Tuareg - ein zu den Berbern zählendes Volk in Afrika

Schlagwörter:
Wüste, Wüstenvolk, Soziale Schichten, Sprache, Dichtkunst, Bekleidung, Referat, Hausaufgabe, Tuareg - ein zu den Berbern zählendes Volk in Afrika
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Referat

Abschlussarbeit - Tuareg

Vorwort

Ich habe das Thema „Tuareg“ gewählt, weil ich schon viel in Romanen über sie gelesen habe. Als ich mein erstes Buch über die Tuareg las, hat mich dieses Volk gleich fasziniert und meine Büchersammlung wurde immer größer. In meiner Arbeit schreibe ich über ihre schöne aber auch brutale Geschichte, ihre verschiedenen Schichten, ihre Sprache und Schrift und ihre Traditionen. Mich hat ihre Vergangenheit, wie auch ihr Schicksal sehr bewegt und ich möchte auch anderen diese einzigartige Kultur näher bringen

1. Wer sind die Tuareg?

„Die Herren der Wüste“, „Die Söhne der Winde und Wolken“ oder „Die blauen Ritter.“ So stehen sie romantisch verklärt, in zahllosen Filmen und Romanen im Mittelpunkt. Sie sind eine berberische Ethnie, die in der westlichen und zentralen Sahara beheimatet ist. Doch diese einzigartigen Kultur, die heute nur noch aus etwa zwei Millionen Tuareg besteht, ist vom Untergang bedroht. Ihr Jahrhundertealtes Wissen, mit dem sie unter schwierigsten klimatischen Bedingungen überleben konnten, könnte für immer verloren gehen.

Etwa die Hälfte von ihnen lebt in der Republik Niger, der Rest in Algerien, Tunesien, Mali, Libyen und Burkina Faso. Der Lebensraum der Tuareg ist damit etwa fünf Mal so groß wie Deutschland. Das Volk der Tuareg gehört weder einer Rasse noch einer Nation an. Sie besitzen eine eigene Sprache, die im Norden als Tamahaq und im Süden als Tamasheq bezeichnet wird. Sie durchqueren die Wüste, leben in Freiheit, sind Erben einer uralten Kultur, die keine

Grenzen kennen. Sie selbst nennen sich nicht Tuareg, sondern Imascheghen „Die Freien“.

Die Kinder werden im Sand geboren, weit weg von der Zivilisation, ohne ärzte oder Medizin. Die Mädchen bleiben im Nomadenlager und erlernen durch die Mütter die häuslichen Aufgaben und die Arbeit als Hirtin. Die Söhne folgen ihren Vätern. Sie lernen, sich in der Wüste zu orientieren, die Lage der Wasserquellen und die Namen der Berge zu kennen. Auch lernen sie Heilwirkungen der wenigen Pflanzen zu kennen und ihre Tiere zu pflegen.

Unter den schwierigen Bedingungen ist es bemerkenswert, welch eine einzigartige Kultur die Tuareg entwickelt haben. Jahrhundertlang lebten sie vor allem vom Austausch über die Karawanen, der neben dem großen wirtschaftlichen Handel auch den kulturellen Austausch zwischen Nord- und Schwarzafrika ermöglichte.

Einst als Sklavenjäger von ihren schwarzen Nachbarn gefürchtet, sind die Tuareg heute selbst Opfer von Diskriminierung und Ausgrenzung. Früher kontrollierten sie die Karawanen durch die Sahara und besteuerten die Waren. Sie beteiligten sich traditionell auch aktiv am Karawanenhandel, so transportieren sie zum Beispiel Salz aus den Oasen in die städtischen Gebiete des Niger. Eine weitere Einnahmequelle waren Razzien, das sind überfälle auf benachbarte Ethnien, die ihnen dabei Tribute zahlen.

Traditionelle Wanderwege ihrer Herden sind jetzt durch Staatsgrenzen zerschnitten und Zölle behindern den Handel. So sieht man immer weniger die berühmten Kamelkarawanen. In den nordwestafrikanischen Staaten sind sie jeweils eine von vielen Minderheiten. Sie leben am Rande der Gesellschaft und werden immer weiter ins Abseits gedrängt.

2. Geschichte der Tuareg

Spuren, überlieferungen und überreste von Toten lassen die Geschichte der Besiedlung durch die Berber nachweisen. Die Tuareg sind ein Berberstamm, der vor über 2000 Jahren aus dem südlichen Mittelmeerraum, in die Sahara Wüste auswanderten. Sie siedelten sich im Hoggar-Gebirge, dem Air-Gebirge und dem Iforas-Adrar an.

1850:Der deutsche Heinrich Barth war aus Sicht der Europäer sozusagen der erste der die Tuareg entdeckte und der die Welt der Tuareg kennen lernte.

1860: Auch von Bedeutung war der Franzose Henri Duveyriers. Er hielt sich bei den Ajjer-Tuareg auf und wurde der persönliche Freund von Ikhenoukhan, dem Vorsitzenden der Ajjer- Konförteration. Er hegte große Sympathie für die Tuareg und schrieb nach seiner Reise das erste bedeutende Werk, das er allein den Tuareg widmete. 1892 begeht er Selbstmord.

1880 wurde Flatters in die Sahara geschickt um die Region zu erforschen, durch die eine Transsahara-Eisenbahnlinie gelegt werden sollte. Die Expedition war jedoch erfolglos und sie mussten umkehren bevor sie den Hoggar ereicht hatten.

1881 startete Flatters die zweite Expedition im Norden des Hoggar wo sie den Tuareg-Kriegern in die Hände fielen. Geführt wurden sie von den Chaamba, das sind die Nomaden der Nordsahara und Erbfeinde der Tuareg. Die Tuareg besetzten die Brunnen und vergifteten ihre Lebensmittel. Am Schluss überlebten
nur vier Männer der Chaamba aber kein einziger Franzose. Für diese Schlächterei verantwortlich war der Amenokal Ahitagel, das Oberhaupt der Hoggar-Tuareg und wütender Gegner der Franzosen.

1898 brach eine Karawane vom Norden der Sahara Richtung Tschad-See auf. Sie wurde angeführt von Ferdinand Foureau und dem Kommandanten Lamy und bestand aus mehreren Hunderten und 1100 Kamelen. Sie wurde von den Tuareg immer wieder angegriffen, und verloren fast alle Kamele. Aber trotzdem
kam die Karawane bis nach Agadez durch, zum ersten Mal hatte eine Abordnung der französischen Armee die Zentralsahara durchqueren können.

1902-1904: Die Schlacht von Tit, das etwa 20 Kilometer nördlich von Tamanrasset liegt, entschied endgültig über das Schicksal der Tuareg. Die ganz französisch Armee hegte großen Hass gegen die Tuareg, man wollte sich für die Mörder Flatters und seiner Leute rächen. Ben-Msiss rief alle seine Chaamba Freunde zusammen und sie verließen am 23. März 1902 In-Salah.

Dieser Rachefeldzug wurde angeführt von dem Leutnant Cottenest. Alle der 130 Chaambakrieger wurden von den Franzosen mit einem Gewehr ausgestattet. Die Tuareg erfuhren, dass die Chaamba in die Stadt Tazrouk eingedrungen sind, dort raubten, mordeten und den Weizen auf den äckern anzündeten. Die Dag Rali griffen gleich an, doch da die Chaamba so gut schießen konnten, wurden eine grossen Anzahl Tuareg getötet. Die Kel Ahagar waren zerschlagen worden und die Chaamba nahmen alle Kamele und Waffen an sich. Die Bauern von Tit begruben die toten Tuareg. „ Wenn du den Weg nimmst, der um Tit herumführt, wirst du überall die Gräber sehen.“

Die Franzosen verlangten das Attici, den Amenokal der Kel Ahaggar abgesetzt wurde und dafür Mussa ag Amastan der neue Amenokal sein sollte. Er war ein Freund der Franzosen und somit gingen die letzten Widerstandsgruppen ins Exil.

1916: In Europa wütete der erste Weltkrieg, wobei der Besitz von Kolonien ein nicht unwichtiger Kriegsfaktor war. Der muslimische Orden der Senussi wollten die Italiener und Franzosen verjagen und ermordeten am 1.12.1916 Père Foucauld in seinem Haus. Einer der größten Widersacher der Franzosen, war Kaossen ag Gedda. Er wollte den Tuareg militärische Strategien beibringen, wie nur zuschlagen wenn es Erfolg verspricht und dort wo der Feind sie nicht vermutet. Doch so zu kämpfen war für die Tuareg feige und gegen alle Ehre. Er besetzte 1916 Agadez, doch sie konnten nicht standhalten und wurden 1917 aus Agadez und 1918 aus den Air vertrieben. Bei der Flucht durch die Lybische Wüste wurde er von den Türken gefangen genommen. Sie fühlten sich von ihm verraten und konnte ihm nicht verzeihen. Sie warfen ihn ins Gefängnis und richteten ihn einige Tage später hin.

1919: Der französische General Laperrine bekam den Oberbefehl über alle Tuareg Gebiete. Damit begann allmählich der Verfall der Tuareg. Die Kastenanarchie und die Ethnologie wurden zerstört. Die Oberschicht der Tuareg verarmte rapide und konnte bald nicht mehr für den Lebensunterhalt der Menschen sorgen, die von ihnen abhingen. Die Tuareg hörten auf, Krieg zu führen und widmeten sich ganz der Viehzucht und dem Handel.

1933: Nahe Tamanrasset werden die Skelette zweier Frauen entdeckt. Vermutlich handelt es sich bei dem beiden Frauen und die Tuaregkönigin Tin Hinan, die im Hoggar herrschte, und ihre Dienerin Takamat. Goldreifen und römische Münzen aus der Zeit Konstantin der Grossen lagen neben den Knochenresten. So lies sich darauf schließen dass sie um das Jahre 340gelebt hatte.

1960: Nach Erlangen der Unabhängigkeit der Sahelstaaten veränderte sich alles auf sehr brutale Weise. Lange Zeit wurden die Tuareg gedemütigt, behielten jedoch ihren Stolz. Die nigerschen Offiziere konnten diesen Stolz, den sie als Arroganz ansahen, nicht ertragen. Während öffentlichen Versammlungen rissen die Soldaten den Oberhäuptern der Tuareg den Turban vom Kopf, was eine der schlimmsten Entehrungen für sie war.

Auch verbot man ihnen das Tragen des Takuba, was eine weiter große Beleidigung war. Die Lebensbedingungen wurden für die Tuareg immer schlimmer, währen fernab in der Hauptstadt Niamey herrliche und überflüssige Prachtbauten errichtet wurden.

Noch Schlimmer war die Situation für die Iforas-Tuareg in Mali. Kaum wahren die Soldaten bei den Tuareg angekommen, beschlagnahmten sie alle Kamele, vergewaltigten die Frauen und plünderten. Sie verboten den Karawanenhandel und belegten die Viehherden mit hohen Steuern.

1962: Die Tuareg des Iforas-Adar erhoben sich, hatten jedoch keine Chance. Die Armee Malis war mit sowjetischen Panzers ausgerüstet und besaß französische Offiziere. Mali verbündete sich mit Algerien und Marokko und erhielt Unterstützung beim Kampf gegen die Tuareg. Dieser Dreiländerpakt schnitt den Tuareg jegliche Fluchtmöglichkeiten in den Norden ab und ließ der Armee Malis freie Hand, ihre schrecklichen Ziele zu verfolgen. Die Unterdrückung wurde erbarmungslos. Täglich fanden öffentliche Hinrichtungen statt und die Nomadenzelte wurden mit Benzin übergossen und angezündet. Brunnen wurden vergiftet oder den Zugang vermimt und das Vieh erschossen. Um den Eifer der Scharfschützen zu belohnen, wurden ihnen Tuareg Frauen als Beute gegeben. Alle sahen diese Massaker mit an, aber niemand hatten den Mut etwas dagegen zu unternehmen.

1973-1974: Die erste große Dürre zerstört das Land der Tuareg. Viele, die zu Beginn der Unabhängigkeit der Armee entkommen waren, mussten während der Dürrekatastrophen aufgeben. Da entdeckten die Regierungen Mali und in Niger eine neue Waffe: den Hunger.

Viele europäische Hilfsorganisationen schicken Lebensmittel und Geld für die Tuareg. Doch der Zutritt zu den Hauptlager und sich nach dem Verbleib der Weizensäcke zu erkundigen wurde ihnen verboten. Das Getreide das die Tuareg eigentlich umsonst gegeben werden sollte, wurde ihnen für viel Geld verkauft. Im Air mussten die ausgehungerten Nomaden fassungslos dem Verenden ihrer Tiere zusehen. Mehrere 10'000 junge Tuareg gingen, um die wenige Nahrung den Frauen, Kinder und Alten zu lassen, ins Exil.

Viele von ihnen schrieben Lieder, Gedichte und Lyriken darüber. Die Gedichte und Lieder waren zugleich sehnsuchtsvoll, kämpferisch und rebellisch. Zum Schluss führten sie immer zum gleichen Lösungsvorschlag: „durch die Wüste heimzukehren, die Befreiung zu erkämpfen mit der Kalaschnikow, die nun die Takuba ersetzen sollte.“

2.1 Rebellion in Niger

1986-1990:Ali Saibou wir der neue Präsident von Niger. Er will die Ishomar(im Exil lebende Tuareg) die nach Algerien und Libyen geflohen sind, dazu bewegen in den Niger zurück zu kehren. Er versprach ihnen, dass die Zeit in der die Tuareg als Ethnie in ihrer Heimat unterdrückt wurden, nun vorbei war. Sie willigen und 18’000 Tuareg kehren in ihre Heimat zurück. Unmittelbar nach ihrer Ankunft wissen sie nicht mehr woran sie sied. In den Lagern werden sie von de staatlichen Behörden streng überwacht. Es wird ihnen untersagt, ihr Lager zu verlassen, die Kinder in die Schule zu schicken oder Handel zu treiben. Die jungen Tuareg werden zudem meist festgenommen und verhört, sobald sie über den Verbleib der versprochenen internationalen Hilfe, auf die sie bisher vergeblich warteten, Nachforschungen anzustellen. Zelte, die die französische Botschaft zu Verfügung gestellt hat, findet man auf den Märkten von Niamey wieder. Decken und Lebensmittel verschwinden. Wieder einmal dient das Elend der Tuareg dazu, die Taschen korrumpierter Beamten zu füllen.

7. Mai 1990: Eine Gruppe unbewaffnete Tuareg versuchen, den Polizeiposten der Lager zu besetzten. Sie protestieren gegen die Inhaftierung einiger Kameraden und wollen auf die unerträgliche Lebensbedingungen in den Lagern aufmerksam machen. Es gibt einkleines Handgemenge worauf ein Wachhabender getötet wird. Die Tuareg fliehen. Die Verfolger können sie nicht einfangen. Das Militär von Tahoua bricht gewaltsam in das Lager ein und es begann ein stunden langes Trommelfeuer, bis sie feststellen, dass von den Gegner überhaupt niemand ein Gewehr besaß.

Im weiten Umkreis von Tschin-Tabaraden werden die Nomadenzelte dem Erdboden gleichgemacht. Menschen werden bei lebendigem Leib begraben, bei lebendigem Leib verbrannt oder in Stücke gehackt. Hunderte werden festgenommen öffentlich gehenkt oder zu Tode gefoltert. Sogar Jugendliche und Kinder wurden öffentlich gerichtet. Und das alles geschah nur aus einem Grund, weil sie Tuareg sind.

Die Zahl der Todesopfer wurde auf über 1000 geschätzt. Währen die Soldaten plündern, vergewaltigen und morden, hielt Ali Saibou vor der Nationalversammlung eine Rede, in der er erklärt, das Tuareg-Rebellen Polizeikräfte angegriffen hätten und die Armee beim Gegenangriff siebzig Aufständische töteten. Er stellte den Staat Niger als unschuldig hin und überall im Lande wurden die Tuareg gedemütigt.

Französische Journalisten brachten schließlich die Wahrheit ans Licht, was in Niger wie eine Bombe einschlug. Das Volk begann sich nun zu fragen wer die eigentlichen Verantwortlichenfür die Massaker waren. Während eines spektakulären Prozesses in Niamey 1991 wurden alle Tuareg, die auf ihre Verurteilung warteten, freigesprochen.

2.2 Aufstand in Mali

Zur gleichen Zeit, in der die große Schlächterei stattfand, flohen viele Tuareg über die Grenze nach Mali. Dort wurden sie vom Militär gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen. Am 29. Juni 1990 wurden sie gewaltsam von der „Volksbewegung für die Befreiung des Azaouad“ aus dem Gefängnis befreit. Dabei erbeuteten sie eine große Menge Waffen und Munition und töteten vierzehn Feinde.

Der Gegenzug von Mali war schrecklich. Sie griffen die ganze Zivilbevölkerung an. Sie wurden mit Elektroschocks gefoltert und brutal hingerichtet. Man schoss ziellos in die Menge hinein, und fuhr danach mit Panzer über die am Boden Liegenden, um sie vollends zu töten. Es folgten massenhafte Festnamen. Es genügte, jung zu sein, eine helle Haut zu haben oder ein Turban oder Gesichtsschleier zu tragen, um der Polizei vorgeführt zu werden.

Im April 1992, als die Armee Malis ein Waffenstillstandsabkommen schlossen, befanden sich mehr als 100'000 Tuareg in den algerischen und mauretanischen Flüchtlingslager, wo sie noch heute unter unerträglichen Beginnungen leben müssen. Anderer Flüchtlinge vegetieren in den Vorstädten Niameys dahin, sie sind den Einwohnern völlig gleichgültig und müssen betteln um nicht zu verhungern. Bis heute weiß noch niemand, wie viele Zivilpersonen aufgrund des Blutbades, das die Armee Malis anrichtete, ihr Leben lassen mussten.

Die Nationalkonferenz wurde einberufen. 1’200Deligierte kommen hundert Tage zusammen, was ein absoluter Rekord auf dem afrikanischen Kontinent war. Die Tuareg waren voller Hass und wollten sich rächen, doch hatten sie noch Hoffnung, dass die Konferenz sich ihrer Anliegen annehmen würde. Doch als ein Kommandant in der Konferenz erzählt wie er selber ein alter Tuareg gefoltert und getötet hatte, klatschten darauf Hunderte von Delegierte und Repräsentanten der Nation, Beifall.

Die Tuareg waren geschockt, ungläubig und fassungslos.Der neue Premierminister Amadou Cheffou, appelliert an die Regierungsmitglieder und die Rebellen, sich zu einem Dialog zusammen zu setzten. Die Tuareg stimmen zu. Aber der Premierminister und die Armee. legte diesem Dialog immer wieder Steine in den Weg. Viele Male noch probierten die Tuareg mit dem Staat zu verhandeln, doch ihre Bemühungen nützten nichts.

1995: Die Lage beruhigt sich allmählich und die überfälle nehmen ab. Doch die ganze Infrastruktur musste neu aufgebaut werden. Fast alle Flüchtlinge hatten ihre Herden verloren, die Brunnen waren zerstört oder verseucht.

1995: Die Flamme des Friedens, einer öffentlichen Waffenverbrennung, ist ein sichtbarer Beweise für den laufenden Friedensprozess. Während der Zeremonie gaben die Rebellenbewegungen ihre Selbstauflösung bekannt.

3. Soziale Schichten

Die Tuareg kann man nicht als eine einheitliche Ethnie bezeichnen, denn sie unterscheiden sich nicht nur erheblich in ihrem äusseren voneinander, sondern besitzen auch ihren Schichten gemäss unterschiedliche Verhaltens- und Moralvorstellungen. Zwar leben die Tuareg innerhalb ihrer zugehörigen Schicht von den anderen getrennt, dennoch sind die durch Dienstleistungen und gegenseitige Abhängigkeit auf die anderen angewiesen.

Die Namensbezeichnungen leiten sich in erster Linie von Herkunftsbeziehungen oder Gebieten ab. Kel bedeutet einfach „die Leute von“, dag „die Söhne von“ und
Iklan „ die Schwarzen“.

Die grössten Gruppen sind die Kel Ahaggar, die Kel Air und die Kel Iforas. Sie bestehen aus mehreren Schichten. Die Kel Ahaggar sind in Südalgerien angesiedelt, die Kel Air im Niger bei Agadez und die Kel Iforas an der Grenze von Algerien und Mali. Die Schichtzugehörigkeit wird durch die Frauen bestimmt. Die Kinder gehören immer der Mutter, ebenso richtet sich die Stellung des Mannes nach der seiner Frau.

Adelige:

Ihaggeren (im Norden) oder Imajeren (im Süden) genannt. Traditionell besassen sie die politische und wirtschaftliche Macht. Sie stellten den Amenokal (Herrscher des Landes). Aufgaben waren die Kamelzuscht, Durchführungder Rezzus (Raubzüge) und Schutzgewährung, der ihnen unterstellten Vasallengruppen, die ihrerseits dafür Abgaben zahlen mussten. Auch kontrollierten sie di Handelwege und führten Kamelkarawanen durch.

Schriftgelehrte:

Ineslemen, diese Schicht besass genaue Kenntnisse des Korans, gleich wie die Araber. Sie zahlten keine Abgaben und waren den Adeligen gleichgestellt.

Vasallengruppen:

Die Vasallengruppen sind die zahlenmässig grösste Schicht. Sie waren Bauern oder für die Haltung der Ziegen verantwortlich, darum wurden sie auch Kel Ulli genannt, die Ziegenleute. Ausserdem kümmerten sie sich um die Kamele der Adeligen und führten Karawanen durch. Sich wählten den amrar (ältesten) der bei der Wahl des Amenokal ein Stimmrecht besass.

Iklan

Obwohl die Sklavenjagt offiziell abgeschafft wurde, nehmen die Nachkommen der Sklaven nach wie vor den niedrigsten sozialen Rang ein. Sie verrichteten alle anfallenden Arbeiten für die Adeligen. Sie blieben ihr Leben lang bei der Familie und ihre Kinder wuchsen mit der ihrer Herren auf.

4. Sprache und Schrift

„Essalamou alaikoum“ „Alaikoum essalam“. So hört sich eine Begrüssung der Tuareg an. Je nach Dialek variiert sie ein wenig.

Die Tuareg sprechen die Berbersprache, sie wird im Norden Tamahaq und im Süden Tamasheq genannt, es verfügt über ein eigenes Alphabet. Insgesamt existieren sieben Dialekte, die zwar einen allgemeinen Zusammenhang besitzen, sich jedoch oft in der Grammatik und der Bedeutung einzelner Wörter unterscheiden.

Im Laufe der Zeit waren die Tuareg mit vielen Kulturen in Kontakt gekommen, daher findet man heute keinen reinen Dialekt mehr, sondern innerhalb des Tamasheq arabische und französische Einflüsse. Bedingt durch di Handelsbeziehungen beherrschen mittlerweile viele Tuareg die offizielle Handelssprache Westafrikas, Haussa. Die Enaden (Schmiede) besitzen eine eigene Geheimsprache (Temet), deren Kenntnisse sie nur innerhalb ihrer eigenen Schicht weiter gegeben.

Das Tifignagh, hervorgegangen aus dem altlybischen, besteht je nach Region aus 21 bis 27 streng geometrischen Schriftzeichen. Während die Zeichen im Norden eher eckig ausfallen, sind sie im Süden überwiegend geschwungen. Vokale fehlen und die Wortrichtung ist nicht festgelegt. Was heisst, dass man von oben nach unten, von rechts nach links und umgekehrt schreiben kann.

Dadurch wird die Schrift schwer lesbar, der Leser kann sie nur mit ausprobieren entschlüsseln. Die Kinder lernten das Schreiben und Lesen von der Mutter, wobei der Sand als Papier diente. Längere geschriebene Texte findet man kaum, das Tifinagh wird eher zum Zeichen in Steinen einzuritzen oder zum in Leder zu schneiden gebraucht.

5. Musik und Dichtkunst

In der Musik und Dichtkunst finden wir die Seele der Tuareg, seit Anbeginn ihrer Kultur spielte sie, in den verschiedenen Stämmen eine wichtige Rolle. Auch heute noch wird, allen Einflüssen zum Trotz, diese Tradition gepflegt und weitergegeben.

Die Imzad Geige ist eine einseitige Violine die jedes Tuareg Mädchen selber anfertigt. Das Spiel auf der Imzad Geige hat seinen Platz nicht auf grossen Festen, ihre eigentümlich melancholischen Laute erklingen vielmehr auf privaten Zusammenkünften.

Diese so genannte „ahal“ diente dem zwanglosen Zusammensein von unverheirateten Männer und Frauen, wobei beide Parteien versuchen einen möglichst vorteilhaften Eindruck zu erwecken. Der „ahal“ wird, wie viele alte Traditionen der Tuareg, heute kaum noch durchgeführt. Ganz anders ist es bei den Festen und Kamelreitspielen, sie nach wie vor sehr beliebt sind. Bei diesen Reitspielen wird von den Frauen die „tindé“, die Trommel gespielt, während die Männer mit ihren Meharis, dazu im Takt tanzen.

Bei den Tuareg werden die Mädchen ab dem 13. Lebensjahr als Frau angesehen und dürfen dann auch an den Festen teilnehmen. Die Frauen singen und klatschen auch dazu, ausserdem haben alle einen Schal um die Schulter. Der Verehrer dieser Frau probiert den Schal von der Schulter seiner Angebeteten zu nehmen. Je nachdem ob sie Interesse hat, legt sie den Schal leicht um die Schulter oder eben nicht. Wen ein Mann der Schal seiner Angebeteten ergattert hat, gibt es wegen eines Rivalen oft heftige Kämpfe. Um den Schal wieder zu bekommen muss sie in der nächsten Nacht zu ihm ins Zelt gehen. Wenn sie nicht kommt und somit auf den Schal verzichtet, vermittelt sie ihm, dass sie kein Interesse an ihm hat.

6. Wohnstätte

6.1 Zelte

Die meiste Behausung der Nomaden ist das niedrige, ca. 2,20- 1,40 m hohe, 4,50 breite und 3,50 tiefe Ehen (Lederzelt). Früher wurde es nur aus Lederhäuten gefertigt, heutzutage werden diese aber mehr Plastik- oder Stoffplanen ersetzt, die Armut zwingt viele Familien zu dieser Massnahme. Die Häute der Planen werden durch einfache Gerüste aus Holz gehalten, ein Innengerüst trägt sie und Aussenstangen bringen die Plane auf Spannung.

Das Zelt ist in eine Frauen- und Männerseite unterteilt, die Trennung dieser Hälften stellt das Bett in der Mitte dar, der Freiraum zwischen dem Bett und dem Zeltrand dient zur Aufbewahrung der jeweiligen Utensilien. Frauen: Kleidersack, Mörser, Kalebassen, usw. Männer: Sattel, Schwert, Zaumzeug, usw.

Das Zelt ist immer Eigentum der Frau, sie stellt es her, transportier es mit Eseln und baut es auf und ab.

Windschutzmatten aus Schilf (eseber) bilden häufig die Aussenbegrenzungswände, sie werden zum Schutz vor dem Wind um das Zelt aufgestellt. Im Norden werden die Zelte das ganze Jahr benützt, im Süden aber wohnt man nur zu Regenzeit und wenn man wieder auf Wanderung geht in ihnen. Die übrige Zeit wohnen sie in Mattenzelte, die aus Blättern der Dumpalme hergestellt werden.

6.2 Schilfhäuser

Der Grundriss ist quadratisch bis rechteckig, bei Seitenlängen von etwa sechs Metern. Das Schilf wird an der Aussenseite nicht beschnitten, auch werden grosse Matten anstelle des Schilfes für die Wände verwendet. Die traditionellen Schilfhäuser verschwinden leider immer mehr.

6.3 Lehmhäuser

Im Gebirge, dort wo Steine und Lehm vorhanden sind, findet man auch feste Häuser aus luftgetrockneten Ziegeln aus Lehm und Wasser. Wo Steine zu finden sind, werden auch diese unbehauen zur Erstellung der Häuser verwendet. Fenster sind seht klein und selten.

7. Bekleidung

7.1 Männer

Das wichtigste Kleidungsstück der Männer ist sicherlich der „tagoulmoust“. In der Grundform rechteckig 1, 50 m bis 4 m lang und 0,25 m bis 0,5 m breit, wird dieser Stoff im Süden hergestellt. Die begehrte tiefblaue Farbe erhält et durch mehrfaches Färben und anschliessender Behandlung in einem Bad, das mit einem Baumharz versetzt ist. Zum Schluss wird das Tuch mit einem Schlegel solange bearbeitet, bis sich auf der Oberfläche eine lackartige Konsistenz gebildet hat. An der Art der Wickeltechnik, der Verwendung eines Turbanbandes und der Form der Amulettbehälter, sind die regionaltypischen Unterschiede zu erkennen.

Die Korangelehrten bevorzugen oft weisse Stoffe, es existierten daneben aber auch schwarze und grüne.

Das übergewand (tam. Tekamist, arab, gandurah) ist ein weites, rechteckiges Tuchstück, das in der Mitte eine kleine öffnung für den Kopf hat. Angenähte Stoffbahnen ergeben weite ärmel, die nach Belieben hochgeschlagen werden können. Das reicht bis zu den Waden, besitzt eine grosse Tasche auf der Vorderseite und ist mit verschiedenen Verzierungen bestickt.

Vervollständigt wird die Kleidung der Männer durch eine weite Hose, den „akerbey“. Sie wird an den Bund durch einen Ledergürtel gehalten, reicht bis zu den Knöcheln und ist andem Beinschluss eng gehalten. Die seitlichen Nähte sind manchmal mit Zierstickereien versehen.

7.2 Frauen

Das weibliche Gegenstück zum tagoulmoust bezeichnet man als „alechu“, dieser Schleier ist etwa 1,60 mal 1,20 m gross. Es ist ebenfalls rechteckig und mit Eingewebten indigoblauen Stoffstreifen versehen.

Das grosse übergewand „tekamist“ hingegen findet auch bei den Frauen Verwendung, bei den Frauen hat es allerdings keine Stickereien und keine langen ärmel.

Daneben tragen sie noch das „teserrnest“, ein einfach gefärbtes, rechteckiges Tuch, das in Wickeltechnik getragen wird. Dieses Tuch ist so gross, dass die Frauen sich damit ebenfalls die Haare bedecken können, deswegen wird bei dieser Kleidung das „alechu“ nicht getragen. Als Gegengewicht befestigen die Frauen an dem letzten Zipfel einen Schlüssel als Gewandbeschwerer.

Bei den südlichen Tuareg findet man auch eine Bluse „aftek“, sie ist eigentlich nur ein stark verkürztes übergewand.

Regional bestehen grosse Unterschiede, im Osten werden oft helle und dünne Stoffe bevorzugt, die Frauen bei Agadez hingegen tragen gerne Blusen mit aufgenähten roten Fäden. Zu der Bluse wird ein Rock getragen „asedschebes“.

Schlusswort

Mir hat es zum Teil viel Spass gemacht an der Arbeit zu arbeiten, zum Teil war es aber auch sehr stressig. Am Anfang hatte ich etwas Mühe Material zu beschaffen, aber zu Schluss konnte ich dann doch genügend finden. Was ich über die Tuareg gelesen habe hat mich zum Teil echt geschockt. Vor allem für das Kapitel „Geschichte der Tuareg“ habe ich viele Informationen aus einem Buch entnommen. Die Geschichte wurde da sehr intensiv geschildert und ich konnte es mir so sehr gut vorstellen. Darum wurde dieses Kapitel auch etwas länger, weil ich wollte das auch andere sich das besser vorstellen können und sich Gedanken dazu machen.

Literaturhinweise

Dayak Mano, Die Tuareg-Tragödie, Horlemann Verlag, Unkel 1996

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