Frisch, Max - Andorra (Interpretation Andris Monolog im 9. Bild)

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Referat

Interpretation zu Andris Monolog im 9. Bild (2. Teil)

In einer Art Vision blickt Andri in die Zukunft, sieht sein Schicksal voraus, prophezeit die Verdammung aller, sagt, dass der Pater ihn verraten werde. Andri tritt nun dominant gegenüber dem Pater auf („Jetzt, Hochwürden, spreche ich“; Seite 86, Zeilen 29). Die Häufigkeit des Personalpronomens „ich“ zeigt sein gewachsenes Selbstbewusstsein (er ist sich seiner nun selbst bewusst). Doch er ist keineswegs optimistisch geworden. In seiner „Vision“ blickt er sehr pessimistisch in die Zukunft, äußert den Wunsch zu Sterben. Andri nimmt außerdem sein Schicksal und das seiner Eltern sowie Barblins vorweg, bevor etwas passiert ist, als er sagt: „Ich möchte nicht Vater noch Mutter haben, damit ihr Tod nicht über mich komme mit Schmerz und Verzweiflung und mein Tod nicht über sie. Und keine Schwester und keine Braut: Bald wird alles zerrissen, da hilft kein Schwur
und nicht unsere Treue.“ (Seite 87, Zeilen 2-7). Er ist also selbstbewusster geworden, allerdings eher verzweifelt als optimistisch. Der Gebrauch der Metaphern („Die Zuversicht ist ausgefallen, eine um die andere, wie Zähne“ und „Ich habe meinen Namen in die Lüfte geworfen, wie eine Mütze, und herunter fällt ein Stein, der mich tötet.“) Der mit biblisch-religiös-apokalyptischem Vokabular durchsetzte zweite Teil des Monologs ist von düster-visionären Ahnungen bestimmt, von einem pathetischen Grundton getragen und zeigt einen Andri, der sich gleichermaßen zum Prediger wie zum Märtyrer stilisiert. Andri überhöht seine Rolle vom andorranischen Juden zum „geschichtlichen“ Juden überhaupt, so wie er in der Figur des Ahasver, des „ewigen Juden“, zur Gestalt geronnen ist.

 

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