Fontane, Theodor - Effi Briest (Interpretation Kapitel 15)

Schlagwörter:
Theodor Fontane, Roman, Analyse, Dramentext, Vorausdeutungen, Symbole, Erzählform, Erzählverhalten, Erzählhaltung, Darbietungsformen des Erzählers, Referat, Hausaufgabe, Fontane, Theodor - Effi Briest (Interpretation Kapitel 15)
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Referat

Interpretation eines Dramentextes (Theodor Fontane: Effi Briest 15. Kapitel)

Der Textausschnitt ist für den Roman sehr bedeutend, da es eine der wenigen Textstellen ist, in der Effi, Innstetten und Crampas miteinander reden. Crampas wagt es sogar, in Innstettens Anwesenheit mit Effi zu flirten. Außerdem werden der Tod und das Fremdgehen thematisiert.

Der Anfang des Gesprächs reicht von „Weißt du was, Effi ...“ bis „Reine Renommisterei“. Instetten fällt beim Anblick Effis auf, dass sie erwachsen und verführerisch geworden ist. Dies sagt Instetten in einer freundlich Art und Weise zu Effi, die sehr geschmeichelt ist. Aufgrund ihrer offenherzigen Bemerkung „Wir müssen verführerisch sein, sonst sind wir gar nichts“, die sie machte, weil sie hoffte, dass Innstetten ihre erotischen Phantasien erwidern würde, muss sie zugeben, dass diese von Pastor Niemeyer stammt. Instetten ist gleichermaßen darüber empört, dass Effi, und auch der Pastor, zu einer solchen Anzüglichkeit greift. Es ist Fontanes Absicht gewesen, gerade in diesem Augenblick Crampas auftauchen zu lassen. Denn Instetten und Effi thematisierten kurz zuvor Verführung und Erotik. Effi fühlt sich aufgrund Innstettens abweisender Haltung nicht verstanden. Und der ankommende Crampas, der Effi natürlich sofort auffällt, verkörpert in Fontanes Roman die Verführung und Effis erotischen Träume. Effi kündigt Crampas an und ihre Gedanken kreisen vorerst nur um ihn. So fragt sie sich, weil er nass ist, ob er gebadet habe. Allerdings hält sie es, da Herbst ist, eher für unwahrscheinlich. Aber Instetten entgegnet darauf, Crampas’ Verhalten wäre „reine Renommisterei“. Auch wenn es nicht direkt thematisiert wird, so rivalisieren sich Crampas und Instetten durchgehend. Dies wird meist in Gesprächen mit Effi, sowie in diesem, deutlich. Der Kampf um die Gunst Effis beginnt schon vor dem Ehebruch, weist aber indirekt auf diesen hin.

Darauf folgt der Mittelteil, der sich bis „und sie reichte Instetten die Hand“, erstreckt. Crampas grüßt die Anwesenden. Innstetten bittet ihn näher. Crampas tritt näher und begrüßt Effi zunächst mit einem Handkuss. Innstetten redet in einem abweisenden Ton zu Crampas. Vorerst entschuldigt er sich für die unfreundliche Begrüßung, meint dieses aber eher ironisch und weist Crampas darauf hin, dass es ein unpassender Zeitpunkt für ihn wäre, vorbeizukommen. Nun weist er ihn darauf hin, dass seine Haare nass wären. Dies tut er erneut mit einer spitzen Bemerkung. Diesmal deutet er an, dass Crampas’ Haare mehr sein könnten. Crampas nickt, als Bestätigung der Frage, ob er baden gewesen sei. Innstetten antwortet darauf in einem leicht scherzhaften Ton, dass Crampas verrückt sei, da er baden ginge, obwohl erst vier Wochen zuvor ein Bankier namens Heinersdorf ertrunken sei. Dieser habe wohl gedacht, aufgrund seines vielen Geldes würde er nicht ertrinken. Crampas antwortet lachend, dass er baden gehen könne, weil er nicht sehr viel Geld habe und daher auch nichts zu befürchten habe. Er führt das Sprichwort „Wer führt den Strick geboren ist, kann im Wasser nicht umkommen“ an. Dies ist eine weitere Andeutung auf den Schluss des Romans und Crampas’ Tod, der durch das Duell ums Leben kommt. Außerdem drückt sich in der gesamten Aussage Crampas’ eine gewisse Abenteuerlust, bzw. eine Liebe zur Gefahr, wie auch Effi sie besitzt, aus.

Effi reagiert auf Crampas’ Bemerkung empört. Auch hier ist es Fontanes Absicht, dass in diesem Moment Effi ins Gespräch eingreift, denn es geht um die Zukunft, den Tod Crampas’, an dem sie mitschuldig sein wird. Und des Weiteren betrifft es auch ihren eigenen Tod, da sie indirekt aufgrund des „Wassers“ stirbt. In dem Satz, dass Crampas sich diese Art von Tod an den Hals reden wolle, erklärt Effi Crampas’ Vorrausdeutung vorerst für unwahr. Effi stockt in ihrer kompletten Aussage öfters etwas unsicher und führt an, dass jeder die angesprochene Art von Tod mehr oder weniger verdient habe. Hiermit macht Effi eine Aussage über ihr eigenes Leben, über ihren zukünftigen Tod, den sie laut der damaligen Moral durchaus verdient hatte. Crampas fällt ihr ins Wort, und behauptet, dass sein Tod bereits feststehe. Eine Zigeunerin habe ihm einen Soldaten- bzw. Heldentod vorrausgesagt und er glaube mittlerweile auch daran. Innstetten belustigt sich über Crampas’ Aussage, da lange kein Krieg mehr geführt wurde und auch kein neuer, zumindest nicht im Heimatland, in Sicht sei.
Crampas bestätigt humorvoll, dass man zuerst einen Krieg bei Bismarck bestellen müsste und bittet Innstetten ihm „ein bisschen Krieg“ zu beschaffen. Seine Aussage „um nicht direkt vor ihren Pistolenlauf zu kommen“ ist eine Vorausdeutung auf das am Ende des Romans stattfindende Duell.

Effi zeigt ihre Unlust über dieses Gesprächsthema zunächst darin, dass sie Brotkügelchen dreht. Da aber Innstetten weiteres Interesse an der Fortführung dieses Themas zeigt, äußert Effi ihre Unlust verbal. Sie sagt, das Leben wäre ein besseres Gesprächsthema, da es ihnen näher sei. Und Crampas äußert sich über einen Brief, den er von Gieshübler bekommen hat. Diesen könne Effi lesen, aber Instetten nicht, da dieser so etwas nicht schätze. Das ist das erste Mal, dass Crampas in diesem Gespräch, mit Effi offen flirtet. Er tut dies ganz selbstverständlich. Dann erzählt er weiter über Gieshübler, dass dieser eine gute Handschrift habe und Pläne für die Ressourcenabende geschrieben habe. Crampas sagt zudem, dass er so was mehr mag als den Tod. Instetten stimmt ihm begeistert zu und wünscht, dass der Winter wundervoll werde, da Frau Tripelli komme. Effi ist enttäuscht, denn sie fühlt sich nun überflüssig. Crampas beruhigt sie und sagt, dass Frau Tripelli nicht jeden Tag singen könne, denn dies wäre auch nicht auszuhalten. Außerdem sagt er „Abwechslung ist des Lebens Reiz, eine Wahrheit, die freilich jede glückliche Ehe zu widerlegen scheint.“ Dies weist wiederum auf das Fremdgehen hin. Da auch Effi Abwechslung sucht und schließlich mit Crampas fremdgeht. Zudem ist diese ganze Aussage Crampas’ ein Kompliment für Effi und als Flirt zu verstehen. Effi bestätigt die Vorausdeutung zuerst mit „Wenn es glückliche Ehen gibt,...“ und fügt dann entlastend hinzu „die meinige ausgenommen...“. Außerdem reicht sie Innstetten beruhigend ihre Hand. Hier endet der Mittelteil. Der Schluss geht bis zum Kapitelende.

Crampas wechselt sofort das Thema und sagt, dass man für die Ressource alle Kräfte brauche und zählt Theaterstücke auf, die ausgewählt worden seien. Er sagt zu Effi, dass sie staunen solle, wie gut er Goethe tragieren könne. Er will ihr imponieren. Effi gibt zu, dass sie dies anfangs sehr verwundert hat. Crampas meint daraufhin, dass sie es ihm bestimmt nicht angesehen habe. Auch mit dieser Aussage flirtet er mit Effi, die ihm mit seiner Aussage Recht gibt und bemerkt, dass es so ist, seitdem sie weiß, dass er bei neun Grad bade. Sie geht, als sie Roswitha mit dem Kind bemerkt und nimmt dieses überglücklich in ihre Arme.


Innstetten benutzt Fremdwörter (Renommisterei = Angeberei, Honneurs = Ehrenbezeigungen). Seine, meist langen, Sätze sind vollständig und komplett ausformuliert, während Effi oft kurze Sätze und ein einfaches Vokabular benutzt. Crampas benutzt sehr viele, meist französische, Fremdwörter (Renommage = Anerkennung, facon de parler, Resonanz = Wirkung, Jabot = Spitzenrüsche, Entrepreneur) und meistens lange Sätze. Aber er hat die Angewohnheit, seinen Gesprächspartnern ins Wort zu fallen.

Man erfährt von Effis erotischen Phantasien und Innstettens Zurückweisungen. Auch Innstettens Konservativität deutet sich in der Art seiner Empörung über Effis Verhalten an. Die Rivalität zwischen Innstetten und Crampas wird ebenso auch noch im Anfangsteil angesprochen. Man kann sich aus dem Gespräch erschließen, dass Crampas sehr abenteuerlustig und kulturell, bzw. literarisch, interessiert ist. Crampas’ Aberglaube an seinen zukünftigen Tod ist das intensivste Gesprächsthema des Hauptteils. Außerdem erfährt der Leser von den Flirtversuchen Crampas’.


Vorausdeutungen:

  • „Wer für den Strick geboren ist, kann im Wasser nicht umkommen.“ -> Tod Crampas’
  • „...dass ihn jeder mehr oder weniger verdiene.“ -> Tod Effis
  • „um nicht direkt vor ihren Pistolenlauf zu kommen.“ -> Tod Crampas’
  • „Abwechslung ist des Lebens Reiz,...“ -> Ehebruch
  • „Wenn es glückliche Ehen gibt,...“ -> Ehebruch


Symbole:
Das Wasser stellt ein zentrales Symbol für den Tod dar. Bereits im 1. Kapitel wurde das Wasser mit dem Tod in Verbindung gebracht. So auch in Kapitel 15. Innstetten und Crampas diskutieren unentwegt über das Sterben im Wasser.


Erzählform:
Er/Sie - Form


Erzählverhalten:
neutral


Erzählhaltung:
neutral


Darbietungsformen des Erzählers:

  • direkte Rede
  • keine Kommentare des Erzählers

Durch die bloße Wiedergabe des Geschehens, weiß der Leser nur das, was die dargestellten Figuren auch wissen. Der Leser fühlt sich, als säße er neben Effi, Innstetten und Crampas und höre ihnen zu. Beim Lesen stellt er sich allerlei Fragen. Da die Figuren die Vorrausdeutungen von sich geben und sie auch nicht selten zurücknehmen („Sie werden sich doch wohl nicht etwas so Unprosaisches an den Hals reden wollen.“, „..., die meinige ausgenommen“), kann der Leser sich nie ganz sicher sein, ob es wirklich den zukünftigen Tatsachen entspricht. Außerdem bleibt die Spannung auf das weitere Geschehen erhalten, da der Erzähler sich im Hintergrund aufhält und nichts vorweg nimmt. 

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