellt für das Jahr1948 eine "gewissen Zweigleisigkeit" im Zusammenhang mit den Anzeichen des Kalten Krieges bei Adenauer fest: "auf der einen Seite Kritik und misstrauen gegenüber den Besatzungsmächten, auf der anderen Seite die geradezu mystisch anmutende Hoffnung auf Fortschritte bei der westeuropäischen Einigung, ohne dass in diesem Zusammenhang von der stützenden Rolle der USA die Rede gewesen wäre." Die Entwicklungen in den ersten 18 Monaten in Adenauers Regierungszeit , "sein festes und zugleich elastisches Verhalten gegenüber den Besatzungsmächten und sein unermüdliches Drängen", hätten, so Osterheld, zur erheblichen Revision des Besatzungsstatuts geführt. Bund und Länder übernahmen fast eigenständig die Gesetzgebung, wirtschaftliche Beschränkungen wurden gelockert und durch die Erweiterung der Befugnisse der Bundesregierung in auswärtigen Angelegenheiten konnte das auswärtige Amt errichtet werden, dessen Außenminister Adenauer am 15. März 1951 wurde. In diesem Jahr konnte er außerdem das Erlöschen des Ruhrstatuts als außenpolitischen Erfolg verbuchen.

Adenauer wollte der Bundesrepublik Deutschland vor allem Gleichberechtigung in einem zusammengeschlossenen Westeuropa verschaffen. Er hoffte dadurch, den Bolschewismus an weiterem Vordringen zu hindern und Westdeutschland in die geistige Tradition Westeuropas und in dessen Bündnis- und Sicherheitssystem zu integrieren. Über diesen Weg hoffte Adenauer – zumindest offiziell – eine Wiederherstellung der deutschen Einheit durch freie Wahlen in Deutschland.

Koch weist darauf hin, dass es keinen Beleg dafür gebe, dass Adenauer "im kleinen Kreis je eingeräumt hätte, seine öffentlichen Bekenntnisse zur deutschen Einheit seien nur Taktik". Es sei für ihn – wie für alle deutschen Nachkiegspolitiker – nicht vorstellbar gewesen, dass sich die Deutschen auf eine jahrzehntelange Teilung einzurichten hätten. Andererseits habe sich Adenauer – ebenfalls nach Koch – 1953 in den USA "mit einer Klarheit, die er in der Bundesrepublik sorgsam vermied", dazu bekannt, dass auch die Frage gesamtdeutscher Wahlen für ihn zweitrangig sei, und dass die Bundesrepublik ihren Platz in der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft selbst dann nicht aufgeben werde, wenn die Sowjetunion zu freien Wahlen in Gesamtdeutschland bereit sein sollte. Bonn habe jedes Mal, wenn die Sowjetunion bereit gewesen sei auf die westlichen Forderungen einzugehen, die Vorbedingungen etwas höher geschraubt. Die letzte Stufe dieser Taktik erreichte Adenauer 1951 als die Ost-Berliner Volkskammer noch einmal gemeinsame Beratungen vorschlug, indem er öffentlich verkündete, dass die deutschen Ostgebiete von einer Wiedervereinigung nicht ausgenommen werden könnten, obwohl die DDR gegenüber der Sowjetunion diese Grenze vertraglich anerkannt hatte.

Durch die Integration Westdeutschlands in das westliche Europa verfolgte Adenauer die Absicht, durch Ablösung des Besatzungsstatuts die Souveränität der BRD zu erreichen. Als Begründung diente ihm dabei- vor allem nach dem Ausbruch des Korea-Krieges - offiziell die Bedrohung aus dem Osten. Da die Bundesbürger eine Ablehnung gegen alles geeint habe, was aus dem Osten kam, habe sich Adenauer dabei auf eine breite Zustimmung verlassen können, so Koch. Diejenigen, die dazu aufgerufen hätten, ein vernünftiges Verhältnis zur Sowjetunion herzustellen, hätten als Außenseiter gegolten. Adenauer habe unermüdlich "antibolschewistische Gefühle" genährt, indem er von "Deutschland als Schutzwall gegen die kommunistische Sturmflut" gesprochen, den drohenden "Untergang Deutschlands" beschworen oder vor der Vernichtung der "abendländisch-christlichen Kultur, des Christentums selbst" durch den Marxismus gewarnt habe.

Als Grund dafür, dass Adenauer jeden möglichen Schritt in Richtung auf die Sowjetunion zu ablehnte, gilt einerseits seine Auffassung, die Deutschen seien ein "politisch unreifes Volk, das eine feste Einbindung in die westeuropäische Staatengemeinschaft brauchte". Außerdem fürchtete er negative Auswirkungen auf das mühsam wiedergewonnene Vertrauen bei den Westmächten. Auch Baring weist darauf hin, dass Adenauer "aus dem Desaster Deutschlands" mit der Überzeugung hervorgegangen sei, dass man die Deutschen vor sich selber schützen müsse, in dem man sie möglichst fest mit den Staaten des europäischen Westens verbände. Öffentlich habe er seine Westorientierung jedoch stets mit der Furcht vor der Sowjetisierung Deutschlands begründet.

Im Ausbruch des Korea-Krieges sieht Koch die Stunde Adenauers, da sich damit die Chance geboten habe, über die Wiederaufrüstung sein Konzept durchzusetzen: "Die Wiedervereinigung Deutschlands nach dem freiheitlich-demokratischen Modell der Bundesrepublik, Weiterführung der europäischen Integration, Ausschluss eines Diktatfriedens." Seinem Wunsch nach Rückgewinnung der Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze entsprachen die Westmächte jedoch nicht. Sie einigten sich mit Adenauer auf den Kompromiss, eine endgültige Festlegung der Grenzen Deutschlands bis zu einem Friedensvertrag aufzuschieben. Man einigte sich auf eine "Bindungsklausel", nach der auch ein wiedervereinigtes Deutschland auf die Europa-Integration und auf die Übernahme der Rechte und Pflichten des Deutschlandvertrages festlegte.

Für die Öffentlichkeit in Westeuropa und den USA bedeutet der Korea-Krieg nach Kleßmann in der Tat eine Enttabuisierung der deutschen Wiederaufrüstung. In Frankreich bestanden gegen diese Vorhaben erhebliche Bedenken, weshalb Adenauer der Aussöhnung zwischen Frankreich und der Bundesrepublik sehr große Bedeutung beimaß. Im Jahr 1951 widmete Adenauer sich vorrangig dem Deutschlandvertrag mit dem Ziel der Wiedergewinnung der Souveränität Westdeutschlands und dem EVG-Vertrag zum Schutz und zur Einigung Europas. Die Ratifizierung stand zwar noch aus, aber die Bundesrepublik wurde praktisch bereits nach der Unterzeichnung der Verträge als souveräner und gleichberechtigter Staat behandelt. Nach Kleßmann wurde mit den Verträgen von Paris und Moskau der Prozess der Blockbildung und der beiderseitigen deutschen Blockintergration formell abgeschlossen und der Kalte Krieg hatte seinen Höhepunkt überschritten. Bevor beide Verträge 1952 unterschrieben wurden, sorgte jedoch die Stalin-Note im März 1952 für einige Aufregung, denn diese Note war ein gefährliches Hindernis vor dem Abschluss dieser beiden wichtigen Verträge. Spätestens mit dem Bau der Mauer in Berlin 1961 wurde die Ausweglosigkeit Adenauers Haltung in der Deutschland-Frage deutlich. Adenauer hatte das Ziel der Wiedervereinigung nicht erreicht, dafür aber die Aussöhnung mit Frankreich und die Konsolidierung Westdeutschlands.

Adenauers anhaltende Beliebtheit bei den Deutschen und den Erfolg seiner politischen Linie versucht Kleßmann zu erklären. Nach dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen sei in Deutschland das Streben nach Sicherheit zum bestimmenden Verhaltensmoment geworden. Die Massenwirksamkeit des Antikommunismus, der sich Adenauer immer wieder als Begründung für die Wichtigkeit der Westintegration bediente, sei durch die Erfahrungen mit der Roten Armee im Krieg und während der Besatzungszeit entstanden. Verfestigt und legitimiert wurde diese Einstellung durch die "Vorgänge in der SBZ, die radikale Transformation in eine Volksdemokratie stalinistischer Prägung". Das Ergebnis war, "dass der Antikommunismus einen alle relevanten politischen und gesellschaftlichen Gruppen umfassenden Basiskonsens abgab". Vor diesem Hintergrund ließe sich erklären, so Kleßmann, dass die Teilung Deutschlands gegenüber "materiellem Aufstieg, persönlicher Sicherheit und politischer Freiheit" in den Hintergrund trat, obwohl beide deutsche Staaten öffentlich die Teilung als zentrales Problem darstellten. Schließlich habe die Blockade Berlins alle Ängste vor der Sowjetunion mobilisiert und die erst im Entstehen begriffene westliche Allianz fester zusammen geschweißt.

Die Grundthese der Kritik an Adenauers Außenpolitik ist nach Koch der Vorwurf, er habe mit der Wiedervereinigung nichts im Sinn gehabt. Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein sei 1950 der erste gewesen, der die Deutschlandpolitik des Bundeskanzlers angegriffen habe. Im Herbst 1951 kritisierte der SPD-Abgeordnete Gerhart Lütkens im Bundestag, die Einheit Deutschlands drohe durch Adenauers Integrationspolititk auf Jahrzehnte hinausgeschoben zu werden. Etwa ein halbes Jahr später erklärte der Christdemokrat Ernst Lemmer, das im Deutschlandvertrag niedergeschriebene Ziel der Wiedervereinigung sei nur eine freundliche Beruhigung, und das Jahr 1952 werde als das Jahr der historischen Teilung Deutschlands in die Geschichte eingehen. Auch Koch selbst vertritt die Auffassung, Adenauer sei kein "leidenschaftlicher Wiedervereinigungspolitiker" gewesen:
"Es sei falsch, so sagte er, die Wiedervereinigung Deutschlands als das erste Problem zu bezeichnen. Das erste Problem sei, dass die Bundesrepublik Deutschland in Frieden und Freiheit bliebe. Zuerst die 50 Millionen, und dann kämen die 17 Millionen. Zudem sei die Hilfe der Westmächte nicht zu erreichen, wenn man ihnen das Ziel der Wiedervereinigung unter nationalem Aspekt als ‚oberstes Gebot‘ präsentiere." "Das oberste Gebot" seiner Politik habe Adenauer darin gesehen, "Vertrauen zu uns Deutschen zu schaffen".

Nach Koch habe Adenauer Diskussionen über negative Auswirkungen seines Westkurses auf die Deutschlandpolitik und über andere Wege zur Wiedervereinigung stets durch Einschüchterung und Diffamierung abgeblockt. Der einzige mögliche Weg sei der einer europäischen Integration und außerdem "der beste Dienst, den wir den Deutschen in der Sowjetzone erweisen können". Die Meinungen in dieser Frage gehen weit auseinander. Zwei konträre Standpunkte werden im nächsten Kapitel vorgestellt.


Gerd Langguth: "Konrad Adenauer: ‚Vater‘ der Wiedervereinigung oder ‚Spalter‘ Deutschlands‘?"
Langguth sieht in Konrad Adenauer den – wenn auch späten – "Vater der Wiedervereinigung":
"Gleichwohl wird nicht zu bestreiten sein, dass die Grundentscheidungen Adenauers die deutsche Politik bis in die Gegenwart bestimmen und dass es gerade die von ihm definierte Politik war, die die deutsche Einheit ermöglicht hat."

Es könne gar kein Zweifel bestehen, dass durch Konrad Adenauer die Voraussetzungen für die Wiedervereinigung 1989 geschaffen wurden, und er spricht von einem "Weg, den Adenauer zur Erlangung der deutschen Einheit" gewählt habe. Zu diesem Weg habe es keine realistische Alternative gegeben und "das von ihm langfristig verfolgte Kalkül" sei schließlich aufgegangen. Adenauer habe im Rahmen seiner Möglichkeiten die Bedingungen und den "Grundstein" für eine Wiedervereinigung geschaffen, welche von Schwarz als Adenauers "langfristiges Kalkül seit 1952" bezeichnet wird.

Langguth schreibt die Wiedervereinigung auch der Sogwirkung des Westens zu, vertritt also die bereits erwähnte Magnettheorie, die sich ohne den von Adenauer erreichten Wohlstand, die Stabilität und die soziale Sicherheit im Westen nicht hätte einstellen können. Selbst die – auch von Foschepoth zitierten – Kritiker Adenauers wie Rudolf Augstein und Arnulf Baring seien nach der Wiedervereinigung 1989 von ihren Positionen abgerückt. Langguth zitiert Baring: "Adenauer war der wichtigste deutsche Wegbereiter der Entwicklung, die uns jetzt die Wiedervereinigung gebracht hat."

Die im vorigen Kapitel zitierte Unterstellung Barings, Adenauer habe die eigenen Leute hinters Licht geführt, greift nach Langguth zu kurz. Eine Wiedervereinigung für den Preis "eines geschlagenen und besetzten" Landes an der "geographischen und ideologischen Nahtstelle von Ost und West" sei für Adenauer kein sinnvolles Ziel gewesen, sondern er habe das ganze Deutschland im Kreise der westlichen Demokratien verankern wollen, "darum ging es ihm".

Die Verhandlungen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten über eine Wiedervereinigung scheiterten nach Langguth "stets an der Tatsache", dass die Sowjetunion sich nicht auf freie gesamtdeutsche Wahlen einlassen wollte. Dies widerspricht den oben referierten Ausführungen Foschepoths, nach denen die Sowjetunion schließlich doch zu freien Wahlen bereit war. Die oben dargestellte Meinung Foschepoths wird von Langguth scharf abgelehnt: "Solche Positionen stützen das in der SED-Propaganda vierzig Jahre lang verbreitete und offenbar noch heute verankerte Feindbild vom ‚Spalter‘ Adenauer. Umgekehrt entsteht der Eindruck, die SED habe in den fünfziger Jahren ernsthaft die Einheit gewollt."

Von der Zurückweisung Stalin-Note als verpasster Chance zur Wiedervereinigung zu sprechen, lehnt Langguth mit wenigen Sätzen als Spekulation ab und den heutigen Kritikern Adenauers wirft er vor, keine seriöse Quellenarbeit geleistet zu haben. 

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