Industrielle Revolution - Ausgangsbedingungen in England

Schlagwörter:
Entwicklungen und Erfindungen, Mutterland der industriellen Revolution, Maschinen, Industrialisierung, Referat, Hausaufgabe, Industrielle Revolution - Ausgangsbedingungen in England
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Ausgangsbedingungen in England für die Industrielle Revolution

Beschreiben Sie die Ausgangsbedingungen in England für die Industrielle Revolution! Erläutern Sie den Ablauf der Industrialisierung bis 1840!

Computer, Mikrowelle, Kran und Eisenbahn – alles alltägliche Elemente, ohne die wir uns unser heutiges Leben nicht mehr vorstellen können. Die Grundbausteine und Vorraussetzungen für diese phänomenale Entwicklungen und Erfindungen finden sich vor 200 bis 300 Jahren – die Zeit der Industrialisierung. Mit diesem Begriff assoziiert man unweigerlich England - „Das Mutterland der industriellen Revolution“. Die Konstellation einiger idealer Voraussetzungen für eine Erneuerung der Industrie verhalf England zu diesem Titel. Die nun folgende Darstellung befasst sich mit den innenpolitischen, außenpolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten. Die Ausgangsbedingungen dürfen jedoch nicht im Einzelnen betrachtet werden. Um sich ein klares Bild zu machen, ist es wichtig die einzelnen Komponenten als Teil eines großen Ganzen zu sehen.

Politische Stabilität und eine verwaltungstechnische Einheit sind eine gute Voraussetzungen in einem Land um die Industrie zu fördern. Legt die Regierung zum Beispiel nur niedrige Steuern auf die Industrie und unterstützt sie, ist das förderlich für diese und die Wirtschaft kann wachsen. Der Staat sollte ebenfalls eine Einheit bilden, damit eine bestmögliche Verwaltung gewährleistet ist, wie es in England der Fall war. Eine weitere wichtige Vorraussetzung war die ,,Glorreiche Revolution“ (1688/89). Davor konnte das Parlament nur durch den König zusammentreten und war so stark von der Willkür des Königs abhängig. Durch die ,,Glorreiche Revolution“ und ihre politischen Folgen verlor der König die Initiativrechte und somit bestimmt nun die Souveränität des Parlaments das politische System. Ein für das Parlament wichtiges Gesetz ,der ,,Bill of Rights" (1689), legte fest, dass Gesetze nur vom König und Parlament, d.h. Ober- und Unterhaus gemeinsam erlassen werden können. Damit war die Willkür des Königs extrem eingeschränkt und tyrannische Gesetze wie gnadenlose Steuererhöhungen konnten nicht mehr vom König durchgesetzt werden. Auch erlaubte es die Redefreiheit und verbot dem König in Friedenszeiten ein stehendes Heer zu halten, so dass ein riesiger Kostenpunkt umgangen wurde.

Durch das Parlament konnten früher als in anderen Ländern Konflikte wie Volkssouveränität gegen Fürstensouveränität und Gottesgnadentum gelöst werden. Auch im Verhältnis von der Zentral - zu den Regionalgewalten sowie Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Staat kam England früh zur Lösung, so dass weitere Konfliktfelder ohne Zeitdruck und ohne politisch-soziale Revolution, die die Wirtschaft unnötig schwächen, angegangen werden konnte. Der Liberalismus war eine politische Bewegung in dieser Zeit und spielte eine wichtige Rolle. Freiheit und Individualismus standen im Mittelpunkt anstatt kollektiven Ansprüchen von Staat und Kirche. Mit der Einführung der Suprematsakte (engl. Act of Supremacy) am 3. November 1534 vom englischen Parlament wurde König Heinrich VIII. zum Oberhaupt der Kirche in England. Er hatte nun das Recht Entscheidungen bezüglich der Lehre und der Organisation der Kirche zu treffen und gründete so, die von Rom unabhängige anglikanische Staatskirche. Der König, nun auch als Kirchenoberhaupt stellte sich jedoch nicht gegen die zunehmende Entwicklung, sondern war dem Wandel der Zeit gegenüber aufgeschlossen. Durch die Aufhebung von Organisationen entwickelte sich eine freiere Wirtschaft und ein ausgeprägter Konkurrenzgedanke, der die Wirtschaft ankurbelte und zu immer neuen Erfindungen anspornte. Der Leitgedanke war das Laissez-Faire-Et-Laissez-Passer-Prinzip („lasst sie machen und lasst sie passieren“), womit die Physiokraten Gewerbefreiheit und Öffnung der Grenzen (Freihandel) forderten. Die vom Liberalismus geprägte, freie Wirtschaft ermöglichte auch eine freiere Gesellschaft. Der Gentry in England (mittlerer Landadel, dominierten im Unterhaus) schirmte sich beispielsweise nicht gegen die anderen Bevölkerungsschichten ab, so dass sie ihre Normen und Wertorientierung teilten, auch Heiraten waren möglich und somit gab es, wie Adam Smith es formulierte: „eine hohe soziale Mobilität“. Da der Adel in England auch Steuern zahlte, mussten sie sich auch ökonomisch behaupten, sie arbeitete z.B. in Reedereien und als Kaufmann, was zu einer wesentlich effektiveren Arbeitsweise und einen weniger verschwenderischen Lebensstil führte. Es gab jedoch nicht nur einheitliche Steuern, sondern auch eine einheitliche Währung, was einen schnelleren und effektiveren Geldfluss zu ließ und das Bankensystem revolutionierte. Auch war dem Gentry die feudalen und absolutistischen Hierarchien fremd . Dieses System hatte den offensichtlichen Vorzug der schnellen Problemlösung und Produktivität. Nach Innen gestärkt, baute England auch eine starke Außenpolitik auf, die durch Handelsinteressen bestimmt war. Denn Mitte des 17. Jahrhunderts bestand das Hauptinteresse der Engländer darin, die Weltmeere, und somit den Fernhandel zu beherrschen. Um dies möglich zu machen, musste die Handels- und Kriegsflotte ausgebaut werden. Es entstanden deshalb große Werften und Lagerhäuser, welche den Schiffsbau ermöglichten. Nach dem siebenjährigen Krieg war England endgültig zur führenden Weltmacht aufgestiegen. Dadurch entwickelte sich der Außenhandel stark, Gold und Silber, Gewürze, Tabak, Seide, etc. wurden importiert, Wolltuche, Eisenwaren, und andere Fertigprodukte wurden exportiert. Die Kolonien dienten als optimaler Umschlagplatz. Da England, Dänemark und die Vereinigten Niederlande im Deutschen Bund waren und deren Herrscher Königreich Hannover, Holstein und Luxemburg regierten, hatten sie so ihren Einfluss gestärkt. Englands Außenpolitik war auch, vor allem durch die Tatsachen, dass England einheitlich war, viel agiler und zielgerichteter, was man an ihrem Gesetz, der Navigationsakte und Bemühungen beim Wiener Kongress sieht (sie bemühten sich und bekamen die Inseln Helgoland, Malta, Mauritius und die Kapkolonie). England versuchte so den Handel so produktiv wie möglich für seine Wirtschaft auszulegen. Um sich jedoch überhaupt im Handel zu betätigen, muss ein Überfluss an Gütern im eigenen Land vorliegen. Dies geschah in England mit der Umwandlung von einer Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft Anfangs des 18. Jahrhunderts. Die Handarbeit wurde nach und nach von der Maschinenarbeit abgelöst. Das große Geschäft war Baumwolle, welche billig aus Indien und auch zunehmend aus den Kolonien in Südamerika importiert, günstig verarbeitet und mit großem Gewinn wieder exportiert wurde. Die herkömmlichen Verarbeitungstechniken reichten nicht mehr aus, um der hohen Nachfrage zu genügen. Der erste Bereich in der Wirtschaft, der mit Maschinen zu arbeiten begann, war die Textilindustrie. Um mehr in kürzerer Zeit zu produzieren, erfand der Unternehmer James Hargreaves 1764 die „spinning jenny“, eine mechanische Baumwollspinnmaschine, und patentierte sie. Die „spinning jenny“ wird als der Anfang der Industrialisierung gesehen. So entstanden die ersten Maschinen zur Verarbeitung von Baumwollprodukten. Die Maschinen konnten jedoch erst mit der Erfindung der Dampfmaschine von James Watt effizient genutzt werden. Die Dampfmaschinen ersetzten Wind- und Mühlräder. So konnten immer mehr große Erfindungen entwickelt werden, die nicht mehr vom Wetter oder den Jahreszeiten abhingen, um angetrieben zu werden. Durch den Abbau von Rohstoffen und Erschließung neuer Energien, wie Gewinnung von Koks aus Steinkohle (ab 1735), metallverarbeitende Betriebe blühte die Textilindustrie weiter auf, doch gab es auch Neuerungen im Verkehrswesen. Die Idee, die gelieferte Energie der Dampfmaschine als Antriebsenergie zu verwenden, wurde erstmals erfolgreich von Stevenson in Form der Lokomotive umgesetzt. Ursprünglich war diese bloß für den Transport der Kohlenwagen gedacht, doch schnell wurden die enormen Möglichkeiten des neuen Transportmittels erkannt. So wurden Schienen produziert, ein Streckennetz wurde ausgebaut und schon bald wurde die Lokomotive für den Personentransport genutzt. Die Transportkosten für Massengüter konnten enorm gesenkt werden, außerdem stieg die Nachfrage nach hochwertigem Eisen. Die Hüttenindustrie und der Bergbau blühten deswegen und aufgrund der neuen Verarbeitungsmethode durch Koks auf. Immer schneller entstanden nun neue Erfindungen und die damit verbundenen Industrien. So war die industrielle Revolution gekennzeichnet durch eine schnelle Veränderung in Produktionstechnik, Wirtschaft und Gesellschaft. Obwohl in England durch diesen Prozess anfänglich die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Volk verschlechtert wurden, erhöhte er unter Anderem das Bruttosozialprodukt und das pro Kopfeinkommen, auch wurde die Massenarmut damit beseitigt. Zur selben Zeit fand ein Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft statt, d. h., dass viele kleine Bauer ihr Land an größere Besitzer verkaufen mussten (Einhegungen), da ihr Betrieb nicht rentabel war. Somit vergrößerten sich die andern Betriebe und wurden leistungsfähiger. Die Agrarevolution in England führte wissenschaftlich erprobte Methoden in die Landwirtschaft ein z. B. Fruchtwechsel, ganzjährige Viehhaltung und Züchtung mit der Absicht Erträge und Gewinne zu steigern. Einige Bauern hatten die Möglichkeit, in einem Großbetrieb weiter zu arbeiten. Die Meisten jedoch wurden zu einfachen Landarbeitern und mussten am Existenzminimum leben. Da auf dem Land die Bedingungen so schlecht waren, wanderten die Menschen in die Städte, wo sie hofften, bessere Arbeit zu finden. Gleichzeitig nahm die Bevölkerungszahl drastisch zu. Die Gründe dafür waren die Verbesserung der Medizin und Versorgung durch die Landwirtschaft, Schutzimpfungen gegen ansteckende Krankheiten, eine bessere Hygiene – dadurch gab es weniger Epidemien- und auch die Säuglingssterblichkeit ging zurück. Die Nachfrage nach Textilien, Kohle für den Hausbrand, Lebensmitteln, etc. wurde gesteigert, es musste mehr und schneller produziert werden. Außerdem vermittelte die calvinistische Tugendlehre Sparsamkeit, Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Profitdenken, Unternehmerinitiative und Konkurrenzverhalten. Sie sahen Arbeit als asketisches Mittel an und so vermehrte sich das Vermögen (Kapitalakkumulation) und ein aufkeimender Investitionsgedanke machte sich durch die Sicherheit an Privateigentum breit. Ebenfalls half ihnen ihre Innovation im technischen Bereich, das Bildungsinteresse und die mechanische Begabung. Eng verknüpft sind diese Prozesse, da durch die zahlreichen Innovationen schon einfache Handwerker eine bessere Ausbildung erhalten mussten, die Bildung dadurch gefördert wurde und so entstanden weitere neue Ideen und daraus neue Erfindungen Ein Beweis sind die Jahre von 1750 bis 1850 in der die Patentanmeldungen um das 62fache anstiegen. Man erkennt einen riesigen Kreislauf, wobei eins das andere erwirkt. Zahlreiche Vorraussetzungen, die in einzigartiger Kombination in England vorlagen, ermöglichten den rasanten Aufstieg Englands zur DER Wirtschaftsmacht Nummer eins. Insgesamt leitete die industrielle Revolution eine Veränderung der menschlichen Lebensgewohnheiten und Lebensformen ein. Mehr und mehr wurde das Leben den neuen Arbeitsbedingungen angepasst, welche eine bisher unbekannte zeitliche Disziplinierung mit sich brachten. Die Anforderungen der industriellen Arbeitswelt bestimmten nun den Lebensrhythmus der Menschen.

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