Eichendorff, Joseph Karl Benedikt Freiherr von: Die Stille

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Gedicht, Natur, Liebe, Luise, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph Karl Benedikt Freiherr von: Die Stille
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Referat

Joseph Eichendorff: Die Stille

Ich möchte Euch heute ein Gedicht von Joseph von Eichendorff vorstellen, welches den Namen „Die Stille“ trägt. Doch zu Beginn einige Worte zu Eichendorff selber. Ich erlaube mir die Kurzbiografie und somit die Einleitung in Eichendorffs Lyrik ein bisschen detaillierter wiederzugeben, denn es hat den einten oder anderen interessanten Aspekt dabei.

Die Stille
von Joseph von Eichendorff

Es weiß und rät es doch keiner,
Wie mir so wohl ist, so wohl!
Ach, wüßt es nur Einer, nur Einer,
Kein Mensch es sonst wissen soll!
 
So still ist's nicht draußen im Schnee,
So stumm und verschwiegen sind
Die Sterne nicht in der Höhe,
Als meine Gedanken sind.
 
Ich wünscht, es wäre schon Morgen,
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Da fliegen zwei Lerchen auf,
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Die überfliegen einander,
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Mein Herze folgt ihrem Lauf.
 
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Ich wünscht, ich wäre ein Vöglein
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Und zöge über das Meer,
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Wohl über das Meer und weiter,
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Bis daß ich im Himmel wär!

(„Die Stille“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.5 KB) zur Unterstützung an.)

Kurzbiographie

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde vor gut 211 Jahren am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Die Eichendorffs gehörten zum kleinen Landadel.

Eichendorff wuchs zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Wilhelm und der sechzehn Jahre jüngeren Schwester Luise Antonie - die spätere Freundin Adalbert Stifters - in relativer Freizügigkeit auf.

Ab 1801 besuchte das Brüderpaar insgesamt drei Jahre lang das katholische Gymnasium in Breslau, anschliessend verbrachten sie ein weiteres Jahr als Hospitanten an der Universität. Das Jurastudium nahmen sie im Frühjahr 1805 in Halle auf, 1807 dann Heidelberg. Hier besuchte Eichendorff das Kolleg von Joseph Görres, er lernte Loeben kennen und den Umkreis der beiden wichtigsten Vertreter der Heidelberger Romantik, Clemens Brentano und Achim von Arnim.

Es war ein entscheidendes Jahr. Die Dinge begannen für Eichendorff zu »singen«. Nicht nur Görres, vor allem die Schriften von Novalis und Goethe hatten ihn beeinflusst, nun aber spürte er selbst die Offenbarung der Dinge und ihres Wesens, die Offenbarung der Natur. Erst dadurch, dass der Dichter die Dinge zum Leben erweckt und zum Sprechen bringt, wird die Welt lebendig - wie es in einem berühmten Vierzeiler Eichendorffs zum Ausdruck kommt:

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort. „

1808 beendeten die Brüder das Studium, ohne Abschluss, wie es für Adelige zu dieser Zeit üblich war.

Die Lebenswege der Brüder trennten sich nun. Joseph tauchte - von 1813 bis Anfang 1816 - in den Befreiungskriegen unter.

Dazwischen, 1815, lag seine Heirat mit Luise von Larisch, sehr zum Unwillen der Mutter, die sich eine bessere Partie für den Sohn und für das Gut erhofft hatte.

In dieser Zeit entstanden die meisten der Erzählungen: Das Marmorbild, Aus dem Leben eines Taugenichts, Viel Lärmen um nichts, Auch ich war in Arkadien, sowie Dichter und ihre Gesellen, Eine Meerfahrt, 1837 Das Schloss Dürande - im selben Jahr auch die erste Gesamtausgabe der Gedichte, 4 Jahre später Die Glücksritter und schliesslich Libertas und ihre Freier.

Eichendorff lebte in all den Jahrzehnten seiner Beamtentätigkeit bis zu seinem Tod zurückgezogen im Kreis der Familie, unscheinbar, inkognito, von der öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Ein gütiger, bescheidener, warmherziger Mensch. Freilich, er war mit Arnim und Brentano, den Schlegels, Tieck, Kleist, E. T. A. Hoffmann bekannt. 1846/47 begegnete er während eines langen Aufenthalts in Wien Robert und Clara Schumann, Meyerbeer, Grillparzer und Stifter.

In der Zeit nach der Pensionierung arbeitete er vorwiegend publizistisch; ein Dichter, so schrieb er, müsse wissen, wann er aufzuhören habe.

1855 zog er zu seiner Tochter nach Neisse in Oberschlesien, bald darauf starb seine Frau - für ihn ein erster Wink des Schicksals.

Am 26. November 1857 starb Joseph von Eichendorff im Alter von 69 Jahren, hinweggerafft von einer kleinen Erkältung.

(inkognito=anonym)

Die Werke von Eichendorff gehören heute zur Romantik und sind gekennzeichnet durch wohltuende Schlichtheit, Bilder aus der Natur werden zum Ausdruck für seelische Vorgänge. Oft sind dunkle Untertöne spürbar. Joseph von Eichendorff war gläubiger Katholik. Die erste selbständige Sammlung seiner Gedichte erschien 1837. Vorher waren schon sehr schöne Gedichte in den Erzählungen eingestreut. Als Erzähler war Joseph von Eichendorf auch wesentlich Lyriker. Die musikalisch - lyrische Form und die typisch romantischen Motive finden sich in den meisten Arbeiten wieder. Die Werke von Eichendorff inspirierten sehr viele Musiker zu Vertonungen. Die Gedichte von Joseph von Eichendorff bilden den Höhepunkt der deutschen Romantik in der Lyrik.

Interpretation des Gedichtes:

Das Gedicht besteht aus 4 Versgruppen zu je 4 Verszeilen. Das Metrum ist für alle 4 Strophen praktisch identisch. Meistens 2 Jamben und dann ein Anapäst. Der Rhythmus ist somit rein hörtechnisch betrachtet bei jeder Strophe ähnlich, hie und da gibt es aber doch gewisse Differenzen, welche auch durch Satzzeichen wie Kommas hervorgerufen werden. Das Gedicht ist teilweise gereimt, jedoch nicht regelmässig, bei der ersten Strophe kreuzen sich die Reime, bei den drei anderen sind es jeweils Vers zwei und vier welche gereimt sind. Teilweise sind es auch Wortpaare wie „fliegen und überfliegen“ z.B., welche bei aufeinanderfolgenden Versen diesen reimenden Klang mit sich bringen. Die Sätze sind ziemlich einfach aufgebaut und gegliedert. Die Zeit ist Präsens. Deutlich merkt man bei diesem Gedicht romantische Züge und Naturbezogenheit, was z.B. die Wörter wie „Menschen, Schnee, Lerchen, Meer, Himmel“ verdeutlichen.

Das Gedicht beginnt mit der Aussage „Es weiss und rät es doch keiner, wie mir so wohl ist so wohl“. Ich interpretiere das als eine gewisse verborgene Verliebtheit des Sprechers, ich glaube es ist Eichendorff selber, was man dann später noch besser merkt. Dann wünscht er sich dass es genau einer Wissen soll dass es ihm gut geht dass er verliebt ist und er will dass es genau diese eine Person zu wissen bekommt, was er mit einer Wiederholung der Aussage auch gewissermassen unterstreicht, wie auch schon beim Vers zuvor zu beobachten war. Er will aber nicht dass es ein anderer Mensch erfährt, eben nur einer soll es wissen. Ich verweise jetzt nochmals auf die Biographie, es war 1815, als sich Eichendorff mit Luise von Larisch vermählt hat. Ich denke mir also dass es sich um die Liebe mit Luise handelt, und zwar in der Kennenlernphase. Leider konnte ich meinen Recherchen nicht entnehmen wann dieses Gedicht genau entstanden ist, es wäre dann wahrscheinlich ein wenig klarer.

Er beschreibt dann seine Gedanken als still, stumm und auch verschwiegen, er traut sich vielleicht nicht mit ihr darüber zu reden dass er in sie verliebt ist und so bleibt dieses Gefühl still in ihm drin. Auch nimmt er stark bezug zur Natur, er vergleicht seine Gedanken mit dem Schnee und mit den Sternen in der Höhe.

Er wünscht sich es wäre schon Morgen, also ist darauf zu schliessen dass es Nacht ist, also dunkel. Das würde auch erklären warum er seine Gedanken in der Zweiten Strophe so ausführlich beschreibt, er liegt wach im Bett und denkt über seine Liebe nach, über seine Verschwiegenheit, legt seine Gedanken zurecht. Dann Dämmert es wohl schon, als zwei Lerchen auffliegen. Das könnte ein Symbol eines Liebespärchens sein, welche einander überfliegen, also in gewissem Sinne auch herumturteln. Dann folgt sein Herze ihrem Lauf, seine Liebe folgt also dem Weg der Lerchen. Aber er sieht sich nicht selber als Lerche, sondern beobachtet ein Paar, vielleicht Luise als sie noch einen anderen Liebhaber hatte.

Jetzt wünscht er sich auch ein Vöglein zu sein, möglicherweise mit der Freiheit eines Vogels mit seiner Liebe zu Luise zu finden. Vielleicht denkt er sich als Vöglein würde es ihm einfacher fallen ihr seine Liebe zu gestehen „Und zöge über das Meer“. Er will Freiheit spüren, über das weite Meer fliegen können. „Wohl über das Meer und weiter, bis dass ich im Himmel wär“. Er möchte die Hürde überspringen, über das Meer hinüber zum unendlichen Horizont in den siebten Himmel, ins Glück.

Solch ein Romantischer Schreibstil und Naturbezogenheit ist mir bei Eichendorff sofort aufgefallen, als ich mein Gedicht auswählte. Es phaszinierte mich und regte mich auch zum Nachdenken an. Deshalb war für mich klar dass es ein Gedicht von Eichendorff sein sollte. Und so musste ich mich schlussendlich zwischen „Mondnacht“ und „Die Stille“ entscheiden, wobei ich mich dann für die Stille entschied, da für mich der Titel ansprechender war als „Mondnacht“. Von da an begann ich mich mit diesem Gedicht und Eichendorff selber zu befassen und schliesslich dieses Referat zu schreiben.

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