Nationalsozialismus - der Kreisauer Kreis

Schlagwörter:
Kreisauer Kreis, Nationalsozialismus, Widerstand traditioneller Eliten, Widerstandsgruppe, James von Moltke, Peter Graf Yorck von Wartenburg, Referat, Hausaufgabe, Nationalsozialismus - der Kreisauer Kreis
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Referat

GK Geschichte 3g1 AA 13/1 Schuljahr 2004/05

Der Kreisauer Kreis - Widerstand traditioneller Eliten


"Wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben."
James von Moltke


Allgemeines und Ziele 
Der "Kreisauer Kreis" war ein Freundeskreis von ungefähr 20 Männern um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg, der sich Pfingsten 1942, im Oktober 1942 und Pfingsten 1943 zu drei Haupttagungen in Kreisau in Niederschlesien auf dem Gut des Grafen von Moltke traf um über den "Tag danach", eine "Neuordnung" nach dem Ende des Hilter-Regimes nachzudenken. Sie waren nämlich der Ansicht, dass man auf die Zeit nach einem Umsturz vorbereitet sein müsse und Konzepte für eine Neuordnung des Reiches parat haben müsse. Man verfolgte jedoch nicht die Absicht, einen gewaltsamen Umsturz oder ein Attentat auf Hitler zu planen um den neuen Staat mit keiner 2. "Dolchstoßlegende" zu belasten. Vielmehr glaubte man, dass der Krieg automatisch eine Wende herbeiführen müsse, unterstützt von der Militäropposition, welche den Weg für eine Neuordnung des Deutschen Reiches ebenen sollte.


Seine Mitglieder
Interessant ist dieser Kreis vor allem, weil in ihm eine angesehene Elite aller geistes- und sozialgeschichtlichen Richtungen der 30er und 40er Jahre versammelt war. Angehörige der preußischen Aristokratie wie von Moltke oder von Wartenburg trafen auf Julius Leber oder Carlo Mierendorff, Vertreter einer jungen sozialdemokratischen "Arbeiterelite". Bekannte Katholiken wie Alfred Delp, Augustin Rösch oder Lothar König arbeiteten mit evangelischen Theologen wie Eugen Gerstenmaier oder Harald Poelchau zusammen. Wissenschaftler und Beamte wie Adolf Reichwein, Hans Peters, Paulus van Husen, Theodor Steltzer, Adam von Trott zu Solz oder Hans Lukaschek diskutierten miteinander. Alle Mitglieder vereinte die ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und der feste Wille, eine Zukunftsperspektive für die Zeit nach dem Ende des NS-Regimes zu entwickeln.


Grundsätze und Neuordnungspläne
Die theoretischen Grundlagen wurden von häufig zusammentreffenden Arbeitsgruppen in langen Gesprächen entwickelt. Danach wurden sie diskutiert und schließlich schriftlich festgehalten. Als Schlüsseldokument des Widerstandes gegen Hitler gilt die 1942 erarbeitete "Grundsätzliche Erklärung". Darin kommt der Wille zum Ausdruck, eine Neuorientierung von Staat und Gesellschaft nach der Überwindung des Nationalsozialismus zu gestalten. In ihr heißt es:

"Wir sehen im Christentum wertvollste Kräfte für die religiös-sittliche Erneuerung des Volkes, für die Überwindung von Hass und Lüge, für den Neuaufbau des Abendlandes, für das friedliche Zusammenleben der Völker."

Für die Neuordnung des Reiches sah man folgende Grundsätze vor, welche 1943 festgehalten wurden.

  • Wiederherstellung des Rechtsstaates
  • Garantie von Glaubens- und Gewissensfreiheit
  • Unverletzbarkeit der Menschenwürde als Grundlage
  • Recht auf Arbeit und Eigentum
  • statt Diktatur und Unterwerfung politische Verantwortung und Mitbestimmung (auch in Betrieben und Wirtschaft)
  • statt des Prinzips von Befehl und Gehorsam Selbstbestimmung und Verantwortung
  • Stärkung der Familie als "Grundeinheit friedlichen Zusammenlebens"

Die konkrete Neuordnung des Deutschen Reiches sah eine enge Verbindung von Kirche und Staat vor. Grundprinzip des Staatsaufbaus war ein föderalistisches System auf vielen Ebenen. Zunächst sollte der Einzelne in weitgehend selbstverwalteten "kleinen Gemeinschaften" wie Familie, Betriebsgemeinschaft oder Kirchengemeinde verwurzelt sein. Dies sollte für die Zukunft eine manipulierbare Massengesellschaft verhindern und die Grundlage für ein verantwortungsbewusstes Handeln des Einzelnen bilden. Auf politischer Ebene sollten Gemeinde- und Kreistage weitreichendere Kompetenzen haben; sie sollten die Landtage wählen und diese wiederum den Reichstag (vgl. auch Rätesystem !) wählen. Gewählt werden sollten keine Parteien, sondern man favorisierte ein personenbezogenes Wahlsystem. Dadurch sollte die Demokratie schon von der Basis aus erreicht werden.

Die Wirtschaftsordnung sollte auf kleine und mittlere Betriebe, in denen die Mitbestimmung der Arbeiter besonders wichtig war, zugeschnitten sein. Weiterhin sah man vor, die Grundstoff- und Energieindustrie zu verstaatlichen.

Die NS-Verbrecher sollten vor den Internationalen Gerichtshof gestellt werden und der Frieden in Europa sollte langfristig mit einer europäischen Föderation gesichert werden.


Sein Ende
James von Moltke wurde im Januar 1944 verhaftet, weil er einen Kollegen vor der drohenden Festnahme gewarnt hatte. Somit zerfiel der Kreisauer Kreis, er hatte seinen geistigen Mittelpunkt und Begründer verloren. Viele der aktiveren Mitglieder schlossen sich der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an und beteiligten sich an den Vorbereitungen zum Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Bei Ermittlungen der Gestapo im Rahmen des gescheiterten Attentats stieß man also auch auf den Kreisauer Kreis. Dessen führende Mitglieder wurden vor den Volksgerichtshof gestellt. Obwohl von Moltke bekräftigte, dass kein Umsturz geplant war, lediglich "theoretische Erörterungen" angestellt wurden, wurden er, der Jesuitenpater Alfred Delp und der Gewerkschaftsführer Julius Leber noch kurz vor Kriegsende hingerichtet.

Nach dem Krieg übernahmen Überlebende des Kreisauer Kreises wichtige Ämter in der Bundesrepublik, z.B. Theodor Steltzer (Ministerpräsident von Schleswig - Holstein), Eugen Gerstenmaier (Bundestagspräsident) oder Hans Lukaschek (Bundesvertriebenenminister).


Quellen

  • Weber/Pfäntner: Vom 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart. Buchner, 1995
  • Informationen zur politischen Bildung , 2. Quartal 1994
  • Aus Politik und Zeitgeschichte, 15. Juli 1994
  • Microsoft Encarta 2002 pro
  • http://people.freenet.de/reichweinverein/kreis.htm
  • http://www.dhm.de/lemo/html/widerstand

 

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